Heart of Britain (4/Schluss)

In der letzten Folge habe ich mit einem Freund und seiner Tochter einen Abstecher über die Heart of Wales Line gemacht, um die nächsten Tage mit ihnen und weiteren Freunden in der Nähe von Shrewsbury zu verbringen. Jetzt mache ich mich nach acht schönen Tagen auf der Insel wieder auf den Heimweg. Den könnte ich zwar theoretisch an einem Tag schaffen, dann wäre es aber eine 13-Stunden-Ochsentour, auf der alle Anschlüsse klappen müssen. Also habe ich einen Zwischenstopp eingeplant und mich nach einigem Überlegen für Lille entschieden, weil ich da noch nie war und es ziemlich genau auf halbem Weg liegt.

Aufmerksamen Lesern ist es übrigens vielleicht aufgefallen: Ich bin insgesamt acht Tage mit dem Zug unterwegs, obwohl ich nur ein 7-Tage-Interrail habe. Den fehlenden Tag habe ich am ersten Tag in Cornwall mit einem „Cornwall Ranger“ überbrückt, mit dem man für 15 Pfund einen Tag auf allen Bahnstrecken westlich von Plymouth fahren kann – sehr gut angelegtes Geld.

Die Rückreise beginnt in Wellington – natürlich nicht dem in Neuseeland, sondern dem in Shropshire, das in der Nähe des Wohnorts von meiner Freundin und ihrem Mann liegt. Von dort will ich über Birmingham nach London fahren. Dort habe ich eine Stunde Puffer gegenüber der vorgesehenen Übergangszeit zum Eurostar eingeplant. Leider geht die schon bei der Abfahrt verloren, weil der schnelle Zug nach Birmingham, der aus Holyhead kommt, so viel Verspätung hat, dass der Anschluss in Birmingham nicht mehr klappt. In der Zwischenzeit kommt der langsame Zug aus Shrewsbury, mit dem ich letztendlich fahre.

Kaum losgefahren, schon in Hamburg 😉
Mein Zug nach der Ankunft in Birmingham New Street

Da die schnellen Züge von Birmingham nach London im Halbstundentakt fahren, soll sich meine Ankunft dort auch nur um eine etwa halbe Stunde verzögern. Leider hat aber auch dieser Zug Verspätung. Unterwegs schleicht er noch ein bisschen und wird schließlich an einem der Halte vom nachfolgenden Zug überholt, weil dieser dort nicht hält. Letztendlich erreiche ich die Hauptstadt aber immer noch rechtzeitig für den Eurostar. Für den muss ich jetzt erst mal die etwa 1000 Meter von Euston nach St Pancras laufen. Als meine Freunde noch in Leicester oder dort in der Nähe wohnten, war das in dieser Hinsicht deutlich praktischer.

Solche Pendolinos von Avanti West Coast fahren zwischen London, Birmingham und dem Norden

Die Schlange am Check-in ist lang, zumal die Züge nach Brüssel und Paris fast gleichzeitig abfahren. Erfreulicherweise spare ich bei der Passkontrolle ein wenig Zeit, da ich mit meinem EU-Pass herausgewunken werde und die automatischen Terminals benutzen kann. Die Zeit bis zur Abfahrt will ich wieder in der Lounge verbringen. Ich zeige der Mitarbeiterin am Eingang meinen 2D-Code für den Loungezugang in der BahnBonus-App. Sie fragt gezielt nach „something with your name on it“, worauf ich ihr die virtuelle BahnCard in der App zeige. Dann will sie noch meine Fahrkarte sehen (was recht unsinnig ist, weil man ohne Fahrkarte ja gar nicht in den Check-in-Bereich kommt) und lässt mich rein, so dass ich noch ein wenig Knabbersachen und Getränke genießen kann. Komplette Mahlzeiten wie in der DB-Premium-Lounge gibt es hier nicht.

Der Eurostar fährt pünktlich ab, bleibt aber kurz vor Ashford kurz stehen und fährt dann auch nicht mit vollem Tempo. Trotzdem erreichen wir Lille nur mit etwa +10. Einen Anschluss brauche ich ja sowieso nicht mehr, mein Hotel ist sogar in Laufentfernung vom Bahnhof Europe direkt gegenüber dem alten Bahnhof Flandres. Ich checke ein und spaziere dann noch ein wenig durch die Stadt, die ihren flämischen Einfluss nicht leugnen kann.

Am nächsten Morgen widme ich mich noch dem öffentlichen Nahverkehr der nordfranzösischen Metropole. Der hat als Besonderheit eine der ersten vollautomatischen Metros (VAL-System) und einen der drei Straßenbahnbetriebe in Frankreich, die nie stillgelegt waren. Um das Netz zu erkunden, kaufe ich eine Tageskarte für 5,30 Euro. Da ich aber keine Transponderkarte habe, auf die ich das Ticket laden kann, kommen noch mal 0,20 Euro für eine Papierkarte obendrauf. Von der Metro gelingt mir an der Endstation trotz der Bahnsteigtüren ein einigermaßen brauchbares Bild, von der Straßenbahn mache ich eins an der Haltestelle mit dem schönen Namen Romarin (Rosmarin).

VAL-Metrozug an der Endstation CHU – Eurasanté
Farbenspiel durch bunte Glasbausteine an der Umsteigestation Porte des Postes
Straßenbahnzug an der Station Romarin, umgeben von Mieträdern und moderner Architektur

Danach habe ich bis zur Abfahrt meines Zuges immer noch Zeit, die ich in einem Café im Bahnhof Europe verbringe. Ich fahre wieder mit dem Eurostar, bei dem derzeit die Relation Lille–Brüssel, auch nur in dieser Richtung, die einzige buchbare ist, die nicht London berührt. Selbst die Halte in Ashford und Ebbsfleet werden seit Corona nicht mehr bedient, weswegen ich auch die Idee eines Zwischenstopps in Kent verworfen hatte. Ein Check-in gibt es für Lille–Brüssel natürlich nicht, auch wenn auf dem Ticket steht, dass man 45 Minuten vorher da sein sollte. Tatsächlich geht aber einige Minuten vor der Abfahrt Sicherheitspersonal über den Bahnsteig und kontrolliert die Fahrkarten, damit keine Kontrolle im Zug stattfinden muss. Da Interrail mir zumindest für diesen Zug keinen Zuschlag verkaufen wollte, habe ich eine normale Fahrkarte gekauft und zeige sie vor. Auch kurios: Als Zielbahnhof wird am Bahnsteig Brüssel angezeigt (weiter kann man ja nicht buchen), obwohl der Zug nach Amsterdam fährt.

Diesmal ist der Eurostar pünktlich, so dass ich nicht um meinen 20-Minuten-Anschluss in Brüssel bangen muss. Das tue ich aber sowieso viel mehr um die Zuverlässigkeit des ICE weiter nach Köln. Der hat zwar so viel Verspätung, dass er erst nach dem Eurostar ankommt (normalerweise hat er 50 Minuten Wendezeit), fährt aber immerhin überhaupt und das ab Brüssel sogar halbwegs pünktlich. Meine Reservierung nutze ich diesmal freiwillig nicht, weil es im Nachbarwagen viel leerer ist.

Da wir nicht immer mit voller Geschwindigkeit fahren und in Lüttich ein paar Minuten „aus technischen Gründen“ stehen, sammeln wir bis Aachen allerdings doch +20 ein. Am Abzweig der Wesertalstrecke kurz vor der Grenze wartet schon der RE auf unsere Durchfahrt. Wegen der Bauarbeiten soll der ICE heute nicht nur wieder über Rheydt umgeleitet werden, sondern auch in Köln-Ehrenfeld statt am Hbf halten. Von da soll ich mich dann nach Deutz durchschlagen, wo mein Anschlusszug hält. Ein Blick in den Navigator ergibt aber, dass der Zug davor, der EC 8, so viel Verspätung hat, dass ich ihn noch in Düsseldorf erreichen kann, wenn ich ab Aachen mit dem RE 4 fahre. Also steige ich dort bereits aus und esse, weil es kein so großes Angebot wie in der anderen Domstadt gibt, nach langer Zeit mal wieder beim goldenen M. Einzig erwähnenswert auf der Weiterfahrt ist ein in Aachen West abgestellter ICE3 neo (BR 408), von dem mir einige Bilder gelingen.

In KD angekommen, vergrößert sich die Verspätung des EC 8 noch weiter. Generell kein seltenes Phänomen, heute wohl damit zu erklären, dass die zwei Gleise von KKDT mit dem Umleitungsverkehr überfordert sind. Letztendlich hat er fast +60, die werden aber immerhin nicht mehr und der nachfolgende ICE hätte auch etwas Verspätung. Ironischerweise ist der EC 8 ja der Zug, den ich gemäß der ursprünglichen Planung, noch ohne die Umleitung des Brüssel-ICE, hätte nehmen sollen. Man kann sich also nun streiten, ob ich mit fast einer Stunde Verspätung gegenüber diesem Fahrplan oder einige Minuten früher als dem letztendlich an diesem Tag gültigen in Bremen ankomme. Das Wichtige ist: Ich komme an, kann mich über kühleres Wetter als in Düsseldorf freuen und gleich meiner Partnerin, die mich vor dem Bahnhof empfängt, von der sehr gelungenen Reise erzählen.

Mitten im Winter, von Mittwoch bis Freitag

Zu dieser Zeit soll laut Alfred Kerr Paris besonders schön sein. Um das zu überprüfen, machten wir uns Mitte Januar auf den Weg. Unsere erste Station war aber Lyon, wo wir natürlich mit dem TGV von Deutschland aus hinfuhren. Konkret von Mannheim, das wir wiederum von HO mit dem ICE erreichten. Zur Sicherheit hatten wir eine Stunde Aufenthalt eingeplant, denn das Verpassen des TGV hätte alle Reisepläne über den Haufen geworfen. Ob es ohne den Aufenthalt auch geklappt hätte, weiß ich nicht mehr, so jedenfalls erreichten wir die Kurpfalzmetropole pünktlich und hatten noch genug Zeit, um uns bei Coffee Fellows einzudecken und den Rest der Zeit in der Lounge zu verbringen. Auch die TGV-Fahrt verlief ohne größere Komplikationen, so dass wir „nur“ mit etwa +10 Lyon Part Dieu erreichten, wo uns meine Tante schon erwartete.

