Eine Bahnfahrt, wie sie sein soll

Am Freitag wurde mal wieder gestreikt, zum Glück bedeutete das für mich nur, dass ich eine Stunde später als gebucht losfahren musste bzw. konnte. Der Zug war, anders als meine sonstige Erfahrung bei Streiks, recht voll. Für mich gab es aber noch einen Sitzplatz, und als Zugabe kam der Zug auf die Minute pünktlich in Köln an. Als ich dort auf den Anschluss Richtung Aachen wartete, kam kurioserweise ein 425er meines Arbeitgebers durch:

425er der S-Bahn Hannover bei der Durchfahrt durch Köln Hbf

So richtig kurios wurde es dann, als mein RE bei der Weiterfahrt immer wieder bremsen musste. Als Grund gab der Tf einen vorausfahrenden Zug an, den wir gleich überholen würden. Ihr ahnt es sicher schon: Es handelte sich um den 425er, der auf Werkstattfahrt nach Aachen war. Dass die S-Bahn Hannover schuld an einer Verspätung zwischen Köln und Aachen war, würden vermutlich viele Bahnnutzer nicht glauben … Letztendlich erreichte ich meinen Zielbahnhof Aachen Rothe Erde mit einigen Minuten Verspätung, was nicht schlimm war, da ich zu meinem Ziel Monschau mit dem Auto mitgenommen wurde.

Die leider seit geraumer Zeit eisenbahnlose Stadt ist allerdings recht gut mit Bussen angebunden – hauptsächlich nach Aachen, aber auch durch einen Bus der belgischen TEC nach Eupen. Ich hatte überlegt, mit dem ins Hohe Venn zu fahren, aber nachdem sich genug andere Aktivitäten ergaben, beließ ich es bei einem Foto:

TEC-Citaro in Monschau Altstadt

Zurück von Monschau machte ich mich am Sonntag auf den Weg mit dem SB 66 nach Aachen. Der macht auf dem Großteil der Strecke seiner Bezeichnung tatsächlich alle Ehre, nur die Fahrt durch Kornelimünster mit vielen Halten war etwas nervig. Dafür stand ich schon an der letzten Haltestelle vor Rothe Erde auf, nur um festzustellen, dass es noch mehrere Minuten bis dorthin dauerte. Aber so konnte im gut gefüllten Bus wenigstens jemand anders meinen Sitzplatz belegen. Auch die Weiterfahrt lief wie am Schnürchen: Mit dem RE 1 ging es nach KK. Als ich dort ausstieg, zeigten die Anzeigen einen Notarzteinsatz zwischen KDFF und EDG an. Mit dem Gedanken, dass das ja heiter werden könne, aber auch der leisen Hoffnung, dass ja noch etwas Zeit sei, nutzte ich die Umstiegszeit erst mal zum Essen. Und tatsächlich bewahrheitete sich die Hoffnung: Als ich wieder auf den Bahnsteig kam, stand dort angezeigt, dass die Sperrung wieder aufgehoben war. Mein Anschluss-ICE kam also nicht nur pünktlich, sondern blieb es auch bis HB, wo demzufolge meine Freundin nicht lange auf mich warten musste.

Unterwegs im echten Norden

Am Wochenende waren wir mal wieder in Lübeck. Die Hinreise verlief völlig problemlos und unspektakulär mit Metronom und DB Regio auf dem direkten Weg über Hamburg. Nur in AL angekommen, mussten wir uns abholen lassen, da diesmal der städtische ÖPNV streikte.

Die Rückfahrt am Montag trat ich alleine an und nahm mir dafür etwas mehr Zeit. Diesmal konnte ich mit dem Bus zum Bahnhof fahren und dort ein paar Bilder für die Sammlung machen. Unter anderem kam mir ein BYD-Elektrobus von Autokraft vor die Linse:

Nach den üblichen Kinderkrankheiten sind nun auch die Akku-Flirts von Erixx unterwegs und nutzen den Aufenthalt im elektrifizierten Bahnhof zum Laden.

