Die Verspätungs-Pandemie ist nicht vorbei

Die pünktlichen Fahrten in der Weihnachtszeit (siehe letzter Beitrag) können nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Pünktlichkeit insgesamt abgenommen hat. Das sagt nicht nur die offizielle Statistik, sondern auch meine private, für die ich alle zwei Jahre die Blogbeiträge auswerte:

Verspätung (min)FahrtenAnteil 2021/22Anteil 2019/20
<0 11,4 %3,4 %
0–5 4155,4 %63,6 %
5–301824,3 %20,3 %
30–60 68,1 %6,8 %
>60 810,8 %5,9 %
Ausfall00,0 %0,0 %
Meine persönliche Verspätungsstatistik 2021/22

Besonders schwierig war es diesmal zu entscheiden, welche Fahrten ich überhaupt in die Statistik aufnehme. Durch meinen Umzug in den Norden sind die gefahrenen Strecken deutlich kürzer geworden, und der Einfachheit halber nehme ich ja nur Fernverkehrsfahrten in die Statistik auf. Um selbige nicht allzu sehr zu verzerren, habe ich insbesondere die zahlreichen Fahrten zwischen Bremen und Osnabrück weggelassen, auch wenn ich sie meist mit Fernzügen zurückgelegt habe. Diese waren zwar häufig verspätet, oft habe ich aber gerade wegen der Verspätung spontan entschieden, den Zug noch zu nehmen.

Auch ohne diese Fahrten hat sich die Pünktlichkeit leider gegenüber der letzten Statistik deutlich verschlechtert, und 2022 noch mal deutlich gegenüber 2021. „Legendär“ waren die Fahrten von Aschaffenburg nach Bremen, die in dieser Richtung immer mit deutlicher Verspätung endeten (meist über +60), zurück kam ich komischerweise immer pünktlich an. Auf dem Weg in die Hansestadt dürfte sich auch der Negativrekord für 2021 ereignet haben, als der Zug in Nienburg stehen blieb und ich nur mit einem Busnotverkehr über vereiste Straßen weiter kam. Die größte Verspätung 2022 dürfte ich auf dem Weg in eine andere Hansestadt erfahren haben, als ich Lübeck fast drei Stunden später als geplant erreichte.

Nach dem Ende des 9-Euro-Tickets hat sich die Lage wieder etwas entspannt. Mein viermonatiges fast tägliches Pendeln zwischen Osnabrück und Minden, größtenteils mit dem IC, lieferte „nur“ vier Fahrgastrechte-Fälle. Neben einer beschädigten Oberleitung wirkte sich hier vor allem aus, dass die eingesetzten IC-Garnituren nicht mehr die neuesten sind und daher gerne mal unterwegs liegen blieben.

Ich hoffe, dass sich der leicht positive Trend fortsetzt und die nächste Statistik wieder besser aussieht als diese. Der Bahn werde ich jedenfalls weiter treu bleiben, sowohl als Fahrgast als auch als Mitarbeiter: Seit dem 1. Januar bin ich Betriebsplaner bei der S-Bahn Hannover, wo ich daher regelmäßig hinfahre – natürlich mit dem Zug.

Pünktliche Weihnachten

Ein frohes neues Jahr euch allen!

Über die Feiertage war ich deutlich mehr mit dem Zug unterwegs als früher: am 23. traditionell nach Lübeck, nachdem ich die Strecke in den letzten beiden Jahren Corona-vorsichtshalber mit dem Auto gefahren war. Vom 25. auf den 26. machte ich von dort aus einen Abstecher nach Hamburg-Harburg, am 26. abends ging es dann wieder zurück nach HO, nur um vom 29.12. bis 1.1. wieder nach Hamburg zu fahren, diesmal nach Altona. Bemerkenswert war, dass keine der Fahrten eine nennenswerte Verspätung hatte, wozu das geringere Fahrgastaufkommen (auch am 23. war die Hauptwelle wohl schon durch) beigetragen haben mag. Am 26. und am 1. gab es außerdem noch ein gemeinsames Essen mit Freundin im Bordrestaurant, ebenfalls zu unserer „vollsten Zufriedenheit“, wie es in Arbeitszeugnissen immer so schön heißt. So kann es gerne weitergehen!