Während unseres Aufenthalts gelangen mir unter anderem endlich gute Bilder von der Straßenbahn, deren Design an eine Seidenraupe erinnern soll:

Lyoner Citadis-Straßenbahnzug unterwegs auf der Linie T6
Kopf eines TCL-Straßenbahnzuges

Natürlich nutzten wir auch die anderen Verkehrsmittel des vielseitigen Lyoner ÖPNV: Dieselbus, Obus, Standseilbahn und alle vier Metrolinien, wobei die B inzwischen auch automatisch fährt, und zwar mit anderen Fahrzeugen als die D:

Metrozug der Linie B in Saxe – Gambetta

Nach vier Tagen fuhren wir weiter in die Hauptstadt, natürlich wieder mit dem TGV. Im Gegensatz zu dem von Frankfurt nach Lyon kann man auf der Strecke Lyon – Paris, die ja die erste SFS in Frankreich war, richtigen Geschwindigkeitsrausch erleben, und obendrein laufen die Züge deutlich ruhiger als die meisten ICE-Baureihen. Angekommen am Gare de Lyon, hatten wir es nicht weit in unser Hotel, was allerdings auch bedeutete, dass bei der Abreise eine längere Metrofahrt fällig war. Sonst nutzten wir während unseres Aufenthalts die Metro nur einmal, was unter anderem auf dem Generalstreik am Donnerstag zurückzuführen war – ob Alfred Kerr daran gedacht hat? Dafür fuhren wir dann auch mit automatischen Linien, wobei im Gegensatz zu Lyon Bahnsteigtüren Fotos erschweren.

Zug der Linie 1 am Gare de Lyon

Für die Rückfahrt erreichten wir den Gare du Nord mit so viel Puffer, dass noch ein gemütlicher Kaffee in einem Café gegenüber drin war. Der Thalys wurde für französische Verhältnisse recht früh freigegeben, so dass wir nicht länger in der Kälte warten mussten. Übrigens haben wir die gesamte Reise in der 1. Klasse zurückgelegt, was dank der rechtzeitigen Buchung (und vermutlich außerhalb der Hauptreisezeit) einigermaßen erschwinglich war.

Auch bei der Thalys-Fahrt stellte sich ein gewisser Geschwindigkeitsrausch ein, und wie schon im TGV aus Lyon gab es unterwegs einige verschneite Landschaften zu bewundern. In Köln hatten wir eine knappe Stunde Aufenthalt, auch ohne dass wir das extra eingeplant hätten, wofür wir gerne wieder die Lounge nutzten. Beim Warten auf den Anschlusszug begegnete uns noch dieser Kurz-ICE-1:

Ein Zug aus zwei ICE-1-Triebköpfen durchfährt den Kölner Hbf

Zumindest auf dieser Reise blieb uns auch auf dem letzten Stück das gute Bahnkarma hold, so dass wir pünktlich unsere Zielbahnhöfe Osnabrück und Bremen erreichten.

La République en retard

Wie schon 2012 verbriet ich dieses Jahr den Resturlaub in Südfrankreich, diesmal vom 16. bis 24. März. Wieder nutzte ich den (damals neuen) TGV Frankfurt – Marseille, diesmal zuerst in dieser Richtung. Da das Buchungssystem der DB nicht so wollte wie viele Kunden, bemühte ich für den Fahrkartenkauf mal wieder meine → Lieblingsagentur.

Mein Zubringer-RE zum TGV zog sich wegen einer Stellwerksstörung vor FH etwa +10 zu. Mein Anschluss war dadurch nicht gefährdet, wohl aber die Lounge-Zeit deutlich verkürzt. Im TGV enterte ich statt meines reservierten Platzes einen freien Tisch, der das auch bis zum Ende der Reise blieb. Was wir dagegen nicht blieben, war pünktlich, da wir in Rastatt einen verspäteten ICE vorbeilassen mussten. Nach dem Kopfmachen in Straßburg waren wir zwar wieder annähernd im Plan, jedoch kam als weitere Verspätungsquelle das Ankuppeln an einen weiteren Zugteil in Mülhausen dazu. Da selbiger der vordere war und in Lyon endete, konnten wir erst danach weiterfahren und erreichten Marseille somit wiederum mit +10. Zum Glück fuhr die Metro noch, wobei ich notfalls zum Hotel auch hätte laufen können.

Die nächsten Tage gehörten nur am Rande Bus und Bahn, sondern vor allem dem Schiff zu den Calanques,

Eine der Calanques (Kalksteinbuchten) bei Marseille

Schusters Rappen zum → MuCEM

Neubau des MuCEM, Villa Méditeranée und Cathédrale de La Major

und dem Auto in die Camargue.

Saline in Salins-de-Giraud
In der Camargue

Mit dem Zug ging es erst am dritten Tag weiter, und zwar mit dem Intercités nach Montpellier. Zwar war für diesen Tag ein Generalstreik angekündigt; die SNCF, die sonst recht ausführlich über Ausfälle informiert, hielt sich aber bedeckt, und der Zug fuhr auch ganz normal.

Lok und Intercités-Wagen in aktuellem Farbkleid

Auch von innen hat man die Wagen völlig neu gestaltet, in der 2. Klasse wechselt die Sitzanordnung zwischen 1+3 und 2+2:

Intercités-Wagen der 2. Klasse

In der 1. Klasse sind es stattdessen übrigens 2+1 und 1+2. Praktisch macht das natürlich keinen Unterschied, optisch löst es aber die Monotonie des Großraums etwas auf.

In Montpellier angekommen, deponierte ich erst mal mein Gepäck (das dafür geröntgt werden musste) und erkundete dann die Stadt.

Blick vom Château d’Eau auf Triumphbogen und die ehemalige Kirche St. Anne

Außer einer netten Altstadt gibt es auch vier Straßenbahnlinien, von denen (die Franzosen haben es da ja generell mit dem Design) jede in einem eigenen Farbkleid verkehrt:

Linie 1 der Straßenbahn Montpellier
Linie 2 der Straßenbahn Montpellier
Linie 3 der Straßenbahn Montpellier
Linie 4 der Straßenbahn Montpellier

Nächste Etappe war Béziers, wohin laut DB-Navigator (der normalerweise auch die französischen Züge kennt) in Kürze ein Zug fahren sollte. Da die TER-Automaten nach wie vor sowohl Geldscheine als auch meine Kreditkarte verschmähen, kaufte ich die Karte am Schalter und wartete anschließend eine Weile vergeblich auf den Zug, der schon auf der Anzeigetafel angekündigt war. Des Rätsels Lösung: Wegen des Streiks war der Fahrplan geändert worden, und der Zug, den mir der Navigator genannt hatte, fiel aus. Die Tafel zeigte völlig korrekt den Zug eine Stunde später an … Der war, da mitten im Berufsverkehr, rappelvoll, so dass ich lieber den nächsten nahm, der zum Glück schon eine gute Viertelstunde später fuhr. In Béziers angekommen, gelang mir noch ein Bild eines verspäteten AVE, der aus unerfindlichen Gründen nicht weiter kam:

AVE S100 der Renfe, Derivat des TGV Atlantique

Angesichts des steilen Wegs war ich dankbar für den Bus, der mich bis fast vor die Hoteltür brachte.

Am nächsten Tag war ein Besuch in Carcassonne angesagt, das durch seine mittelalterliche Altstadt (und das gleichnamige Spiel) bekannt ist. Hin ging es mit dem TGV, der leider +40 hatte, diesmal wegen eines entgleisten Baufahrzeugs. Vom Bahnhof ist es zur „Cité“ eine Weile zu laufen, aber der Fußweg lohnt sich:

Stadtmauer der Cité von Carcassonne

Auf dem Rückweg sollte mein Zug erst auch wieder +40, dann stolze +90 haben. Etwa eine Stunde nach der planmäßigen Abfahrt hatte ich genug vom Warten und ging noch mal kurz in die Stadt – natürlich mit dem Resultat, dass der Zug anschließend weg war. Erfreulicherweise dauerte es nicht nur nicht lange bis zum nächsten, meine Fahrkarte ließ sich auch problemlos (von TER auf TGV) umbuchen. Also erreichte ich nur wenig später als geplant wieder Béziers, von dessen ebenfalls sehenswerter Altstadt ich bei der Einfahrt noch einen Blick erhaschen konnte.

Blick aus dem TGV auf die Altstadt von Béziers

Da es in dieser Richtung ja bergab ging, ging ich am nächsten Morgen zu Fuß zum Bahnhof. Für die nächste Etappe stand eine besonders schöne Strecke auf dem Programm, die Ligne des Causses nach Neussargues. Ich nahm den einzigen durchgehenden Zug, der zwar als Intercités läuft, aber mit einem graffitiverseuchten Regionaltriebwagen der Reihe Z2 gefahren wird.

Z2 der SNCF als Intercités nach Neussargues (– Clermont-Ferrand) in Béziers

Die Fahrt durch das Zentralmassiv war tatsächlich sehr beeindruckend. Höhepunkt der Strecke sind zwei Brücken, zum einen das Viaduc de Millau der parallel verlaufenden (und leider wesentlich besser als die Bahn ausgebauten) Autobahn, der höchsten Brücke der Welt,

Viaduc de Millau, die höchste Brücke der Welt

und das Viaduc de Garabit, von Gustave Eiffel entworfen und damit wesentlich älter. Leider kann man beim Darüberfahren die Schönheit natürlich nicht sehen, trotzdem ein Bild:

Fahrt über das Viaduc de Garabit

Der Zug endete zwangsläufig in Neussargues, da hier auch der Fahrdraht endet. Der Zuglauf führt allerdings weiter nach Clermont-Ferrand, so dass Umsteigen in einen Blauwal angesagt war. Wegen Wartens auf Personal hatten wir seit Béziers +10, so dass ein wenig Eile angesagt war. Blöderweise hatte ich mein Handy im Z2 liegenlassen, bekam es aber noch rechtzeitig zurück. Der Wal fuhr wegen technischer Probleme ohnehin ebenfalls mit fast +10 ab … Hier ist er nach der Ankunft in Clermont-Ferrand:

„Blauwal“ (X 73500) der SNCF in der Lackierung der ehemaligen Region Auvergne im Bf Clermont-Ferrand

Nun hatte ich zwei Stunden Zeit für die Hauptstadt der Auvergne, die für mich bisher immer der Inbegriff der abgelegenen französischen Provinz gewesen war. In Wirklichkeit merkte man davon aber wenig, nur der graue Charme vieler Gebäude wie der Kathedrale ist etwas gewöhnungsbedürftig.