Zwar fuhr ich erst mal mit dem RE Richtung Hamburg, stieg aber schon in Bad Oldesloe wieder aus und in den Lint der Nordbahn um, der mich zunächst nach Neumünster brachte. Dort wäre normalerweise ein Umstieg erforderlich gewesen, heute ging es aber direkt weiter Richtung Westen auf die Strecke nach Heide, die mir noch in meiner Sammlung fehlte. Bis auf die Hochbrücke über den Nord-Ostsee-Kanal mag man sie für unspektakulär halten, die norddeutsche Landschaft ist aber auch bei dem gestern herrschenden trüben Wetter ein netter Anblick. In Heide angekommen, war noch Zeit für einige weitere Aufnahmen, so von DB Dithmarschenbus, dessen Existenz mir bis dahin unbekannt war

und von einer Married-Pair-Wagengarnitur samt 245, deren ursprünglicher Betreiber Nord-Ostsee-Bahn immer noch unverkennbar ist.

Von hier fuhr ich bequem, allerdings kostenpflichtig, mit dem IC zurück nach Bremen. Etwaige Zweifel daran wurden von der Tatsache ausgeräumt, dass der kurz vorher fahrende RE ausfiel. So tuckerte ich dann in einem fast leeren Wagen durchs Marschland und noch mal über den Kanal, guckte in Itzehoe beim Lokwechsel zu und erreichte fast pünktlich (und ab Hamburg mit deutlich mehr Mitreisenden) meinen Heimatbahnhof.

Wo die Hunde mit dem Schwanz bellen

Vorletzten Sonntag habe ich mal wieder eine Spaßtour gemacht. Wegen SEV bin ich vom ursprünglichen Ziel Cuxhaven abgerückt und stattdessen zwar erst mal auch in die Richtung gefahren, dann aber in Bremerhaven in dieselbe Linie in die andere Richtung umgestiegen, nämlich nach Buxtehude. Da werden inzwischen fast ausschließlich Wasserstoffzüge eingesetzt, es herrscht aber immer noch derselbe Nebenbahncharme wie bei unserer Tour letztes Jahr. Eine zwischenzeitliche Verspätung konnten wir unter Kürzung eines Kreuzungsaufenthaltes wieder herausfahren und erreichten daher die Endstation pünktlich. Das war auch gut so, betrug doch die Umstiegszeit auf den RE5 nach AHAR nur 5 Minuten. Der Hamburger Vorstadtbahnhof war an diesem Tag wegen Bauarbeiten auch Endstation, überhaupt wurde die Strecke von und zum Hbf nur von sehr wenigen Zügen befahren. Der IC, den ich mir als Anschluss (für günstige 7,40 Euro) gönnte, kam von Westerland über die Güterumgehungsbahn direkt aus Itzehoe. Mit ihm erreichte ich dann vor der RB, die wir unterwegs überholten, pünktlich Bremen. Kurios: Die Kurswagen aus Dagebüll waren als eigener Zug mit eigener Zugnummer, aber zur selben Zeit und anscheinend ohne Echtzeitdaten angezeigt.

Eine Woche später ging es dann mal wieder nach Dortmund. Die Hinfahrt absolvierte ich mit Kumpel Ole, baustellenbedingt mit Umleitung über Hamm, aber annähernd (mit bereits etwas gestreckter Fahrzeit) pünktlich. Am Samstag besichtigten wir unter anderem mit weiteren Freunden die Leitstelle der H-Bahn, die ich natürlich nicht zuletzt von meinem Studium an der heutigen TU gut kannte:

Die H-Bahn unterwegs zum Technologiepark
Blick auf den Leitstand der Dortmunder H-Bahn

Am Sonntag fuhren wir nach Bochum – hin mit der S-Bahn, zurück mit dem RE und beide Male annähernd pünktlich. Für die Rückfahrt am Montag hatte ich mir ein Schmankerl ausgedacht: Ich testete den X13 vom Dortmunder Technologiepark nach Datteln. Hierfür haben auch die DSW21 eigens folierte Fahrzeuge.

XBus der DSW21

Bis Mengede, wo auch ein Fahrerwechsel stattfand, war der Bus recht gut besetzt, danach war ich der einzige Fahrgast, wenn man von einer weiteren Person zwischen Waltrop und Datteln absieht. Weiter ging es mit einem anderen Schnellbus, nämlich der S91 der RVM nach Lüdinghausen, der wieder deutlich besser besetzt war.

RVM-SchnellBus am Dattelner Busbahnhof

Aus dem Fahrplan war für mich nicht so klar hervorgegangen, dass ein Umstieg in Lüdinghausen erforderlich war, dieser klappte aber dank Funkverständigung trotz leichter Verspätung ohne Probleme. So war es eine nette Tour durch das nördliche Ruhrgebiet und südliche Münsterland. Am Hbf der namensgebenden Stadt war der ICE nach Bremen trotz Verspätung gerade weg, so dass noch Zeit für eine Currywurst Spezial beim Frittenwerk war. Danach erwischte ich gerade noch den ebenfalls verspäteten Bremerhaven-IC und erreichte somit gegen 15 Uhr meinen Heimatbahnhof.