Satz mit X, viel besser als nix

Landauf, landab sind X-Busse der neue „heiße Scheiß“, um es mal salopp auszudrücken. Dahinter verbergen sich Schnellbusse, die das Schienennetz dort ergänzen, wo es nicht oder nicht mehr hinkommt, und die (jetzt aber wirklich) besonders direkte Linienwege und wenige Haltestellen haben sollen. Auch im Ruhrgebiet und Münsterland gibt es seit einiger Zeit solche Linien, von denen ich heute zwei getestet habe. Dafür bin ich zuerst mit dem Zug über EWAN nach EDRN gefahren, das ich mit +5 erreichte. Damit reichte die Zeit zwar noch, um zwei Bilder von den Zügen der RheinRuhrBahn zu machen, deren Geschicke ich bis vor kurzem aus dem Büro gelenkt habe …

Blauer Talent der RheinRuhrBahn in Dorsten
Weißer Talent der RheinRuhrBahn in Dorsten

… aber nicht mehr, um wie ursprünglich geplant den X42 nach Oberhausen-Sterkrade zu nehmen. Das Ersatzprogramm war aber auch nicht zu verachten: Ich fuhr nämlich mit einem anderen XBus, dem X05, der heute seinen ersten Betriebstag hatte, nach Wesel. Dabei war ich streckenweise der einzige Fahrgast, ab Schermbeck wurde der Bus aber einigermaßen gut genutzt. „Mein“ Fahrzeug stammte von einem Subunternehmer und hatte schon das spezielle XBus-Design, im Gegensatz zu den eigenen Fahrzeugen der BVR:

XBus von Brömmel in Wesel
XBus der BVR in Wesel

Von hier ging es wieder wie geplant weiter, nicht etwa mit dem Nikolauszug des Historischen Schienenverkehrs Wesel, der mir auch noch vor die Linse kam …

Lok des Historischen Schienenverkehrs Wesel

… sondern mit dem ex-Abellio-Flirt der Vias nach Bocholt. Dort spazierte ich über den Weihnachtsmarkt zum Bustreff, um noch einige Stadtbusse abzulichten und auf den Höhepunkt der Tour zu warten, den „BaumwollExpress“ X80. Dieser verbindet durch die ehemalige Textilregion Bocholt über einen direkten Linienweg hart an der niederländischen Grenze mit Bad Bentheim. Größere Orte werden dabei größtenteils rechts bzw. links liegen gelassen, nur in Vreden, Alstätte und Gronau wird jeweils das Zentrum angefahren. Entsprechend war der Bus zwischen Vreden und Gronau auch am meisten ausgelastet (etwa 10 Fahrgäste), alleine war ich aber erfreulicherweise nie im Bus. Bus und Haltestellenmasten haben ein recht auffälliges Design:

Haltestellenmast der X80 am Bocholter Bustreff
Bus der X80 am Bocholter Bustreff

Nach gut anderthalbstündiger Fahrt, die dann doch einiges an Sitzfleisch verlangte und draußen auch nicht viel Abwechslung bot, war dann der Bahnhof in Bad Bentheim erreicht, gerade als auch der IC aus Amsterdam angekommen war. Da dieser noch eine neue Lok bekam, erreichte ich ihn noch bequem und konnte die Fahrt dann wie geplant abschließen.

Mal wieder ein Feiertagsausflug

Da ich zurzeit in NRW arbeite, hatte ich am 1. November Feiertag. Den nutzte ich, um von meinem feiertagslosen Wohnort durch das Feiertagsland an einen ebenfalls feiertagslosen Ort zu fahren: Korbach in Hessen, wo ich meinen Onkel besuchte. Für die Hinfahrt hatte ich noch einen Supersparpreis ergattert, da die erste Etappe mit dem ICE nach EDO führen sollte. Der fuhr pünktlich ab, allerdings mit zwei fahrkartenlosen Passagieren an Bord, was dem Zug in EMST eine Verspätung von +12 einbrachte. Wegen baubedingter Umleitung über Hamm wurde es bis EDO noch etwas mehr. Mir konnte es egal sein, hatte ich bis zu meinem Anschlusszug doch noch eine Dreiviertelstunde Zeit, die ich unter anderem zum Frühstücken nutzte. Der Anschluss-RE 57 kam ebenfalls mit Verspätung an und nahm etwa 3 Minuten davon in die Gegenrichtung mit. Meinen 6-Minuten-Anschluss in Brilon Wald sah ich dadurch noch nicht gefährdet. Das änderte sich, als das Flügeln in Bestwig länger dauerte als geplant. Aber der Anschluss wartete, und so erreichte ich pünktlich um 11:45 Uhr die waldeckische Kreisstadt.