Kathedrale von Clermont-Ferrand

Interessante Gefährte gibt es hier auch, nämlich futuristische Busse

Irisbus Crealis Neo 18

sowie Translohr, eine Kreuzung aus Straßenbahn und Obus.

Translohr-Fahrzeug

Nächste und letzte Etappe war die Fahrt nach Lyon. Da ich inzwischen herausgefunden hatte, dass die Fernverkehrs-Automaten (Grandes Lignes) auch TER-Fahrscheine verkaufen und dafür meine Maestro-Karte akzeptieren, brauchte ich mich diesmal nicht am Schalter anzustellen. Das in Frankreich eigentlich obligatorische Entwerten (composter) vergaß ich, was den Zub allerdings nicht störte. Allerdings waren die Angaben auf der Fahrkarte dazu, ob sie überhaupt entwertet werden musste, auch widersprüchlich. Wie dem auch sei, die Fahrt verlief störungs- und diesmal auch fast verspätungsfrei durch die unerwartet flache Landschaft und die einbrechende Dämmerung. In Lyon-Perrache angekommen, spazierte ich zum Bellecour-Platz, wo ich kurze Zeit später meine Tante traf, die mir für die nächsten drei Nächte Quartier gewähren würde.

Mit ihr begann ich am nächsten Tag auch die Stadterkundung, und zwar mit der Straßenbahnlinie T1, die quer durch ganz unterschiedliche Stadtviertel führt. Dann machte ich mich alleine auf den Weg, u.a. in das neue Viertel Confluences am namensgebenden Zusammenfluss von Rhône und Saône.

In Confluences

Abends fuhren wir dann wieder gemeinsam ins Théâtre National Populaire, das im Vorort Villeurbanne in einem sehenswerten Art-déco-Viertel liegt:

Das Théâtre National Populaire in Villeurbanne

Am nächsten Tag machte ich mich wieder alleine auf den Weg zu den Confluences, diesmal in das gleichnamige Museum, das neben einer eleganten Straßenbahn-, Rad- und Fußgängerbrücke liegt.

Musée des Confluences mit Straßenbahnbrücke über die Rhône

Am Ufer der Saône wird übrigens zurzeit ein autonom fahrendes Shuttle getestet. Meine erste Fahrt in so einem Gefährt ließ ich mir natürlich nicht entgehen. Zwar kann das Fahrzeug selbständig ausweichen, aber ich hatte oft das Gefühl, dass es im Zweifel lieber stehenblieb. Und der „Fahrer“, der natürlich trotzdem an Bord war, musste recht oft eingreifen, nur eben nicht mit einem Lenkrad, sondern am PC.

Autonomes Navya-Shuttle am Saôneufer in Lyon

Abends betätigte sich meine Tante wiederum kulturell, diesmal in der Oper, während ich lieber einen Streifzug durch das nächtliche Lyon unternahm. Meine Kompaktkamera stößt da schon an ihre Grenzen, aber ich habe versucht, das Beste herauszuholen:

Basilika von Fourvière und Kathedrale Saint-Jean, im Vordergrund die Saône

Am nächsten Morgen um zehn Uhr trat ich dann den Heimweg an, wieder mit dem direkten TGV. Leider funktionierten die (in Frankreich nur bei internationalen Zügen vorhandenen) Reservierungsanzeigen nicht, und meine Hoffnung auf ähnlich viel Platz wie auf der Hinfahrt zerstörten sich, nachdem ich mehrmals von meinem Platz vertrieben wurde und dann doch auf meinen reservierten bzw. den daneben umzog. Als ich noch am Fenster saß, gelang mir ein Schnappschuss dieser Gedenktafel an den Erfinder der Fotografie:

Gedenktafel für Nicéphore Niépce in Saint-Loup-de-Varennes

Auch diesmal zogen wir uns Verspätung zu, allerdings erst in Karlsruhe, wo wir wiederum einen verspäteten ICE vorbeilassen mussten. Für einen sehr kurzen Loungebesuch war trotzdem Zeit, und mit dem ICE nach Wien erreichte ich NAH nach acht Tagen Reise erfreulicherweise pünktlich und zu einer Zeit, zu der noch Busse fuhren.

Bienvenue !/¡Bienvenido!/Ongi etorri!/Bienveníu!/Benvido! (5/5)

So, nachdem schon wieder der nächste Bahnurlaub ansteht, schließe ich endlich mal meinen Reisebericht vom letzten ab. Hier habt ihr verfolgt, was ich auf dem Weg von Santander über Oviedo nach La Coruña alles erlebt habe.

Sonntag, 25.03.2018

Trotz Zeitumstellung fühle ich mich halbwegs ausgeschlafen und gehe tatsächlich zum Frühstück in ein Café direkt an der Hafenpromenade eine Straße weiter. Dann erkunde ich ein wenig die Stadt, zuerst zu Fuß und dann mit dem Bus. So etwas wie ein Tagesticket gibt es leider nicht. Aber mit 1,30 Euro sind die Einzelfahrten auch nicht gerade teuer. Wer häufiger fährt, kann eine Transponderkarte kaufen, mit der es dann Rabatt gibt. Dieses Konzept haben übrigens die meisten Städte auf meiner Reise.

Mit dem Bus fahre ich in die Nähe des aus römischer Zeit stammenden Herkulesturms.
Herkulesturm

Die historische Straßenbahn, die dort am Ufer entlang fährt, ist leider schon eine Weile außer Betrieb.
Gleise und Masten der historischen Straßenbahn La Coruña

Detail an einem Mast der historischen Straßenbahn La Coruña

Detail in der Altstadt von La Coruña

Detail in der Altstadt von La Coruña

Detail in der Altstadt von La Coruña

Dann begebe ich mich langsam zurück zum Hotel. Am Rechner in der Lobby checke ich E-Mails. Die Rezeptionistin bittet mich, kurz nach dem Rechten zu sehen, während sie im Haus unterwegs ist. Als sie wiederkommt, lasse ich mir meinen Koffer aus dem Gepäckraum geben, und sie verabschiedet sich mit Wangenküsschen von mir.

Zum Bahnhof fahre ich wieder mit dem Bus. Mein Zug ist diesmal keine Gumminase (BR 594), sondern eine 599.
Renfe-BR 599 im Bahnhof A Coruña

A Coruña                 ab 15.45 Regional 12431
Santiago de Compostela   an 16.25

Ich mache es mir bequem und bin einigermaßen überrascht, dass der Regionalzug bis auf 160 km/h beschleunigt. Aber anscheinend gibt es zwischen La Coruña und Santiago nur die für bis 200 km/h trassierte Ausbaustrecke, an der auch einige Regionalbahnsteige an Nebengleisen liegen. Interessant ist auch, dass der Zug dieselbetrieben ist, obwohl meines Wissens inzwischen die gesamte Strecke bis Vigo (die „Atlantik-Achse“) elektrifiziert ist.
Bahnhof Cerceda-Meirama

Schließlich ist das Ziel meiner „Schienenwallfahrt“ erreicht:
Bahnhof Santiago de Compostela

Meine Unterkunft, wiederum ein Hostal, kann ich zu Fuß vom Bahnhof aus erreichen. Zur Abwechslung gerate ich diesmal an einen deutschen Rezeptionisten. Nachdem ich mich kurz in meinem Zimmer ausgeruht habe, mache ich mich auf den Weg in die ebenfalls nicht weit entfernte Altstadt. Auf einen Tipp von Janice hin habe ich im Netz nachgeschlagen und herausgefunden, dass heute – am Palmsonntag – um 18 Uhr eine Prozession stattfindet, die ich mir nun angucke.
Palmsonntagsprozession in Santiago de Compostela

Palmsonntagsprozession in Santiago de Compostela
Die Masken wirken ja etwas gruselig, aber wenigstens bekommt man keine Datenschutzprobleme …

Schließlich besuche ich auch das Ziel der echten Pilger. Einen umbauten Platz finde ich übrigens hier nicht.
In der Kathedrale von Santiago de Compostela

Kathedrale von Santiago de Compostela

Anschließend kaufe ich ein paar Andenken für die Familie zu Hause und gucke mich dann nach etwas zu essen um. In einem kleinen Restaurant lacht mich das „Pilgermenü“ an. Drinnen sitzt bereits eine junge Frau alleine, die ich an ihrem Akzent sofort als Deutsche erkenne. Sie stellt sich als Lisa vor, Studentin aus Passau, die tatsächlich gepilgert ist. Wir unterhalten uns nett, auch wenn ich ihre Begeisterung fürs Pilgern nicht so ganz teilen kann, und stellen fest, dass wir am nächsten Tag denselben Rückflug gebucht haben. Sie schläft in der Pilgerherberge direkt nebenan, ich gehe zurück in mein Hostal.

Montag, 26.03.2018

Beim Aufstehen kann ich mir Zeit lassen – Frühstück gibt es im Hostal nicht, und mein Flug geht erst nachmittags. Also frühstücke ich nebenan im Café und mache dann noch hauptsächlich Fotos von den örtlichen Bussen. Dann hole ich meinen Koffer aus dem Hostal und gehe zum Bahnhof, von wo ich den Bus zum Flughafen nehme. Den nutzen nicht nur Fluggäste, sondern auch die Anwohner der am Weg liegenden Dörfer.
Am Flughafen angekommen, gehe ich durch die Sicherheitskontrolle und gönne mir wenigstens einmal eine regionale Spezialität, die Suppe „Caldo Gallego“ mit Steckrübenblättern:
Caldo Gallego, Spezialität Galiziens

Am Gate treffe ich dann auch Lisa wieder und wir unterhalten uns noch kurz, bevor es in den Flieger geht.

Santiago de Compostela   ab 16.10 FR 4478
Frankfurt-Hahn           an 18.30

Der Flug verläuft ereignislos, abgesehen davon, dass ich mir beim Bordverkauf einen Instantkaffee gönne. HHN erreichen wir pünktlich:
Ryanair-Flug 4478 ist gerade aus Santiago de Compostela in Hahn gelandet

Zwischenzeitlich hatte ich eine SMS bekommen, dass sich die Abfahrtzeit meines Busses verschoben habe, aber jetzt steht er doch schon da, und ich steige ein. Lisa hat einen nächtlichen Flixbus gebucht und bleibt daher noch etwas am Flughafen.