Zwei Städte in acht Tagen

Ende September machte ich mal wieder Urlaub mit Freundin, zuerst in Erfurt. Dafür hatten wir direkt nach Buchungsstart einen Sparpreis gebucht, der eine Fahrt mit einem direkten ICE Hannover – Erfurt enthielt. Den hätte es so nur wegen Bauarbeiten gegeben, leider wurde einige Wochen vor der Reise auch der Baufahrplan noch mal umgeworfen und der Zug gestrichen. Wir fuhren also nun wie vorgesehen mit dem IC nach HH, blieben dort aber sitzen und fuhren weiter bis Halle, wo wir einen Fünfminutenanschluss an den ICE nach München hatten. Erstaunlicherweise klappte der sogar, so dass wir die thüringische Hauptstadt pünktlich bzw. 45 Minuten später als ursprünglich geplant erreichten.

Eines der Highlights von Erfurt war die Stadtrundfahrt mit einer Tatra-Straßenbahn.

Tatra-Straßenbahnzug für Stadtrundfahrten in Erfurt

Außerdem nutzte ich die Sonne für eine „Fotosession“ am Domplatz, bei der mir Bilder von fast allen derzeit eingesetzten Straßenbahntypen gelangen. Nur der Combino Classic kam mir nicht vor die Linse.

MGT6D der Straßenbahn Erfurt
Combino Advanced der Straßenbahn Erfurt
Combino der Straßenbahn Erfurt
Stadler Tramlink der Straßenbahn Erfurt

Ein Ausflug in diesem ersten Urlaubsteil führte uns nach Weimar, wohin man etwa alle 20 Minuten bei einer Fahrzeit von 15 Minuten mit dem Nahverkehr pendeln kann – mal wieder eine Gelegenheit, bei der sich das Deutschlandticket mehr als bezahlt gemacht hat.

Nach vier Tagen ging es weiter nach Süden, und zwar zunächst mit dem ICE Richtung München. Der blieb kurz hinter Bamberg eine Weile stehen. Nachdem es zunächst noch hieß, das sei baustellenbedingt und in den Fahrplan eingearbeitet, kam kurze Zeit später die Durchsage, dass die Strecke wegen eines Brückenanfahrschadens gesperrt sei und wir wieder zurück nach Bamberg und von dort eine Umleitung fahren müssten. Noch bevor wir selbiges erreicht hatten, kam jedoch die Erleichterung: Die direkte Strecke war doch wieder befahrbar, so dass es mit einem erneuten Richtungswechsel und einer Ankunft in München mit knapp +60 getan war. Unser geplanter Anschluss nach Salzburg war damit über alle Berge, den nächsten übersprangen wir auch, unter anderem um noch einkaufen zu können. Der nächste Railjet war dann annähernd pünktlich, und da wir ja schon Lebensmittel hatten, konnten wir direkt mit dem praktischen Obus zu unserer Unterkunft fahren.

Dieses in Westeuropa nicht allzu häufige Verkehrsmittel nutzten wir in den nächsten Tagen noch häufiger, und natürlich bannte ich auch hier die Fahrzeuge aufs Silizium:

Van-Hool-Obus in Salzburg
Hess-Obus in Salzburg
Solaris-Trollino-Metrostyle-Obus in Salzburg
Solaris-Trollino-Obus in Salzburg

Außerdem machten wir uns zweimal auf den Weg nach Bad Reichenhall, um dort einen Freund zu treffen. Mit der grenzüberschreitenden S-Bahn geht das einmal die Stunde ohne und einmal mit Umstieg in Freilassing.

Am Montag nutzten wir den Brückentag, um abseits des zu erwartenden Andrangs zu reisen. Das funktionierte auch einigermaßen, auch wenn die Reservierungen, die wir nachträglich noch gekauft hatten, die Sitzplatzsuche vereinfachten. Zunächst ging es wieder mit dem Railjet nach MH. Der traf in Salzburg schon mit +20 ein, was durch die leider immer noch durchgeführte Grenzkontrolle noch mehr wurde. Interessanterweise nahmen Letztere nicht nur uniformierte, sondern auch völlig unauffällige Zivilbeamte vor. Unsere Übergangszeit schrumpfte somit von knapp 60 auf um die 20 Minuten, so dass wir direkt zum Anschlusszug gingen und ich ihn nur kurz noch mal verließ, um etwas zu essen zu holen.