Nach ausgiebigem Verwandtenbesuch setzte ich mich um 17:10 Uhr wieder in den Zug. Der Nachteil an Touren um diese Jahreszeit ist, dass es dann schon dunkel ist und ich so nicht mehr wie auf der Hinfahrt das Naturpanorama im strahlenden Sonnenschein genießen konnte. Dafür waren aber die Anschlusszüge alle pünktlich: wiederum der RE 57, der aufgrund von Bauarbeiten in Dortmund-Aplerbeck Süd nur in dieser Richtung in Schwerte hält und dann weiträumig umgeleitet wird, der RE 7 und der RE 2. So erreichte ich pünktlich um 21:10 wieder HO und konnte durch die noch recht milde Luft nach Hause radeln.

Ein Bahnnerd-Wochenende

… liegt hinter mir: Für den Samstag hatten wir uns zuerst den Tag der offenen Tür bei der NordWestBahn, meinem Ex-Arbeitgeber, in Bremerhaven vorgenommen. Anlass war der Start der neuen Flirt-Triebwagen:

Flirt3XL der NordWestBahn für die Regio-S-Bahn Bremen/Niedersachsen

Die Bestandstriebwagen des Typs Coradia Continental werden sukzessive renoviert. Das erste Fahrzeug im neuen Gewand wurde ebenfalls präsentiert.

Neu gestalteter Coradia Continental der NordWestBahn

Als weitere Attraktionen gab es einen Wettbewerb, bei dem Menschen einen Zug ziehen konnten, sowie Werkstattbesichtigungen und „bahnfremde“ Aktionen wie Kinderschminken und Essensstände.

Nachdem wir Letztere frequentiert hatten, gingen wir zum nächsten Programmpunkt über, der passenderweise direkt nebenan am Bahnhof Wulsdorf begann: die Fahrt mit dem (laut Werbung) weltweit ersten Wasserstoffzug, dem iLINT von Alstom, im Regelbetrieb auf der Strecke nach Buxtehude. Dem fuhren wir zwei Stationen entgegen und stiegen dann ein. Vom Klang her merkt man dem Zug an, dass er letztlich elektrisch angetrieben wird, auch wenn ab einer gewissen Geschwindigkeit die Geräusche der Schienen lauter sind. Am Bremerhavener Hbf endete die Fahrt, und es ergab sich die Gelegenheit für Fotos:

Wasserstoffzug iLINT der EVB in Bremerhaven Hbf
Detail am iLINT

Zurück ging es mit dem ganz normalen Regionalexpress der DB. In der Befürchtung, dass der sich unterwegs mit feuchtfröhlichen Freimarktsbesuchern füllen würde, kauften wir 1.-Klasse-Zuschläge. Im entsprechenden Abteil waren wir dann aber allein, und da der Zug nur noch in Osterholz-Scharmbeck hielt, hielt sich auch die Gefahr der Überfüllung in Grenzen. Dank VBN-Ticket kostete das Ganze aber nur 2,60 pro Nase.

Auch am Sonntag sollte es noch nerdig werden, und zwar hatten wir uns ausgeguckt, dem 628-baugleichen Triebwagen der EVB einen Besuch abzustatten, der noch bis Dezember zwischen Rotenburg und Verden pendelt und dann von der NWB abgelöst wird. Dazu wollten wir mit dem Metronom in die Wümmestadt fahren, der jedoch ausfiel. Also Plan B: in die Lounge und dann mit der Regio-S-Bahn nach Verden, wo wir planmäßig eine Minute vor dem 628er ankommen sollten. Wegen freimarktsbedingter Überfüllung kam die S-Bahn aber mit Verspätung, so dass der Triebwagen schon in der Abstellung war, als wir ankamen. So schauten wir uns noch ein wenig in der Reiterstadt um und stillten den so langsam aufkommenden Hunger, bevor mir dann doch noch das Foto gelang.

628er der EVB in Verden (Aller)

Zurück ging es wiederum mit der RS, die sich ebenfalls bis HB ganz ordentlich füllte – zum Glück hatten wir Sitzplätze. Ein paar Stunden später machte ich mich auf den Weg nach Hause, mit leichter Verspätung und ohne weitere Vorkommnisse.