Frankfurt-Hahn           ab 19.10 LUX-FRA A3
Frankfurt Hbf            an 21.00

Der Bus kommt gut durch, und so erreichen wir den Frankfurter Hbf bereits kurz nach 20.30 Uhr. Ich richte mich darauf ein, den ICE um 20.54 Uhr zu nehmen. Allerdings fährt der vorangehende IC nicht nur wegen Bauarbeiten heute später, sondern hat darüber hinaus auch noch Verspätung. Da die planmäßige Abfahrtszeit vorbei ist, buche ich im Navigator einen Flexpreis für den nächsten IC. Wegen eines Fehlers in der App kaufe ich den Fahrschein versehentlich zweimal, bekomme den zweiten Kauf aber später problemlos zurückerstattet.

Frankfurt Hbf            ab 20.37 IC 2229
Aschaffenburg Hbf        an 21.06

Mit etwa +15 gegenüber dem Baustellenfahrplan in NAH angekommen, bleibt noch Zeit, etwas zu essen, bevor ich mich dann mit der kurz vorher neu eingeführten RB um 21.39 Uhr auf den Weg zum Hp an der Hochschule mache. Am Bahnsteig bekomme ich noch eine unschöne Streiterei mehrerer Männer mit, die fast in einer Schlägerei endet.

Aschaffenburg Hbf        ab 21.39 RB 23351
Aschaffenburg Hochschule an 21.41

Zu Hause angekommen, stelle ich fest, dass die beste Freundin gerade versucht hat, mich zu erreichen. Also rufe ich zurück und lasse den Abend mit einem Gespräch ausklingen, bei dem ich gleich von meinen Reiseerlebnissen berichten kann. Das habe ich nun hier auch getan. Vielen Dank fürs Lesen, ich hoffe, es hat euch gefallen!

Bienvenue !/¡Bienvenido!/Ongi etorri!/Bienveníu!/Benvido! (4/5)

Und hier kommt auch „schon“ die nächste Folge meines Fortsetzungsromans. Im letzten Teil haben wir uns einen Tag Erholung vom Bahnfahren in Santander gegönnt, heute setzen wir unsere Schmalspurpilgerfahrt fort.

Freitag, 23.03.2018

Am nächsten Tag muss ich wieder früh raus, da an mein nächstes Etappenziel Oviedo die Züge sogar nur zweimal am Tag fahren. Der Himmel ist wieder grau, zum Glück regnet es aber wenigstens nicht, als ich zum Bahnhof laufe. Dort sehe ich unter anderem einen Wagen der „Estrella del Cantábrico“, anscheinend der kleinen Schwester des Luxuszugs Transcantábrico.
Wagen der Estrella del Cantábrico in Santander

Santander              ab 09.10
Oviedo                 an 14.00

Weit weniger luxuriös, aber immer noch recht bequem geht es in meinem Triebwagen zu, der bald zur Fahrt durch die grüne und immer noch regnerische Landschaft aufbricht.
Feve-Triebwagen in Santander

Landschaft zwischen Santander und Oviedo

Landschaft zwischen Santander und Oviedo

Landschaft zwischen Santander und Oviedo

Bahnhof zwischen Santander und Oviedo

Sonst passiert nichts Aufregendes, außer dass der Zug sich bereits am ersten Halt Torrelavega, das wir auch gestern mit dem Bus durchquert haben, schnell leert. Später heißt es auch heute wieder außerplanmäßig in den Zug umsteigen, diesmal in Llanes. Dabei treffe ich tatsächlich Janice, die Südafrikanerin, wieder. Unsere englische Unterhaltung bekommt ein weiterer Tourist mit, der sich als Adam aus London vorstellt. Seinen Akzent zu verstehen, fällt mir etwas schwer, trotzdem unterhalten wir uns, so gut es geht. Adam arbeitet für die EU und kennt sich daher mit allen Details des Brexits aus. Janice ist nur wegen des Wetters auf den Zug umgestiegen und steigt in einem der nächsten Orte aus, um ihre Wanderung anzufangen. Mit Adam steige ich gemeinsam in Ribadesella, gerade hinter der Grenze zur nächsten Region Asturien, wieder in den Zug um. Hier ist die Strecke für den Vorortverkehr von Oviedo bereits wieder elektrifiziert, so dass ab hier ein E-Triebwagen fährt. Von hier ab begleiten wir eine Weile den Fluss Sella, der als Kanurevier berühmt ist.

Kanufahrer auf dem Sella

Auch Adam steigt an einem Unterwegsbahnhof aus. Für mich dagegen zieht sich die Fahrt etwas, zumal die für den Vorortverkehr gedachten Sitze nicht gerade bequem sind. Kurios finde ich die niveaugleiche Kreuzung mit der Strecke Gijón – Laviana in El Berrón. Dort (wenn ich mich recht erinnere) setzt sich auch eine alte Dame neben mich in den inzwischen gut gefüllten Zug und spricht mich auf Spanisch an. Nachdem ich antworte, dass ich das (so gut wie) nicht spreche, stellen wir irgendwie fest, dass sie mal in Deutschland gearbeitet hat und daher etwas Deutsch spricht. So versuchen wir uns dann zu verständigen, was nicht einfach, aber trotzdem nett ist.
Schließlich kommen wir in der asturischen Hauptstadt Oviedo an, wo die Schmalspur- direkt neben den Breitspurgleisen im unterirdischen Bahnhof liegen. Heute muss ich ja für den nächsten Tag entscheiden, ob ich die Breitspur-Bergstrecke oder die Schmalspurbahn an der Küste fahre. Nachdem ich die heutige Schmalspuretappe doch etwas strapaziös fand und die nächste schon um 7.30 Uhr beginnen würde, tendiere ich zur Breitspur, stelle aber fest, dass da die Abfahrt auch „schon“ um neun Uhr und die Fahrzeit auch nicht kürzer wäre. Also entscheide ich mich doch für die Schmalspur, gehe jetzt aber erst mal zum Hotel und schaue mir ein bisschen Oviedo an. Die Altstadt ist ganz nett, insgesamt wohl aber (abgesehen von der Kathedrale) die am wenigsten spektakuläre auf meiner Reise. Und der umbaute Platz ist diesmal auch nicht quadratisch:
In der Altstadt von Oviedo

In der Altstadt von Oviedo

In der Altstadt von Oviedo

In der Altstadt von Oviedo

Außerdem regnet es zwischendurch immer mal wieder, so dass ich letztendlich ins Hotel gehe und nur zum Essen noch mal kurz rausgehe.

Samstag, 24.03.2018

Oviedo                 ab 07.30
Ferrol                 an 14.44

So richtig leicht fällt mir das frühe Aufstehen nicht, und Frühstück (das aber ohnehin extra kosten würde) gibt es auch noch nicht, daher habe ich mich schon am Vortag eingedeckt. Zum Glück ist es zum Bahnhof nicht weit, und der Triebwagen ist innen recht bequem für „medias distancias“ (so die Aufschrift auf den Sitzen) eingerichtet:
Sitze im Feve-Triebwagen

Auch meine Befürchtung, er könne – wie der E-Triebwagen gestern – keine Toilette haben, bewahrheitet sich zum Glück nicht. Auf der siebenstündigen Fahrt wäre das sonst auch schwierig geworden … Bald geht es los, wobei es draußen noch nicht viel heller ist als im Tunnel. Die Landschaft entpuppt sich aber tatsächlich als sehr sehenswert.
Landschaft zwischen Oviedo und Ferrol

Da die Strecke häufig durch den Wald verläuft, liegen manchmal Äste oder sogar dünne Baumstämme auf dem Gleis. Der Lokführer hält dann kurz an, nimmt langsam Anlauf und schiebt die Äste mit der Zugspitze weg – eine unkonventionelle, aber effektive Methode.
Baum auf der Strecke zwischen Oviedo und Ferrol

Die Strecke führt mehr oder weniger an der Küste entlang, so dass sich immer wieder schöne Blicke aufs Meer oder idyllische Küstenorte ergeben.
Küstenort zwischen Oviedo und Ferrol

Durch die tief eingeschnittenen Flussmündungen macht allerdings die Bahn auch ordentliche Umwege. An einer solchen erreichen wir die Grenze zu Galizien, der letzten Region auf meiner Reise. Es heißt zwar, dass Geschichte sich nicht wiederholt, aber am nächsten Bahnhof Ribadeo müssen wir wieder kurzfristig den Zug verlassen, nicht ohne dass ich noch ein Foto von ihm mache.
Feve-Triebwagen in Ribadeo

Man kümmert sich aber vorbildlich um uns: Nicht nur, dass mir ein Reisender meinen vergessenen Regenschirm aus dem Zug nachträgt, ein Bahnmitarbeiter organisiert uns ein Taxi für die Weiterfahrt und setzt sich selber auf den Beifahrersitz. Hinten quetscht sich dann neben mir ein österreichisches Pilgerpaar, das wegen des starken Windes heute nicht zu Fuß unterwegs sein will. Nachdem wir eine Weile auf der Küstenstraße gefahren sind, hat uns die Schiene wieder.
Burela: Wieder im Zug

Ich setze mich aus vermeintlicher Höflichkeit – durch den Gang getrennt – zu den Österreichern, die wollen aber lieber ihre Ruhe haben und verziehen sich ans Ende des Zuges. Das ist mir auch recht, denn so kann ich ebenso ungestört die weitere Fahrt genießen.
Landschaft zwischen Oviedo und Ferrol

Landschaft zwischen Oviedo und Ferrol

Tatsächlich finde ich, dass dieser Streckenabschnitt auf jeden Fall einer der schönsten auf meiner Reise ist, er zieht sich halt nur etwas. Wen das nicht stört, für den ist die Strecke unbedingt empfehlenswert. Außerdem ist unterwegs der Handyempfang erstaunlich gut, davon können sich deutsche Bahn- und Mobilfunknetzbetreiber eine Scheibe abschneiden. Güterverkehr gibt es hier übrigens auch:
Güterwagen zwischen Oviedo und Ferrol

Landschaft zwischen Oviedo und Ferrol

So langsam finde ich, dass wir mal ankommen könnten, allerdings haben wir fast eine Stunde Verspätung. Obwohl ich Kopfschmerzen habe, trage ich es mit Fassung, und schließlich erreichen wir Ferrol, den Endbahnhof des Schmalspurnetzes. Trotz der Verspätung habe ich jetzt noch über eine Stunde Zeit bis zum Anschlusszug nach La Coruña. Den Fahrschein dahin bekomme ich nicht am Automaten, sondern nur am Schalter. Auch hier wären etwas bessere Spanischkenntnisse praktisch, aber es geht irgendwie. Anschließend laufe ich noch ein bisschen durch die Stadt, die aber mäßig interessant ist, zumal es regnet und alle Läden zu sind. Trotzdem ein Beweisfoto:
Rathaus von Ferrol

In Ferrol liegen Schmal- und Breitspur direkt nebeneinander, was an den Etappenzielen ja nicht immer der Fall war.
Schmal- und Breitspur im Bahnhof von Ferrol

Wer sich meine Reise noch mal genau angucken will, findet hier übrigens eine bei meinem unfreiwilligen Umstieg abfotografierte Feve-Streckenkarte.