Für die Weiterfahrt hätte sich normalerweise der direkte ICE nach Bremen über Hannover angeboten. Da der wegen Bauarbeiten aber nicht fuhr und wir möglichst wenig umsteigen wollten, blieb nur der ICE über Köln mit stolzen 8 Stunden Fahrzeit. Wir trugen es mit Fassung und nutzen die Zeit unter anderem für einen Besuch im Bordrestaurant. Dort war ziemlich viel ausverkauft (in Köln hätte es wohl Nachschub gegeben), wir fanden beide aber noch ein Gericht, das uns zusagte. Leider wenig überraschend war, dass wir auch Verspätung einsammelten. Der Grund dafür schien hauptsächlich hohe Streckenauslastung zu sein, jedenfalls hielten wir mehrmals kurz auf freier Strecke. Kurios war allerdings die Umleitung (ohne Halt und Ankündigung) über Köln/Bonn Flughafen, die uns auch noch mal ein paar Minuten Verzögerung einbrachte. Letztendlich erreichten wir jedenfalls HB mit etwa +20 und waren froh, angekommen zu sein.

Nachtschicht – diesmal für weniger Fahrpersonal

Mal wieder war Dortmunder Nachtschicht angesagt: Praktischerweise fahren die direkten Züge von Bremen jetzt wieder stündlich, so dass ich zusammen mit dem anderen Bremer Teilnehmer mehr Auswahl hatte. Die Hinfahrt endete nahezu pünktlich, die Rückfahrt mit etwa +10 – insofern bemerkenswert, als wir EDO mit fast +30 verlassen hatten, aber unterwegs wegen diverser Baustellen (unter anderem wieder mit Umleitung über die Hamm-Osterfelder Bahn) ein ordentlicher Fahrzeitzuschlag vorhanden war.

Bei der Nachtschicht selber ergab sich das Problem, dass die Nachtexpresse wegen Personalmangels recht kurzfristig um eine Fahrt reduziert worden waren. Nach dem Bus um 1.30 Uhr gab es also erst wieder einen um 3.30 Uhr, was viele Teams (meins zum Glück nicht) vor die Wahl stellte, entweder eine Stunde von Oespel nach Hombruch zu laufen oder bis zu zwei Stunden auf den nächsten Bus zu warten. Eine von vielen Unwägbarkeiten bei der Planung der Nachtschicht. Letztendlich war es aber wieder eine gelungene Veranstaltung, nicht nur weil wir zu den Preisträgern gehörten ;-).

Mitten im Winter, von Mittwoch bis Freitag

Zu dieser Zeit soll laut Alfred Kerr Paris besonders schön sein. Um das zu überprüfen, machten wir uns Mitte Januar auf den Weg. Unsere erste Station war aber Lyon, wo wir natürlich mit dem TGV von Deutschland aus hinfuhren. Konkret von Mannheim, das wir wiederum von HO mit dem ICE erreichten. Zur Sicherheit hatten wir eine Stunde Aufenthalt eingeplant, denn das Verpassen des TGV hätte alle Reisepläne über den Haufen geworfen. Ob es ohne den Aufenthalt auch geklappt hätte, weiß ich nicht mehr, so jedenfalls erreichten wir die Kurpfalzmetropole pünktlich und hatten noch genug Zeit, um uns bei Coffee Fellows einzudecken und den Rest der Zeit in der Lounge zu verbringen. Auch die TGV-Fahrt verlief ohne größere Komplikationen, so dass wir „nur“ mit etwa +10 Lyon Part Dieu erreichten, wo uns meine Tante schon erwartete.