Dreimal umdisponiert

Anscheinend wird es jedes Mal einmal mehr, dass ich meine Pläne ändern muss: Letzten Freitag wollte ich von Minden, wo ich neuerdings arbeite, nach Bremen und dabei endlich mal die Strecke von dort nach Nienburg befahren. Schon mittags erfuhr ich, dass der nur alle zwei Stunden verkehrende Zug in passender Lage ausfallen würde. Also schwenkte ich auf die S-Bahn über Wunstorf um, nur um zu erfahren, dass diese +30 hatte und der Anschluss daher platzen würde. Nächster Versuch: der RE zum heimatlichen HO und von da mit einem verspäteten IC weiter. Während ich auf Ersteren wartete, fuhr am anderen Bahnsteig der IC Richtung HH ein. Ich befragte den Navigator, ob ich den nicht nehmen könnte, und stellte gerade noch rechtzeitig fest, dass er nun die schnellste Verbindung darstellte, da der RE nun auch Verspätung haben sollte. Also wechselte ich den Bahnsteig, stieg ein und fuhr nun zur Abwechslung sogar mit fast pünktlichen Zügen in die Hansestadt. Im Anschluss-IC probierte ich, da langsam Hunger aufkam, noch den Schoko-Cookie aus der Bordgastronomie, der in einer Ansage in den höchsten Tönen beworben wurde („Wir haben auch einen sehr coolen Schokokeks, der ist wirklich gut.“). Zufälligerweise führte unser Weg vom Bahnhof auch noch am Hauptsitz der Herstellerfirma vorbei.

Zwar ohne Umdisposition, aber trotzdem mit Hindernissen verlief unsere Reise von HB nach HO am Dienstag: In letzter Minute hatte ich noch mit Mitfahrergutschein und Schnupper-BahnCard 1. Klasse zwei Sitzplätze für uns in eben jener reserviert. Nur um dann, als der Zug einfuhr, festzustellen, dass der Wagen mit den reservierten Plätzen gar nicht vorhanden und auch sonst kein Platz mehr frei war. Also verbrachten wir die knapp einstündige und immerhin pünktliche Fahrt im Türraum eines 2.-Klasse-Wagens, und ich hoffe jetzt auf Rückerstattung des Aufpreises.

Über die Wupper

Am letzten Wochenende des 9-Euro-Tickets nutzte ich es noch einmal voll aus. Dass es gerade dieser Termin wurde, war eher Zufall, denn der Anlass war das Fest zum 125-jährigen (Be-)Stehen der Müngstener Brücke, der mit 107 Metern höchsten Eisenbahnbrücke Deutschlands. Dafür fuhr ich am Freitagabend nach Remscheid, nicht ohne noch kräftig das Bahn-Chaos dieses Sommers mitzunehmen: War der RE 2 nach EMST noch pünktlich, so hatte der Anschluss-RE 7 etwa +20 und war gut gefüllt. Ab Bönen wurde die Verspätung aufgrund eines längeren Aufenthaltes dann noch etwas mehr, so dass ich statt wie geplant in Solingen bereits in Wuppertal-Oberbarmen in die S 7 umstieg und mir daher die Fahrt über die Brücke für diesen Abend verwehrt blieb. Den anderen Reisenden auch, denn der Zug endete wegen Personalmangels außerplanmäßig in Remscheid Hbf. Ich wollte sowieso in den Bus umsteigen, den ich zum Glück gerade noch so erreichte und fast direkt vor dem Hotel aussteigen konnte.

Am Samstag machte ich mich nach einem kurzen Besuch der Remscheider Innenstadt zuerst auf den Weg zum Brückenpark, der direkt unter dem Bauwerk liegt und beste Blicke darauf bietet:

Blick aus dem Brückenpark auf die Müngstener Brücke
Blick aus dem Brückenpark auf die Müngstener Brücke

Anlässlich des Festes fuhr ein historischer Zug über die „Bergische Runde“ Solingen – Remscheid – Wuppertal – Solingen, in deren Verlauf auch die Brücke liegt. Den passte ich natürlich ab:

Museumszug auf der Müngstener Brücke

Im Park war auch schon die Bühne für das abendliche Konzert der Bergischen Symphoniker aufgebaut. In der Zeitung hatte ich zufällig morgens gelesen, dass der Park dann nur für Konzertbesucher geöffnet sein sollte, aber eine Mitarbeiterin sagte, dass das kurzfristig geändert worden sei und alle Zutritt hätten. Das war für mich wichtig, da die Brücke zeitgleich illuminiert werden würde und ich das natürlich sehen wollte.