Ferrol                 ab 17.18 MD 12685
A Coruña               an 18.35

Breitspurtriebwagen im Bahnhof von Ferrol

Schließlich schließt der Tf die schon länger bereitstehende Breitspur-Gumminase auf, und es geht los. Ich nutze die Zeit, um ein bisschen zu schlafen, bekomme aber mit, wie wir im Trennungsbahnhof Betanzos Kopf machen. Als wir La Coruña erreichen, habe ich zwar immer noch Kopfschmerzen, sie sind wenigstens aber nicht schlimmer geworden. Vor dem Bahnhof stelle ich fest, dass es zur Altstadt und damit zum Hotel zu weit zu laufen ist und nehme den Bus. Mein Hotel liegt mitten in der Altstadt in der belebten Fußgängerzone, nur wenige Schritte vom hiesigen umbauten Platz entfernt.
Umbauter Platz in La Coruña

Eigentlich ist meine Unterkunft ein Hostal, also ein etwas einfacher und günstiger gehaltenes Hotel, aber es ist alles topmodern und blitzsauber. Die Rezeptionistin, eine ältere Dame, spricht scheinbar nur Spanisch und checkt mich ein. Als ich wieder herunterkomme, spricht sie mich in hervorragendem Englisch an: Sie habe sich vorhin nur nicht getraut, weil so viele Leute in der Lobby gewesen seien. Jetzt erklärt sie mir aber ausführlich, was ich mir angucken kann und dass ich zwar nicht im Hotel, aber in den umliegenden Cafés frühstücken kann. Zu essen gibt es in den Straßen der Altstadt natürlich auch genug, also laufe ich dort ein bisschen herum und lande schließlich in einem asiatischen Imbiss. Auf dem Rückweg decke ich mich noch spontan mit sehr leckeren regionaltypischen Süßigkeiten ein.

Fortsetzung folgt!

Bienvenue !/¡Bienvenido!/Ongi etorri!/Bienveníu!/Benvido! (3/5)

Dieses war der zweite Streich, doch der dritte folgt sogleich:

Mittwoch, 21.03.2018

Am nächsten Tag ist das Wetter deutlich besser, und so macht es noch mehr Spaß, ein wenig das Ufer des Nervión zu erkunden, an dem das berühmte Guggenheim-Museum liegt. Dort fährt auch die Bilbaoer Straßenbahn auf einem „Gänseblümchengleis“ vorbei.
Guggenheim-Museum Bilbao

Skulptur 'Puppy' vor dem Guggenheim-Museum Bilbao

Straßenbahn Bilbao

Weitere Sehenswürdigkeit ist die Zubizuri, was übersetzt einfach „Weiße Brücke“ bedeutet – unverkennbar ein Werk von Santiago Calatrava.
Zubizuri in Bilbao

Auch die Metro ist eine Sehenswürdigkeit, leider versäume ich, einen der berühmten, von Sir Norman Foster entworfenen Eingänge zu fotografieren. Dafür fahre ich ausgiebig mit dem Verkehrsmittel. Ich beschließe nämlich, von den drei täglichen Zügen nach Santander den letzten zu nehmen, um noch in das Haus der baskischen Sprache im Vorort San Inazio gehen zu können. Dort angekommen, vertröstet man mich um eine Stunde, weil gerade eine Schulklasse da ist. Danach sehe ich mir die Ausstellung an, die auf jeden Fall interessant ist, auch wenn ich mich an der Übung, baskische Dialekte zu erkennen, eher nicht beteiligen kann.

Baskische Toilettenbeschriftung
Gut, dass es Piktogramme gibt

Da ich nun noch Zeit habe, fahre ich weiter mit der Metro stadtauswärts, um mir noch die Puente Colgante („hängende Brücke“) über den Nervión anzusehen, die eigentlich eine Schwebefähre ist. Der Ort Portugalete am westlichen Ufer ist ebenfalls sehr sehenswert:
Puente Colgante in Portugalete

Oben, wo die Schwebefähre aufgehängt ist, kann man die Brücke auch zu Fuß überqueren. Der Kartenverkauf hat aber gerade Siesta, also laufe ich noch ein wenig in Portugalete herum. Da gibt es sogar Laufbänder auf den Gehwegen
Laufband auf dem Gehweg in Portugalete

und ein zweites Standbein, falls die Elektroautos nicht mehr „gehen“.
Tesla-Geschäft in Portugalete

Dann klappt es endlich mit der Brücke. Da auf der Seite von Portugalete der Aufzug defekt ist, muss ich erst mit der Schwebefähre auf die andere Seite fahren, bevor es nach oben geht und ich die Aussicht genießen kann. Das tue ich auch trotz der ordentlichen Kälte und des Windes.
Blick von der Puente Colgante

Blick von der Puente Colgante

Oberer Steg der Puente Colgante

Da auf der anderen Seite auch eine Metrostation in der Nähe ist, laufe ich dorthin. Unterwegs gelingt mir noch ein Foto von der Metro. In der Innenstadt, in der es auch einen umbauten Platz gibt, esse ich ein sehr gutes Entrecote bei einem netten Verkäufer in der Markthalle, die wie ein Schiff aussieht – nicht ohne vorher noch beim örtlichen umbauten Platz vorbei zu gehen.
Umbauter Platz in Bilbao

Markthalle in Bilbao

Dann hole ich meine Sachen aus dem Hotel und laufe zum La-Concordia-Bahnhof, der aus ganzen zwei Gleisen besteht. Das eine ist mit dem elektrischen Vorortzug nach Balmaseda belegt, wohin es einen dichten Takt gibt, das andere mit dem Dieseltriebwagen nach Santander, der dreimal am Tag fährt. Ab hier befinde ich mich nicht mehr auf dem Netz des Euskotren mit seinem dichten Takt, sondern der staatlichen Schmalspurgesellschaft Feve, die seit 2013 Teil der Renfe ist.
E-Triebwagen der Feve

Blick in den Bahnhof Bilbao-La Concordia

Dieseltriebwagen der Feve

Bilbao La Concordia    ab 19.32
Santander              an 22.25

Ich mache es mir im Zug gemütlich, und bald geht es durch einen ziemlich langen Tunnel und weiter durch die Abenddämmerung an der Biskaya. Knapp zwei Stunden fahren wir so und überqueren die Grenze zur Nachbarregion Kantabrien, der einzigen auf meiner Reise, die keine Regionalsprache (mehr) hat. Dann geht kurz vor Marrón der Schaffner durch und gibt uns noch verbliebenen zwei Fahrgästen bekannt, dass wir dort in einen Bus umsteigen müssen. Also packe ich schnell meine Sachen und mache es mir im Bus genau so gemütlich wie vorher im Zug. Der Bus klappert zunächst alle Bahnhöfe ab, was einige Umwege erfordert, teils muss der Zub aussteigen und nachgucken, ob jemand dort steht. Meist ist das nicht der Fall, einmal muss aber der Schaffner tatsächlich erst mal eine Frau davon überzeugen, in den Bus umzusteigen. Das letzte Stück fahren wir Autobahn, so dass wir letztendlich auch nicht später ankommen, als wir es mit dem Zug getan hätten. Mein Hostel ist nicht weit vom Bahnhof entfernt, zwei Häuser neben dem Hauptsitz der nach der Stadt benannten Bank. Da die Rezeption nicht mehr besetzt ist, hatte ich schon vorher den Zugangscode angefordert und kann mich so bald zur Ruhe betten.

Donnerstag, 22.03.2018

Santander ist neben Bordeaux die einzige Stadt auf der Reise, in der ich zwei Nächte verbringe. Am Tag dazwischen fahre ich erst nach Puente Viesgo, wo ich die El-Castillo-Höhle mit ihren prähistorischen Malereien besichtigen will. Dorthin fahre ich mit dem Bus von Alsa, einem der größten Fernbusunternehmen in Spanien. Auf dem 1,5 km langen Fußmarsch bergauf vom Ort zur Höhle sehe ich vor mir eine junge Frau laufen, die offenbar aus demselben Bus ausgestiegen ist. Sie entpuppt sich als Südafrikanerin, die in Schottland lebt, und zusammen mit ihr und einem Amerikaner nehme ich an der Führung durch die Höhle teil, in der leider Fotografierverbot herrscht.
Weg von Puente Viesgo zur El-Castillo-Höhle

Zwei leere Wegweiser
Wo geht es denn hier lang?