Während unseres Aufenthalts gelangen mir unter anderem endlich gute Bilder von der Straßenbahn, deren Design an eine Seidenraupe erinnern soll:

Lyoner Citadis-Straßenbahnzug unterwegs auf der Linie T6
Kopf eines TCL-Straßenbahnzuges

Natürlich nutzten wir auch die anderen Verkehrsmittel des vielseitigen Lyoner ÖPNV: Dieselbus, Obus, Standseilbahn und alle vier Metrolinien, wobei die B inzwischen auch automatisch fährt, und zwar mit anderen Fahrzeugen als die D:

Metrozug der Linie B in Saxe – Gambetta

Nach vier Tagen fuhren wir weiter in die Hauptstadt, natürlich wieder mit dem TGV. Im Gegensatz zu dem von Frankfurt nach Lyon kann man auf der Strecke Lyon – Paris, die ja die erste SFS in Frankreich war, richtigen Geschwindigkeitsrausch erleben, und obendrein laufen die Züge deutlich ruhiger als die meisten ICE-Baureihen. Angekommen am Gare de Lyon, hatten wir es nicht weit in unser Hotel, was allerdings auch bedeutete, dass bei der Abreise eine längere Metrofahrt fällig war. Sonst nutzten wir während unseres Aufenthalts die Metro nur einmal, was unter anderem auf dem Generalstreik am Donnerstag zurückzuführen war – ob Alfred Kerr daran gedacht hat? Dafür fuhren wir dann auch mit automatischen Linien, wobei im Gegensatz zu Lyon Bahnsteigtüren Fotos erschweren.

Zug der Linie 1 am Gare de Lyon

Für die Rückfahrt erreichten wir den Gare du Nord mit so viel Puffer, dass noch ein gemütlicher Kaffee in einem Café gegenüber drin war. Der Thalys wurde für französische Verhältnisse recht früh freigegeben, so dass wir nicht länger in der Kälte warten mussten. Übrigens haben wir die gesamte Reise in der 1. Klasse zurückgelegt, was dank der rechtzeitigen Buchung (und vermutlich außerhalb der Hauptreisezeit) einigermaßen erschwinglich war.

Auch bei der Thalys-Fahrt stellte sich ein gewisser Geschwindigkeitsrausch ein, und wie schon im TGV aus Lyon gab es unterwegs einige verschneite Landschaften zu bewundern. In Köln hatten wir eine knappe Stunde Aufenthalt, auch ohne dass wir das extra eingeplant hätten, wofür wir gerne wieder die Lounge nutzten. Beim Warten auf den Anschlusszug begegnete uns noch dieser Kurz-ICE-1:

Ein Zug aus zwei ICE-1-Triebköpfen durchfährt den Kölner Hbf

Zumindest auf dieser Reise blieb uns auch auf dem letzten Stück das gute Bahnkarma hold, so dass wir pünktlich unsere Zielbahnhöfe Osnabrück und Bremen erreichten.

Satz mit X, viel besser als nix

Landauf, landab sind X-Busse der neue „heiße Scheiß“, um es mal salopp auszudrücken. Dahinter verbergen sich Schnellbusse, die das Schienennetz dort ergänzen, wo es nicht oder nicht mehr hinkommt, und die (jetzt aber wirklich) besonders direkte Linienwege und wenige Haltestellen haben sollen. Auch im Ruhrgebiet und Münsterland gibt es seit einiger Zeit solche Linien, von denen ich heute zwei getestet habe. Dafür bin ich zuerst mit dem Zug über EWAN nach EDRN gefahren, das ich mit +5 erreichte. Damit reichte die Zeit zwar noch, um zwei Bilder von den Zügen der RheinRuhrBahn zu machen, deren Geschicke ich bis vor kurzem aus dem Büro gelenkt habe …

Blauer Talent der RheinRuhrBahn in Dorsten
Weißer Talent der RheinRuhrBahn in Dorsten

… aber nicht mehr, um wie ursprünglich geplant den X42 nach Oberhausen-Sterkrade zu nehmen. Das Ersatzprogramm war aber auch nicht zu verachten: Ich fuhr nämlich mit einem anderen XBus, dem X05, der heute seinen ersten Betriebstag hatte, nach Wesel. Dabei war ich streckenweise der einzige Fahrgast, ab Schermbeck wurde der Bus aber einigermaßen gut genutzt. „Mein“ Fahrzeug stammte von einem Subunternehmer und hatte schon das spezielle XBus-Design, im Gegensatz zu den eigenen Fahrzeugen der BVR:

XBus von Brömmel in Wesel
XBus der BVR in Wesel

Von hier ging es wieder wie geplant weiter, nicht etwa mit dem Nikolauszug des Historischen Schienenverkehrs Wesel, der mir auch noch vor die Linse kam …