Also verließ ich erst mal beruhigt den Brückenpark, um den restlichen Nahverkehr im Bergischen Städtedreieck auf den Chip zu bannen. Die Remscheider Citaros hatte ich schon morgens „erledigt“, also erweiterte ich noch die Sammlung von Bildern des Solinger Obus und der Wuppertaler Schwebebahn, hier zwei Beispiele. Auch den Dampfzug bekam ich bei der Anfahrt im Solinger Hbf noch mal etwas näher vor die Linse.

Solaris Trollino am zentralen Umsteigepunkt Graf-Wilhelm-Platz in Solingen
Ein Wagen der aktuellen Generation 15 der Wuppertaler Schwebebahn erreicht die Endstation Oberbarmen
Historischer Zug mit 78 468 des Fördervereins Eisenbahn-Tradition bei der Abfahrt in Solingen Hbf

Nachdem so langsam die Dämmerung einsetzte, machte ich mich wieder auf den Weg zum Brückenpark. Dazu stieg ich am Hp Solingen-Schaberg aus, von wo es nur ein kurzer Weg (logischer- und praktischerweise bergab) ist. Unterwegs kam ich an einer Stelle vorbei, an der sich schon diverse Menschen mit Kameras und teilweise Campingmöbeln postiert hatten und beschloss spontan, dort zu bleiben.

Und ich wurde nicht enttäuscht: Die Illumination war beeindruckend, zumal mit den auch hier oben gut zu hörenden Symphonikern. Der Heißluftballon, der auf der anderen Seite der Brücke aufstieg, rundete das Ganze ab. Mangels Stativ konnte ich das Ganze nicht gerade perfekt aufs Silizium bringen, will es euch aber trotzdem nicht vorenthalten.

Die Abreise der Besucher vom Brückenpark war gut organisiert: Die Haltestelle direkt am Parkeingang war, wohl auch wegen des zu erwartenden Andrangs, auf einen Parkplatz am Wupperufer verlegt worden. Dort erleuchtete ein generatorbetriebenes Licht die Szenerie. Da die Brücke genau im Dreieck von Wuppertal, Remscheid und Solingen liegt, gab es auch in alle drei Städte Sonderbusse. Die waren natürlich entsprechend voll, das Personal sorgte aber für die Disposition weiterer Fahrzeuge. In meinem Bus nach Remscheid konnte auch niemand mehr umfallen, der Stimmung tat das aber keinen Abbruch und mein Hotel lag praktischerweise so, dass ich schon an einer der ersten Haltestellen nach Erreichen des Stadtgebiets aussteigen konnte.

Auf der Heimfahrt am Sonntagmittag musste ich noch mal umdisponieren, weil der Bus vom Hotel zum Hbf nicht auftauchte. Stattdessen fuhr ich nach Güldenwerth, wo gerade in dem Moment, als mein Zug ankam, der Dampfzug entgegenkam. Die weitere Fahrt lief – wider Erwarten – genau wie geplant, sieht man mal von etwa 10 Minuten Verspätung bei allen Zügen ab: S 7 bis KSO, RE 7 bis EMST und von da der IC nach HO. Dafür musste ich natürlich dann doch noch einen Fahrschein kaufen, aber weniger als 8 Euro für mindestens 20 Minuten Zeitersparnis schienen mir ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.

Unterwegs für mehr oder weniger als 9 Euro

Unter anderem wegen meiner BahnCard 50 nutzte ich für die meisten meiner Reisen in den letzten Wochen nicht nur das Billigticket. So machte ich mich am 30. Juli auf den Weg zur Sommerakademie, zu der ich wieder über Schladern anreiste – bis KK mit dem ICE. Dort hatte ich zwar diesmal durchgehend einen Sitzplatz, der Zug aber auch etwa +20. Die eigentlich angepeilte S-Bahn erreichte ich dadurch nicht. Wegen der üblichen Gedenkminute auf der Hohenzollernbrücke erreichte ich auch den nachfolgenden RE nur in letzter Minute, kam dafür aber nur wenige Minuten später als geplant am Ziel an.