In Puente Viesgo
Nach der Führung mache ich mich auf den Weg zurück ins Dorf und treffe da die Südafrikanerin wieder, die ebenfalls mit dem Bus nach Santander zurück will. Wir essen noch zusammen und unterhalten uns über die Besonderheiten unserer Länder und des Reisens im Allgemeinen. Sie stellt sich als Janice vor und erzählt mir, dass sie – wie schon öfter – einen Teil des Jakobswegs wandern will. Zurück in Santander, gehe ich kurz ins Hostel und unterhalte mich mit einem Mitbewohner. Er ist zum Snowboarden im noch schneebedeckten kantabrischen Gebirge hier – mein Kollege hatte angesichts des Skiurlaubs meines Chefs noch gewitzelt, dass ich das in Spanien ja wohl eher nicht vorhätte.
Blick über die Bucht von Santander aufs Kantabrische Gebirge

Der Mitbewohner gibt mir den Tipp, mir mal die La-Magdalena-Halbinsel anzugucken, wo er vorhin war. Das tue ich, wobei ich im Gegensatz zu ihm keine Lust habe, noch mehr zu laufen, und den Bus nehme. Die Halbinsel ist tatsächlich sehr sehenswert, zumal ich den Tag mit dem besten Wetter auf der Reise erwischt habe.
An der La-Magdalena-Halbinsel

Zurück fahre ich wieder mit dem Bus, erkunde ein wenig die Innenstadt mit dem obligatorischen umbauten Platz
Umbauter Platz in Santander

und natürlich dem Hauptquartier der Bank
Hauptsitz der Banco Santander

und suche anschließend eine Stelle, um Busse abzulichten. Das stellt sich gerade wegen der Sonne als gar nicht so einfach heraus, da ich entweder Gegenlicht habe oder die Busse zu stark zurückstrahlen. Erst kurz vor Sonnenuntergang gelingen mir ein paar leidlich gute Bilder.
Citaro-Gelenkzug in Santander

Den Tag beschließe ich wieder mal mit einem Essen in einem Hamburger-Imbiss und einem Eis als Nachtisch.

Fortsetzung folgt!

Bienvenue !/¡Bienvenido!/Ongi etorri!/Bienveníu!/Benvido! (2/5)

Im ersten Teil habt ihr mich von Aschaffenburg nach Bordeaux begleitet, jetzt geht es weiter zum eigentlichen Ziel Nordspanien.

Montag, 19.03.2018

Bordeaux St Jean       ab 10.01 TGV 8531
Hendaye                an 12.35

Am nächsten Morgen empfängt mich leider Dauerregen. Statt des direkten Busses fahre ich daher mit der Straßenbahn zum Bahnhof, weil deren Haltestelle näher und überdacht ist. Natürlich „erlege“ ich erst mal ein paar Züge:
Dieseltriebwagen der Baureihe X 72500 in Bordeaux-Saint-Jean

Auch den TGV Duplex gibt es in „livrée Carmillon“:
TGV Duplex in Carmillon-Lackierung in Bordeaux-Saint-Jean

TGV Duplex in Carmillon-Lackierung in Bordeaux-Saint-Jean

Auch mein Zug ist ein Duplex – und hat 10 Minuten Verspätung. Da kaum teurer, habe ich mir ein Ticket 1. Klasse geleistet und verscheuche erst mal einen anderen Passagier von meinem reservierten Sitz. Schon als Kind habe ich mich beim Blick auf die Landkarte gefragt, wie die dünn besiedelte „Landes“-schaft südlich von Bordeaux wohl aussieht. Jetzt sehe ich endlich die Antwort, auch wenn ich mir das Wetter besser vorgestellt hatte:
Landschaft im Département Landes

Wald gibt es zwischendurch aber auch, nur werden davon meine Fotos nichts.

1. Klasse im TGV Duplex
So sieht übrigens die 1. Klasse aus. Auffällig ist, dass alle Sitze in Fahrtrichtung gedreht sind. Die Sitze sehen nicht so aus, als seien sie besonders beweglich, bei der genaueren Analyse finde ich aber Drehzapfen. Beim Klapptischchen ist dagegen ein Spiegel inklusive:
Sitz in der 1. Klasse des TGV Duplex

Den Endbahnhof Hendaye (von dem ich jetzt endlich die richtige Aussprache kenne) erreichen wir erstaunlicherweise pünktlich, obwohl wir zwischendurch noch einige Male auf freier Strecke gehalten haben. Da es immer noch in Strömen regnet, bleibe ich erst mal in der Bahnhofshalle und trinke einen Kaffee. Zwischendurch schleiche ich immer wieder zum Zug, um zu gucken, ob man das Drehen der 1.-Klasse-Sitze erkennen kann. Auch wenn ich davon nicht Zeuge werde, sind die Sitze tatsächlich gedreht, als der Zug nach 40 Minuten zurückfährt.
Ich dagegen kaufe mir am Automaten eine Fahrkarte für den Euskotren, die Schmalspurbahn in der Hand der Autonomen Region Baskenland. Sozusagen befinde ich mich jetzt am eigentlichen Beginn meiner Reise, hier beginnt nämlich mein ziemlich langer Schmalspurtrip. Über die Grenze führen zwar noch ein Normal- und ein Breitspurgleis, diese werden jedoch kaum noch befahren. Der Euskotren fährt dagegen halbstündlich:
Euskotren im Bahnhof Hendaia

Hendaye                ab 13.33 E2
Amara Donostia         an 14.13

Nach ein paar Metern überquert der Zug den Grenzfluss, und wir sind in Spanien. 40 Minuten dauert die Fahrt durch die bergige und leider immer noch verregnete Landschaft, dann erreichen wir den Schmalspurbahnhof Amara in San Sebastián, das offiziell dem spanischen seinen baskischen Namen Donostia vorangestellt hat. Am Infoschalter frage ich, wie ich zu meinem Hostel komme. Da der Bahnhof doch etwas außerhalb der Innenstadt liegt, rät man mir zum Bus, der auch bald kommt und 1,70 Euro kostet. Von der zentralen Haltestelle Boulevard ist es noch etwas zu laufen, aber so kann ich schon mal etwas die Stadt erkunden. Am Hostel angekommen, macht niemand auf. Ein Anruf ergibt, dass man kurzfristig schließen musste und mich ein paar Straßen weiter in einem anderen Hostel einquartiert hat. Die Kommunikation gestaltet sich schwierig, da meine Gesprächspartnerin mir den spanischen Straßennamen (auf Englisch) buchstabiert, auf meinem gedruckten Plan aber nur die baskischen Namen stehen. Mithilfe von Google Maps finde ich es dann, ein Hoch auf Smartphones und EU-Roaming.

Nachdem ich meine Sachen abgeladen habe, erkunde ich noch ein wenig die Stadt und ihren Nahverkehr:
Dbus in Donostia-San Sebastián

Stadtansicht von Donostia-San Sebastián

Stadtansicht von Donostia-San Sebastián

Stadtansicht von Donostia-San Sebastián

Stadtansicht von Donostia-San Sebastián

Stadtansicht von Donostia-San Sebastián

Abends will ich essen und merke daran, dass die meisten Lokale erst um 20 Uhr öffnen, dass ich in Spanien bin. Letztendlich esse ich nichts Landestypisches, sondern lande beim Chinesen.

Dienstag, 20.03.2018

Nach der Nacht im sehr guten Hostel beschließe ich, später als geplant nach Bilbao zu fahren, da das Wetter immer noch nicht so toll ist und ich ins San Telmo Museoa im ehemaligen gleichnamigen Kloster gehen will, das sich mit der baskischen Kultur beschäftigt. Es erweist sich tatsächlich als sehr interessant.
Im San Telmo Museoa

Pelotaschläger im San Telmo Museoa

Wurfsteinblock im San Telmo Museoa

Auf dem Rückweg komme ich an einem umbauten Platz vorbei, der mich an die Plaza Mayor in Madrid erinnert:
Umbauter Platz in Donostia-San Sebastián

Dann hole ich meine Sachen und mache mich wiederum mit dem Bus auf den Weg zum Bahnhof. Dort hängt eine Infotafel über das aktuelle Projekt, die Schmalspurstrecke durch einen Tunnel näher an die Innenstadt zu führen:
Plan des im Bau befindlichen Tunnels in Donostia

Amara Donostia         ab 14.50 E1
Zazpikaleak Bilbao     an 17.21

Schließlich steige ich wieder in den Euskotren. Zwischen San Sebastián und Bilbao fährt er stündlich mit einer Fahrzeit von zweieinhalb Stunden, während der es wieder Landschaft zu genießen gibt.
Landschaft zwischen Donostia und Bilbao

Landschaft zwischen Donostia und Bilbao

Kurz vor Bilbao stelle ich mir die Frage, an welcher der diversen Stationen ich denn aussteigen soll. Da mein Hotel sich dort in der Nähe befindet, entscheide ich mich für Zazpikaleak, was übersetzt „Sieben Straßen“ bedeutet und die Altstadt von Bilbao bezeichnet. Es ist auch tatsächlich nicht weit, und ich checke in dem kleinen Hotel ein, in dem das Personal ähnlich viel Englisch spricht wie ich Spanisch. Trotzdem klappt das Einchecken, und ich beziehe mein Zimmer, das etwas nach Farbe riecht und recht dunkel ist, an dem es aber sonst nichts auszusetzen gibt. Dann beginne ich einen ersten Rundgang durch die Stadt,
Stadtansicht in Bilbao

Stadtansicht in Bilbao

Stadtansicht in Bilbao

Stadtansicht in Bilbao

Stadtansicht in Bilbao

auf dem ich auch am Schmalspurbahnhof La Concordia
Feve-Bahnhof La Concordia in Bilbao

und nebenan am Breitspurbahnhof Abando vorbeikomme.
Renfe-Bahnhof Abando in Bilbao

Außerdem stöbere ich ein wenig in einer Buchhandlung und lausche, welche Sprache die Menschen sprechen, kann es aber eigentlich immer als Spanisch identifizieren. Mein Abendessen ist ein Hamburger mit Pommes in einem Imbiss in der Altstadt.

Fortsetzung folgt!

Bienvenue !/¡Bienvenido!/Ongi etorri!/Bienveníu!/Benvido! (1/5)

Schon eine Tradition bei mir ist das feierliche Verbraten des Resturlaubs Ende März jeden Jahres. Auch 2018 hatte ich entgegen der ursprünglichen Planung wieder welchen übrig und entschied mich nach drei eisenbahnlosen Inseln in den Vorjahren diesmal wieder für eine kombinierte Bahn- und Städtereise: Das Schmalspurnetz an der Nordküste Spaniens sollte mein Ziel sein. Als Stationen legte ich Bordeaux, San Sebastian, Bilbao, Santander, Oviedo, La Coruña (das offiziell nur noch den galicischen Namen A Coruña trägt) und Santiago de Compostela fest, von wo es mit Ryanair zurück gehen sollte. Nur den Flug und die Fahrkarten bis zur spanischen Grenze buchte ich vorher, alles andere wollte (und musste) ich vor Ort kaufen. Während der Planung las ich in der Wikipedia über die Bergstrecke León–Gijón und hielt mir die Option offen, ab Oviedo diese statt der Schmalspurstrecke zu fahren, zumal ich über Letztere auch praktisch keine Information über den touristischen Wert fand.