Lok des Historischen Schienenverkehrs Wesel

… sondern mit dem ex-Abellio-Flirt der Vias nach Bocholt. Dort spazierte ich über den Weihnachtsmarkt zum Bustreff, um noch einige Stadtbusse abzulichten und auf den Höhepunkt der Tour zu warten, den „BaumwollExpress“ X80. Dieser verbindet durch die ehemalige Textilregion Bocholt über einen direkten Linienweg hart an der niederländischen Grenze mit Bad Bentheim. Größere Orte werden dabei größtenteils rechts bzw. links liegen gelassen, nur in Vreden, Alstätte und Gronau wird jeweils das Zentrum angefahren. Entsprechend war der Bus zwischen Vreden und Gronau auch am meisten ausgelastet (etwa 10 Fahrgäste), alleine war ich aber erfreulicherweise nie im Bus. Bus und Haltestellenmasten haben ein recht auffälliges Design:

Haltestellenmast der X80 am Bocholter Bustreff
Bus der X80 am Bocholter Bustreff

Nach gut anderthalbstündiger Fahrt, die dann doch einiges an Sitzfleisch verlangte und draußen auch nicht viel Abwechslung bot, war dann der Bahnhof in Bad Bentheim erreicht, gerade als auch der IC aus Amsterdam angekommen war. Da dieser noch eine neue Lok bekam, erreichte ich ihn noch bequem und konnte die Fahrt dann wie geplant abschließen.

Über die Wupper

Am letzten Wochenende des 9-Euro-Tickets nutzte ich es noch einmal voll aus. Dass es gerade dieser Termin wurde, war eher Zufall, denn der Anlass war das Fest zum 125-jährigen (Be-)Stehen der Müngstener Brücke, der mit 107 Metern höchsten Eisenbahnbrücke Deutschlands. Dafür fuhr ich am Freitagabend nach Remscheid, nicht ohne noch kräftig das Bahn-Chaos dieses Sommers mitzunehmen: War der RE 2 nach EMST noch pünktlich, so hatte der Anschluss-RE 7 etwa +20 und war gut gefüllt. Ab Bönen wurde die Verspätung aufgrund eines längeren Aufenthaltes dann noch etwas mehr, so dass ich statt wie geplant in Solingen bereits in Wuppertal-Oberbarmen in die S 7 umstieg und mir daher die Fahrt über die Brücke für diesen Abend verwehrt blieb. Den anderen Reisenden auch, denn der Zug endete wegen Personalmangels außerplanmäßig in Remscheid Hbf. Ich wollte sowieso in den Bus umsteigen, den ich zum Glück gerade noch so erreichte und fast direkt vor dem Hotel aussteigen konnte.

Am Samstag machte ich mich nach einem kurzen Besuch der Remscheider Innenstadt zuerst auf den Weg zum Brückenpark, der direkt unter dem Bauwerk liegt und beste Blicke darauf bietet:

Blick aus dem Brückenpark auf die Müngstener Brücke
Blick aus dem Brückenpark auf die Müngstener Brücke

Anlässlich des Festes fuhr ein historischer Zug über die „Bergische Runde“ Solingen – Remscheid – Wuppertal – Solingen, in deren Verlauf auch die Brücke liegt. Den passte ich natürlich ab:

Museumszug auf der Müngstener Brücke

Im Park war auch schon die Bühne für das abendliche Konzert der Bergischen Symphoniker aufgebaut. In der Zeitung hatte ich zufällig morgens gelesen, dass der Park dann nur für Konzertbesucher geöffnet sein sollte, aber eine Mitarbeiterin sagte, dass das kurzfristig geändert worden sei und alle Zutritt hätten. Das war für mich wichtig, da die Brücke zeitgleich illuminiert werden würde und ich das natürlich sehen wollte.

Also verließ ich erst mal beruhigt den Brückenpark, um den restlichen Nahverkehr im Bergischen Städtedreieck auf den Chip zu bannen. Die Remscheider Citaros hatte ich schon morgens „erledigt“, also erweiterte ich noch die Sammlung von Bildern des Solinger Obus und der Wuppertaler Schwebebahn, hier zwei Beispiele. Auch den Dampfzug bekam ich bei der Anfahrt im Solinger Hbf noch mal etwas näher vor die Linse.