Für die Rückfahrt am darauffolgenden Sonntag hatte ich die Verbindung ausgewählt, die normalerweise nur mit Nahverkehrszügen funktionieren würde. Wegen Bauarbeiten fuhr aber der RE 1 nicht, so dass ich von KK nach EE ein ICE-Ticket brauchte. Der Zug war erstaunlich leer, aber leider wegen der Bauarbeiten nicht ganz pünktlich, so dass der RE nach HO gerade weg war. So hatte ich Zeit, eine (sehr gute) Currywurst von der Frittenschmiede zu essen, bis ich dann den nächsten RE nehmen konnte (die Verbindung dazwischen mit Umstieg in EMST fiel wegen Personalmangels aus). Hier gab es nur leichte Verspätung zu vermelden, und ich konnte meinen Heimatbahnhof wie auch die anderen Bahnhöfe auf dieser Fahrt sitzenderweise erreichen.

Für meine Fahrt am vergangenen Freitag nach Lübeck zahlte ich dagegen gar nichts, weil ich mal wieder Bahn-Bonus-Punkte vor dem Verfall retten wollte. Also ging es mit dem ICE ab HO los. Schon bei dessen Ankunft war klar, dass der Anschluss in AH nicht klappen würde. Noch rechnete ich damit, dass ich eine halbe Stunde später in AL ankommen würde, bis noch vor der Abfahrt die Durchsage kam, dass es „mehrere Probleme“ auf der Strecke gebe und wir daher umgeleitet würden. Statt wie erhofft über Minden–Nienburg (eine Strecke, die mir immer noch in meiner Sammlung fehlt) ging es aber nach HH, wo für die Weiterfahrt nach AH zum Umstieg geraten wurde. Der Anschlusszug wurde – diesmal wegen Bauarbeiten – über Verden–Rotenburg umgeleitet und hatte darüber hinaus so viel Verspätung, dass es auch mit dem übernächsten Zug nach Lübeck nichts wurde und ich die Hansestadt erst kurz nach Mitternacht mit einem rappelvollen RE erreichte. Kurios: Den Fahrgastrechte-Antrag (es gibt ja dann Punkte zurück) wollte ich bei der Ankunft in der App stellen, diese monierte aber, dass das Ankunftsdatum (das ja schon der Samstag war) „nicht in der Zukunft“ liegen dürfe.

Nur wenig besser lief es auf der Rückfahrt am Sonntag: Der RE nach AH war noch pünktlich, und ich hatte einen regulären Sitzplatz. Weiter sollte es eigentlich mit dem Metronom-RE nach HB gehen, um da noch die Freundin zu treffen. Der war aber so überfüllt, dass ich lieber auf den ICE auswich (später wurde auch noch bekanntgegeben, dass der RE wegen „Reparatur am Zug“ ausfiel). Der ICE war immerhin fast pünktlich, auch wenn es einen Sitzplatz für mich nur an der Eingangstür gab. Umgekehrt war es bei der Weiterfahrt nach HO: Hier gab es zwar einen ganzen Vierersitz mit Tisch für mich alleine, das allerdings mit fast einer Stunde Verspätung.

Zum Glück leicht verspätet

Eigentlich war alles ganz anders geplant, aber aus verschiedenen Gründen disponierte ich um und fuhr am Donnerstag nach Bremen – nicht mit dem 9-Euro-Ticket, sondern mit einem Ticket für den ICE, den ich gerade noch erwischt hatte und der annähernd pünktlich war (wäre er es völlig gewesen, hätte ich ihn gar nicht mehr erreicht). Am Sonntag ging es dann mit Freundin und ihrer Verwandtschaft für „9 Euro“ nach Lüneburg – pünktlich und mit Sitzplatz. Zurück brach ich alleine und etwas früher auf, da ich den längeren Weg hatte. Offiziell sollte ich dazu mit dem ICE fahren und in AHAR (wo ich meinen Rucksack eingeschlossen hatte) recht lange warten, doch ich erreichte noch den leicht verspäteten RE (und sparte mir somit für den ersten Abschnitt schon mal die Fernverkehrs-Fahrkarte). Der Anschluss-IC, der eigentlich schon hätte weg sein sollen, war gerade so viel verspätet, dass ich meinen Rucksack holen und bequem umsteigen konnte. Und so war ich zwar mit +10, aber insgesamt eine Stunde früher als geplant zu Hause (und sogar früher als meine Freundin). Manchmal können leichte Verspätungen eben auch ein Glücksfall sein.