Für die Hinfahrt bis Bordeaux hatte ich mir den direkten TGV ab Straßburg ausgeguckt. Dieser lässt sich bei der DB auf durchgehenden Fahrkarten ab Deutschland buchen, jedoch buchte ich wegen des deutlich geringeren Preises getrennt und riskierte damit natürlich Komplikationen im Fall eines Anschlussbruchs. Kurz vor der Fahrt bekam ich auch prompt die Mitteilung, dass der TGV Frankfurt–Straßburg(–Marseille) veränderte Fahrzeiten bekommen hatte, was aber abgesehen von einem kürzeren Aufenthalt in FF keine Folgen haben würde.

Samstag, 17.03.2018

Aschaffenburg Hbf      ab 12.43 RE 4614
Frankfurt (Main) Hbf   an 13.24
Frankfurt (Main) Hbf   ab 13.38 TGV 9580
Strasbourg             an 16.01

Am Bahnhof angekommen, muss der RE erst mal den ICE überholen lassen, der wegen Bauarbeiten geänderte Fahrzeiten und auch noch Verspätung hat. Mein Anschluss in FF ist aber ungefährdet, so dass ich den bereitstehenden TGV entere. Falls es noch eines Beweises bedarf, dass die Marke „Inoui“ die Bezeichnung TGV nicht ersetzt hat, hier ist er:
Zuglaufanzeige an einem TGV Duplex

Das Rätseln, weswegen der TGV früher abfährt, endet spätestens in Biblis, als wir Richtung Worms abbiegen. Ab Mannheim sind wir dann wieder im regulären Plan und verspäten uns ab RK leicht. In Baden-Baden weist das Zub mehrmals per Durchsage darauf hin, dass dies nicht der ICE nach Basel sei, vermutlich ist die Anzeige am Bahnsteig falsch. XFSTG erreichen wir trotzdem fast pünktlich. Für dieses Foto gehe ich zum Ende des Bahnsteigs:
RegioShuttle der SWEG

Das weckt den Verdacht einer SNCF-Mitarbeiterin, die mir auf Deutsch zuruft, dass ich nicht die Gleise überqueren solle. Ich kann sie beruhigen, und außerdem fällt mir auf, dass mein Koffer noch im Zug ist … Zum Glück hat dieser etwas Aufenthalt, so dass ich den Koffer noch holen und außerdem Proviant besorgen und den TGV nach Bordeaux entern kann, einen Réseau in Carmillon-Lackierung, die sich langsam, aber sicher im Fahrzeugpark verbreitet:
TGV Réseau in Carmillon-Lackierung

Weil noch genug frei ist, setze ich mich nicht auf meinen reservierten Platz und logge mich erst mal ins WLAN ein. Dafür brauche ich meine Buchungsnummer, dafür funktioniert es aber hervorragend, und es gibt auch ein Portal für Informationen zum Zug.

Strasbourg             ab 16.31 TGV 5454
Bordeaux St Jean       an 22.02

Der TGV ist übrigens keiner von den so hochgelobten Punkt-zu-Punkt-Verbindungen mit wenigen oder keinen Zwischenhalten, sondern hält etwa alle halbe Stunde an allen Stationen entlang der SFS. An der ersten, Lorraine TGV, steigen bereits etliche Leute wieder aus. Dafür wird mein Platz von einem Neueinsteiger beansprucht. Da es ja keine Reservierungsanzeigen gibt und ich keine Lust habe, alle halbe Stunde umzuziehen, setze ich mich nun auf meinen reservierten Platz. Die Frau neben mir will dagegen lieber alleine sein und zieht um.

Schneegestöber in Meuse TGV:
Schneegestöber in Meuse TGV

Die meisten Zwischenstationen sind nur durch Busse mit den umliegenden Orten verbunden. Ausnahme ist Champagne-Ardennes mit TER-Verbindung nach Reims:
Bahnhof Champagne-Ardennes mit Anschluss-TER

Kurz vor Paris biegen wir auf die LGV Interconnexion Est ab, wo wir in Marne-la-Vallée halten. Die LGV endet am Pariser Güterring, dem wir für ein kurzes und recht interessantes Stück folgen, zum Glück ist es noch hell. Von der LGV Atlantique und der folgenden nagelneuen LGV Sud Europe Atlantique sehe ich dagegen nichts mehr. Die Wikipedia lehrt mich aber, dass diese Ausfädelungen in jede größere Stadt hat, wo wir in den „klassischen“ Bahnhöfen halten. Schließlich erreichen wir pünktlich Bordeaux, wo ich mir nach kurzer Orientierung ein Straßenbahnticket kaufe und zu meinem Hotel fahre.

Sonntag, 18.03.2018

Den Sonntag beginne ich am Ufer der Garonne, wo ich aufpassen muss, nicht von den Heerscharen von Joggern umgerannt zu werden, die anscheinend für den Marathon eine Woche später trainieren. Ein ehemaliger Bahnhof, der Gare d’Orléans, befindet sich auch fast direkt neben dem Hotel:
Gare d'Orléans in Bordeaux

Dagegen ist die Straßenbahn richtig unauffällig. Um das klassische Stadtbild nicht zu stören, fährt sie in der gesamten Innenstadt ohne Oberleitung, der Strom kommt aus einer Stromschiene, die sich der Zug beim Darüberfahren einschaltet. Damit nicht genug, gibt es am besonders malerischen Place de la Bourse sogar eine Haltestelle, die ganz ohne Schilder und Wartehäuschen auskommt:
Straßenbahnhaltestelle Place de la Bourse in Bordeaux

Dort befindet sich übrigens auch das Zollmuseum, dem ich einen Besuch abstatte (ein Teil der Erklärungen wird auch auf Deutsch angeboten). Und auch sonst ist die Stadt sehr sehenswert, hier ein paar Eindrücke.
Blick über die Garonne auf die Altstadt von Bordeaux

In der Altstadt von Bordeaux

Place de la Bourse in Bordeaux

Auf der „Foire aux Plaisirs“ esse ich eine Portion Pommes mit einer Soße aus der großen französischen Auswahl.
Foire aux Plaisirs in Bordeaux

Cité du Vin in Bordeaux

Kathedrale von Bordeaux

Stendhal hatte recht: Bordeaux ist unbestreitbar die schönste Stadt Frankreichs (na gut, er kannte vielleicht Lyon nicht …).
Inschrift im Boden in Bordeaux

Das Wetter ist etwas durchwachsen, aber überwiegend trocken. Ein großer Regenschauer erwischt mich auf dem Weg zum Hotel, wo ich mich eine Weile ausruhe.

Den Tag beschließe ich mit einigen Bildern von Bordeaux bei Nacht:
Blick über die Garonne bei Nacht

Place de la Bourse bei Nacht

und einem Döner. Während ich den esse, laufe ich bei einem Taco-Laden vorbei, vor dem die Fahrradkuriere geradezu Schlange stehen.
Fahrradkuriere vor Taco-Restaurant in Bordeaux

Als ich auf die Straßenbahn zum Hotel warte, grüßt mich die entgegenkommende Bahn aus der Heimat.
Auf den Namen Kleinostheim getaufte Straßenbahn in Bordeaux

Fortsetzung folgt!

L’Alsace à la Jan

Zum zweiten Mal in diesem Jahr war ich heute in Straßburg. Letztes Mal hatte es ja aufgrund meiner eigenen Blödheit nicht mit der Strecke nach Wissembourg geklappt, also holte ich die Befahrung heute nach und kombinierte sie mit der neuen Straßenbahn ab Kehl. Dorthin sollte ich ab NAH zunächst mit der RB bis FFS gelangen. Es stellte sich jedoch heraus, dass der RE so viel Verspätung hatte, dass ich ihn auch noch erreichte. So hatte ich in FFS genug Zeit, um noch eine U-Bahn abzulichten:

U5-Wagen der Frankfurter U-Bahn

Weiter ging es mit dem ICE, der wohl baubedingt hier und nicht am Hbf hielt. Die +5, die er mitbrachte, hielt er auch bis zu meinem Umsteigebahnhof Baden-Baden in etwa. Mein Anschluss-RE wurde tatsächlich als „wartend“ angekündigt, fuhr aber gerade erst ein, als ich das Gleis erreichte. Ein anderer Umsteiger veräppelte seine Mitreisenden, indem er ihnen in die Unterführung rief, der Zug sei schon weg … Da auch der RE etwas weniger als +5 hatte, konnte ich bis Offenburg fahren, mir so die Wartezeit in Appenweier ersparen und Kehl pünktlich erreichen. Dort besorgte ich mir noch schnell eine Fahrkarte von Straßburg nach Schweighofen, von wo mein Sparpreis für die Rückfahrt galt, sowie einen für die Straßenbahn, die direkt vor dem Bahnhof abfährt.

Fahrkarte für die Straßburger Verkehrsbetriebe CTS

Kaum saß ich in selbiger, fiel mir ein, dass ich den Fahrschein ja noch entwerten musste. Schlauerweise passiert das nicht im Zug, sondern am Bahnsteig, was ich gerade noch rechtzeitig schaffte. In Sichtweite der Endstation fuhr die Bahn über die neue Rheinbrücke für Straßenbahn und Fußgänger und war somit in Frankreich.
In der Innenstadt angekommen, lief ich noch ein bisschen herum

Petite France in Straßburg

und landete schließlich am Bahnhof, wo ich mich fragte, wie ich den Rest der Zeit bis zur Abfahrt meines Zuges verbringen sollte – wegen des landesweiten Streiks gab es auch nicht viel Zugbetrieb zu beobachten. Die Antwort lieferte der Salon Grand Voyageur, an dem ich vorbei kam und den ich mit meiner BahnCard Comfort betreten darf. Hier verbrachte ich den Rest der Zeit, bis mein Zug dann trotz Streiks abfuhr. An der Endstation Wissembourg hatte ich jetzt fast eine Stunde Aufenthalt und lief auch hier ein bisschen herum:

Rathaus von Wissembourg

Für die Weiterfahrt hatte ich durch Zufall den von Vlexx betriebenen Elsass-Express entdeckt, der sonntags im Sommer einmal täglich nach Mainz fährt. So befuhr ich nicht nur mal wieder die Strecke Wissembourg – Winden, sondern lernte auch die von Neustadt (Weinstraße) nach Mainz über Alzey kennen. Sie führt zwar durch idyllische Weinberge, aber zieht sich auch etwas … So war ich froh, um 19.26 Uhr pünktlich in Mainz anzukommen, eine Currywurst zu essen und auf dem Bahnhofsvorplatz nach fotogenen Verkehrsmitteln Ausschau zu halten. Den nächsten Zug nach NAH ließ ich fahren, weil ich auf den verspäteten IC wartete, den ich eigentlich nehmen sollte. Das Vabanquespiel lohnte sich, denn nicht nur fahre ich gerne mit weniger Halten, ich erreichte meinen Heimatbahnhof auch einige Minuten vor der RB aus Mainz. So ging mal wieder ein netter Ausflugstag zu Ende.