Solaris Trollino am zentralen Umsteigepunkt Graf-Wilhelm-Platz in Solingen
Ein Wagen der aktuellen Generation 15 der Wuppertaler Schwebebahn erreicht die Endstation Oberbarmen
Historischer Zug mit 78 468 des Fördervereins Eisenbahn-Tradition bei der Abfahrt in Solingen Hbf

Nachdem so langsam die Dämmerung einsetzte, machte ich mich wieder auf den Weg zum Brückenpark. Dazu stieg ich am Hp Solingen-Schaberg aus, von wo es nur ein kurzer Weg (logischer- und praktischerweise bergab) ist. Unterwegs kam ich an einer Stelle vorbei, an der sich schon diverse Menschen mit Kameras und teilweise Campingmöbeln postiert hatten und beschloss spontan, dort zu bleiben.

Und ich wurde nicht enttäuscht: Die Illumination war beeindruckend, zumal mit den auch hier oben gut zu hörenden Symphonikern. Der Heißluftballon, der auf der anderen Seite der Brücke aufstieg, rundete das Ganze ab. Mangels Stativ konnte ich das Ganze nicht gerade perfekt aufs Silizium bringen, will es euch aber trotzdem nicht vorenthalten.

Die Abreise der Besucher vom Brückenpark war gut organisiert: Die Haltestelle direkt am Parkeingang war, wohl auch wegen des zu erwartenden Andrangs, auf einen Parkplatz am Wupperufer verlegt worden. Dort erleuchtete ein generatorbetriebenes Licht die Szenerie. Da die Brücke genau im Dreieck von Wuppertal, Remscheid und Solingen liegt, gab es auch in alle drei Städte Sonderbusse. Die waren natürlich entsprechend voll, das Personal sorgte aber für die Disposition weiterer Fahrzeuge. In meinem Bus nach Remscheid konnte auch niemand mehr umfallen, der Stimmung tat das aber keinen Abbruch und mein Hotel lag praktischerweise so, dass ich schon an einer der ersten Haltestellen nach Erreichen des Stadtgebiets aussteigen konnte.

Auf der Heimfahrt am Sonntagmittag musste ich noch mal umdisponieren, weil der Bus vom Hotel zum Hbf nicht auftauchte. Stattdessen fuhr ich nach Güldenwerth, wo gerade in dem Moment, als mein Zug ankam, der Dampfzug entgegenkam. Die weitere Fahrt lief – wider Erwarten – genau wie geplant, sieht man mal von etwa 10 Minuten Verspätung bei allen Zügen ab: S 7 bis KSO, RE 7 bis EMST und von da der IC nach HO. Dafür musste ich natürlich dann doch noch einen Fahrschein kaufen, aber weniger als 8 Euro für mindestens 20 Minuten Zeitersparnis schienen mir ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.

Im größten Dorf

Zwar wird München als Millionendorf bezeichnet, dem Namen nach dürfte jedoch Düsseldorf das größte Dorf Deutschlands sein. So mussten wir uns für den zweiten Teil unseres Urlaubs nicht allzu sehr umgewöhnen. Los ging es am Montag mit dem ICE ab Bremen bzw. Osnabrück, leider mit etwas zwanzigminütiger Verspätung, bei der es auch bis zu unserer umsteigefreien Ankunft blieb. Angesichts des Gepäcks und des Regens fuhren wir mit der U-Bahn zu unserem Hotel, dem sehr empfehlenswerten Carls am gleichnamigen Platz.

Statt einer Insel- gibt es in der Landeshauptstadt eine U-Bahn zu sehen. Auf der alten Strecke hat sie den durchaus vorhandenen Charme der 80er,

U-Bahnhof Steinstraße/Königsallee

auf der 2016 eröffneten Wehrhahnlinie hat man sich etwas mehr ausgetobt und jede Station von einem anderen Künstler gestalten lassen, wobei das Grunddesign dasselbe ist.

Videoinstallation im Bahnhof Benrather Straße
Bahnhof Graf-Adolf-Platz
Bahnhof Schadowstraße

Außer U-Bahnhöfen gab es natürlich noch den Rhein mit Landtag, Rheinturm und Medienhafen sowie jede Menge Japanisches zu sehen.