Neun Euro oder neu Neuro?

Kaum jemand dürfte es nicht mitbekommen haben: Seit gut einem Monat gibt es nun das Neun-Euro-Ticket, mit dem man einen Monat lang bundesweit mit allen Nahverkehrsmitteln fahren kann. Aber wie sind meine persönlichen Erfahrungen damit? Kann ich mich über das günstige Fahren freuen oder nervt es eher? Das Wortspiel in der Überschrift brachte in dem Zusammenhang ein User im ICE-Treff auf.

Meine erste Fahrt mit dem Ticket fand am Freitag vor Pfingsten statt, wobei ich die meiste Zeit eigentlich mit einer ICE-Fahrkarte unterwegs war, nämlich von Osnabrück nach Köln. Der war trotz des höheren Fahrpreises ziemlich voll, unter anderem mit diversen Schulklassen, die auf dem Weg von oder zu Klassenfahrten waren (und sich freuten, dass anscheinend ein YouTuber an Bord war). Einer solchen Klasse musste ich auch in Hagen meinen Platz räumen und fortan auf der Einstiegsstufe sitzen, bis mit etwa einer halben Stunde Verspätung die Domstadt erreicht war und ich das Billigticket für die Straßenbahnfahrt zum Barbarossaplatz nutzte.

Zurück ging es dann am Pfingstmontag mit zwei Freunden und der S-Bahn ab Schladern. Dort, kurz hinter dem Startbahnhof, fanden wir noch bequem Platz für uns und unser Gepäck. Bis Köln wurde es dann deutlich voller, was aber nicht nur dem 9-Euro-Ticket geschuldet war, sondern auch der Tatsache, dass eben Pfingstmontag war, vor allem aber der zweite Zugteil fehlte. Zum Glück mussten die meisten Stehenden das nicht lange tun, da sie in KK ausstiegen. Das tat ich auch und fuhr in die etwas kleinere Domstadt wieder mit dem ICE zurück. Dort fand sich trotz „Ausgebucht“-Warnung noch bequem ein Sitzplatz, und die Verspätung hielt sich mit +20 einigermaßen in Grenzen.

Die nächste Fahrt machte ich dann mit Freundin am 18. Juni von Osnabrück nach Wilhelmshaven und zurück. Natürlich wollten an dem Tag viele an die Küste, und in Oldenburg war auch noch CSD. Daher gab es zeitweise nur noch Stehplätze, es musste aber niemand zurückbleiben und an den nächsten Stationen leerte es sich recht zügig wieder. Pünktlich waren die Züge auch, so dass es insgesamt eine entspannte Tour war.

Wieder das erste Stück mit dem ICE fuhr ich am Wochenende darauf, nämlich erst nach Hamburg. Bis Bremen musste ich wieder auf der Eingangsstufe sitzen, danach nutzte ich aber einen nicht beanspruchten reservierten Platz. Mit dem 9-Euro-Ticket ging es dann weiter im RE nach Lübeck, wo sich noch genug Sitzplätze fanden. Ebenso war es auf der Rückfahrt. In der Hansestadt traf ich noch Kumpel Daniel in der Premium-Lounge, bevor es dann wieder mit dem ICE zurück ging, auch hier wieder mit richtigem Sitzplatz und pünktlich.

Eine Woche später war ich dann nach Marl unterwegs, wohin die schnellste Verbindung ab HO ohnehin mit dem RE 2 führt. Der kam wegen einer Störung an der Strecke verspätet an und füllte sich ebenso schnell mit neuen Fahrgästen, wie die ankommenden ausstiegen. Daher gab es für mich leider nur einen Stehplatz und dazu noch +20, so dass ich bereits in Haltern ausstieg und mit der S 9 weiter fuhr, immerhin sitzenderweise. So verbrachte ich auch die Rückfahrt, leider allerdings wieder mit +30

Fazit: Für leerere Züge hat das Ticket erwartungsgemäß nicht gesorgt, das totale Chaos zeigte sich aber zumindest auf meinen Fahrten auch nicht. Das zweite Ticket ist gekauft und harrt seines ersten Einsatzes am Wochenende, wieder in Kombination mit dem Fernverkehr.