Im Land der Heime und (Wasser-)B(o)urgen

Schon länger hatte ich überlegt, die Strecke ins elsässische Wissembourg mal wieder und die nach Lauterbourg überhaupt mal zu fahren. Um beides zu kombinieren, bot es sich an, gleich nach Straßburg weiter zu fahren. Da es grenzüberschreitend nur Flexpreise gibt, kaufte ich einen Sparpreis bis Berg (Pfalz). Die weitergehenden Fahrscheine wollte ich am Automaten kaufen, da es sie nicht als Online-Tickets gibt.
Am letzten Sonntagmorgen ging es dann früh los: RE nach FF, weiter mit dem ICE nach RM, wo ich die halbe Stunde Aufenthalt in der Lounge verbrachte. Über Karlsruhe wäre ich schneller gewesen, aber ich wollte auch der Strecke Germersheim – Wörth, die seit meiner letzten Befahrung für die S-Bahn Karlsruhe elektrifiziert worden war, einen zweiten Besuch abstatten. Mein S-Bahn-Zug dorthin war ein 425er mit redesignten Sitzen, die definitiv ein Gewinn gegenüber den ursprünglichen sind:
Sitze im redesignten 425 der S-Bahn Rhein-Neckar

In RGE angekommen, machte ich ein Erinnerungsfoto vom Bahnhofsschild für meine Schwester, die dort studiert hat. Auf den Abstellgleisen hatte sich so ziemlich alles versammelt, was hier so fährt:
Blick auf die Abstellgleise in Germersheim

Nach einer Viertelstunde Wartezeit kam „meine“ Anschluss-S-Bahn
ET 2010 der AVG

und fuhr nach sensationellen vier Minuten Wendezeit zurück über die Strecke, die für die S-Bahn außer einem Fahrdraht auch einige neue Haltestellen bekommen, von denen Germersheim Süd auch für den Besuch bei meiner Schwester sehr praktisch gewesen wäre.
Nächster Umsteigebahnhof war Wörth, wo gegen meine Erwartung am Bahnhof, wo ich nun eine Dreiviertelstunde Zeit hatte, tote Hose herrschte. Warum, merkte ich, als ich zur Überbrückung die S-Bahn zum Badepark nahm: Das neue Stadtzentrum liegt an der S-Bahn-Strecke abseits der „alten“ Bahn. Auch hier war aber angesichts des Sonntags nicht allzu viel los. Interessant die Beschilderung auf der Toilette des Stadtbahnwagens, die sich nicht einig war, ob es nun Trinkwasser sei:
Uneinheitliche Beschriftung in einer Toilette eines AVG-Stadtbahnwagens

Zurück in RWRT fiel mir ein, dass ich ja noch den Fahrschein nach Straßburg kaufen musste. Also an den Automaten gestellt. Als die Hinfahrt gekauft war, rückte die Abfahrt des Zuges schon bedrohlich nahe, so dass ich beschloss, die Rückfahrt lieber in Straßburg zu kaufen. Dass das später indirekt zu einer Planänderung führen würde, konnte ich noch nicht ahnen.
Zeit zum Kauf hätte ich auch locker noch gehabt, denn die Abfahrt verzögerte sich aus unbekannten Gründen um ein paar Minuten. Dafür begann ich jetzt um meinen Drei-Minuten-Anschluss in Lauterbourg zu bangen. Zunächst genoss ich aber die Fahrt. Ehemals stillgelegte Strecken finde ich immer spannend, genau wie grenzüberschreitende selbst im Schengen-Zeitalter. Mit mir im spärlich besetzten 643er saßen, den Gesprächen nach zu urteilen, auch zwei Eisenbahnfreunde, die auch bis zur Endstation mitfuhren. Dort angekommen, war ich aber der einzige, der in den bereitstehenden Triebwagen nach Straßburg umstieg. Auch der war noch recht leer und füllte sich an den Zwischenstationen, von denen wie schon auf deutscher Seite viele auf „-heim“ endeten, u.a. Drusenheim, das auf Französisch kurioserweise „Drüsen’eim“ gesprochen wird, aber nach dem römischen Feldherrn Drusus benannt ist. Insgesamt war die Strecke aber nicht besonders interessant, und auch sonst passierte bis XFSTG nichts Berichtenswertes.
Dort angekommen, machte ich ein paar ÖPNV-Bilder und lief bis zum Münster:

Citaro für den Bus à haut niveau de Service
Citaro für den „Bus à haut niveau de service“, die französische Variante des Bus Rapid Transit

E-Bus von Irizar am Straßburger Hbf
Auch hier darf der obligatorische E-Bus nicht fehlen

Straßenbahnzug mit Europa-Beklebung
Straßenbahnzug mit Willkommensgruß in den EU-Sprachen

Eurotram an der Haltestelle Alt Winmärik
Eurotram, die erste Baureihe der wiedereröffneten Straßburger Straßenbahn

Straßburger Straßenbahn der neuesten Generation
Straßenbahn der neuesten Generation, unterwegs auf der ebenfalls neuen Strecke nach Kehl

Straßburger Münster

Irisbus-Gelenkzug

Auf dem Rückweg merkte ich beim Blick auf die Uhr, dass ich mich sputen musste, zumal ich ja auch noch eine Fahrkarte nach Winden brauchte, von wo wieder mein Sparpreis galt. Den erhofften DB-Automaten, mit dem ich auch Bahn.Bonus-Punkte hätte sammeln können, gab es leider nicht, und mit dem SNCF-Automaten gab es auch ein paar Probleme: Ziele im Ausland kannte er nicht, also kaufte ich bis Wissembourg. Meine Karte nahm er nicht, Scheine generell nicht, also hieß es 13 Euro in Münzen einwerfen, die ich zufällig noch hatte. Jetzt war es leider schon drei Minuten vor der Abfahrt, also losgerannt. Ein flüchtiger Blick auf den Monitor sagte, dass der Zug von Gleis 12 abfuhr … das gab es nur leider auf den Wegweisern nicht. Also zurück zum Monitor, von dem der Zug aber inzwischen verschwunden war. Was nun? Zum Glück fuhr wenige Minuten später ein Zug nach Lauterbourg – wie sich herausstellte, genau neben Gleis 32, wo ich den Zug nach Wissembourg gerade noch ausfahren sah.
Also Plan B: über dieselbe Strecke zurück. Der Zug hielt diesmal nicht an allen Zwischenstationen, obwohl es in Frankreich ja keine unterschiedlichen Zuggattungen im Nahverkehr gibt, alle Züge sind „TER“ (Train Express Régional). Für den Fall einer Kontrolle hoffte ich, da ich ja das „falsche“ Ziel auf meiner Fahrkarte hatte, auf Kulanz, allerdings gab es wie schon auf der Hinfahrt keine. Der Blick aus dem Fenster bot reichlich Gelegenheit zum Küssen …
Bäume mit Misteln in der Oberrheinebene

… sowie – typisch französisch – in jedem Kaff einen Wasserturm, dort „château d‘eau“ (Wasserburg oder -schloss) genannt.
Wasserturm in der Nähe von Lauterbourg

In Lauterbourg angekommen, hatte ich wieder als einziger Umsteiger einen Dreiminutenanschluss, diesmal aber wenigstens Zeit, ein Völkerverständigungs-Foto zu machen:
DB-Talent und SNCF-AGC in Lauterbourg

Nach wenigen Minuten war ich wieder in Deutschland und erfreulicherweise sogar eine Stunde zu früh dran für meinen Sparpreis. Da ich Wörth ja nun schon kannte, fuhr ich an teilweise verschneiten Weinbergen vorbei
verschneite Weinberge an der Pfälzer Weinstraße

mit dem nächsten RE nach Neustadt (Weinstraße), wo mir wiederum ein paar ÖPNV-Fotos gelangen.
Citaro von Busverkehr Imfeld

Fiat-Kleinbus von Busverkehr Imfeld

Lion's City von PalatinaBus

Den Rest der Zeit verbrachte ich bei einem China-Imbiss und in der Bahnhofsbuchhandlung, bis es dann wie gebucht mit dem Süwex nach RM ging. Der war – wie auch schon der RE nach Neustadt – rappelvoll, es fand sich aber noch ein Sitzplatz. In RM ging ich direkt zum Abfahrgleis des IC, der in dieser Zeitlage den ICE ersetzt. Er kam zwar pünktlich, fing sich aber wegen Wartens auf den Korrespondenz-ICE +5 ein. Auch hier konnte ich wieder das Leben in vollen Zügen genießen, diesmal auf einem Platz, der für einen nicht vorhandenen Rollstuhlfahrer-Begleiter gedacht war. Kurios: Ein Bundespolizist wurde vom Personal gebeten mitzukommen, um wohl etwas mit einem Fahrgast zu klären. Nach einer halben Minute kam er zurück, weil er versehentlich statt seines eigenen den Rucksack eines anderen Passagiers mitgenommen hatte …
Da ich angesichts der Verspätung die RB in FH nicht erreichen würde, stieg ich schon in FF um, so dass ich noch kurz die Lounge beehren konnte und vor allem nicht eine halbe Stunde in FH herum stehen musste. Die Ersatz-Ankunft um 20.16 klappte dann mit wenigen Minuten Verspätung, so dass ich nach diesem anstrengenden Tag recht bald ins Bett sinken konnte.