Auf der Rückfahrt am Donnerstag machte ich noch einen Umweg über Köln, um dort meine Freunde Anna und Hans zu treffen. Die Rückfahrt von dort wiederum war etwas beschwerlich, weil aufgrund des stürmischen Wetters bei Bonn Gegenstände die Oberleitung blockiert hatten. Immerhin konnte ich beim Warten einige interessante Fahrzeuge ablichten:

n-Wagen-Garnitur von TRI als Zusatz-RE nach Hamm
Europa-ICE
ICE mit Sonderlackierung zum 30. Jubiläum
111 „Loreley“
110 der Gesellschaft für Fahrzeugtechnik mit einem Zusatz-RE nach Hamm

Schließlich kam endlich ein ICE nach Osnabrück, in dem ich sogar noch bequem einen Sitzplatz fand. Noch während wir am Bahnsteig standen, fuhr gegenüber der EC ein, den ich eigentlich nehmen wollte. Wir verließen KK und erreichten HO aber noch vor ihm – knapp zwei Stunden später als ursprünglich geplant. Aus purer Faulheit und weil ich ein City-Ticket hatte, nahm ich den Bus nach Hause, auch wenn ich dabei noch mal umsteigen musste.

Die bunten Siebziger

Das Wochenende war sehr bunt: Ich besuchte mal wieder Freund Konny in Berlin. Hin fuhr ich mit dem direkten Intercity, der pünktlich in HO ankam, aber wegen eines Polizeieinsatzes mit etwa +5 weiter fuhr, die er bis Spandau beibehielt. Da das City-Ticket jetzt in ganz Berlin gilt und die Busse noch im 10-Minuten-Takt fuhren, nahm ich den M45 zu meinem Ziel.

Der Samstag stand dann ganz im Zeichen der 70er- und 80er-Jahre, in denen der Großteil der U-Bahn-Linie 7 nach Spandau eröffnet wurde. Als deutliches Relikt aus dieser Zeit sind die Bahnhöfe teilweise quietschbunt gestaltet, was ich jetzt fotografisch festhielt. Wir starteten unsere Tour am Bahnhof Jungfernheide und machten Station am Siemensdamm (beide von 1980):

Kurios: Erst sollte sieben Minuten lang gar nichts kommen (für Berliner Verhältnisse schon recht lang) und dann gleich zwei Züge auf einmal:

Weiter ging es über Rohrdamm und Paulsternstraße. Letzterer Bahnhof (eröffnet 1984) war mir schon auf Fotos und beim Durchfahren als besonders bunt aufgefallen. Die Erwartungen wurden nicht enttäuscht:

Wir fuhren noch den Rest der Strecke bis zur Endstation Rathaus Spandau, die wieder ein ganz anderes Ambiente hat:

U-Bahnhof Rathaus Spandau

Auf dem Rückweg fuhren wir über Jungfernheide hinaus und bewunderten noch unter anderem die Station am Fehrbelliner Platz. Der untere Bahnsteig der U7 ist ganz im Stil der 70er gehalten (Eröffnung 1971, allerdings inzwischen umgestaltet), der obere Bahnsteig der U3 verrät sein viel früheres Eröffnungsdatum (1913), und das Empfangsgebäude an der Oberfläche atmet wieder den Geist der 70er:

Als Absch(l)uss bannte ich noch ein Bild des Bahnhofs Konstanzer Straße auf den Chip, dessen Farben an das Konstanzer Stadtwappen erinnern sollen. Architekt war hier wie bei den anderen U7-Stationen übrigens Rainer G. Rümmler.

Bahnhof Konstanzer Straße

Die Heimfahrt am Sonntag war auch noch eine Erkundungstour: Vom Bahnhof Spandau trat ich sie mit einem ICE 4 nach Hamburg an. Der fuhr kurioserweise gleichzeitig mit einem ICE-T nach Frankfurt (Main) ein. Nachher sah ich im Eisenbahnatlas, dass tatsächlich von Berlin Hbf (tief) Richtung Hamburg und von Berlin Hbf (Stadtbahn) Richtung Wolfsburg durchgehend konfliktfreies Fahren möglich ist.

Im Zug fand sich leider nur noch ein Platz auf dem Notsitz im Fahrradabteil, das ich dafür für mich alleine hatte und von wo ich ebenso gut die Fahrt durch die branden- und mecklenburgische Einöde verfolgen konnte. Trotz nicht voll ausgefahrener Geschwindigkeit und zeitweiligem Wechsel aufs Gegengleis erreichten wir AH nur mit +5, so dass noch genug Zeit für ein Essen beim Bahnhofsinder war. Der Anschlusszug, wieder ein 4er, war ebenso voll. Diesmal fand sich ein Platz im Abteil am Zugende, der sich beim Einchecken auch trotz ausgefallener Anzeige als nicht reserviert entpuppte. Auch hier fuhren wir kurzzeitig übers Gegengleis, erreichten HO aber trotzdem pünktlich.