Der ganz normale Bahnsinn

Nach langer Zeit war ich am Wochenende mal wieder unterwegs zu meiner Patentante nach Bielefeld. Für den Hinweg hatte ich mir eine preiswerte und ungewöhnliche Verbindung ausgesucht: Los ging es um 16.51 Uhr mit der RB nach Hanau. Die Frage, warum die Fahrzeit gegenüber dem RE so lang war, erklärte sich dadurch, dass in Kahl planmäßig der ICE aus Wien überholt. Aber so musste ich weniger lange in Hanau warten und konnte bald in den nur leicht verspäteten ICE 776 Richtung Oldenburg steigen, den ich schon mehrmals beehrt habe. Diesmal allerdings stieg ich schon am nächsten Halt Kassel wieder aus und eilte zu Gleis 1, wo mein Anschluss-IC bereit stand. Die Eile stellte sich bald als unnötig heraus, hatte der Zug doch keinen Steuerwagen und die Lok auf der falschen Seite. Letzteres zu beheben, kostete leider 17 Minuten, die bis Altenbeken auf knapp 10 schrumpften. Kurzzeitig überlegte ich, hier auszusteigen und so auf jeden Fall eine halbe Stunde später als geplant (und mit zwei weiteren Umstiegen) in Bielefeld zu sein. Letztendlich hoffte ich aber darauf, dass die Sennebahn in Paderborn (planmäßiger Übergang 5 Minuten) einige Minuten warten würde. Es kam, wie es kommen musste, dieser Schachzug bescherte mir eine Stunde Wartezeit und eine entsprechend spätere Ankunft, was ich angesichts des lauen Sommerabends aber gelassen hinnahm.

Anlass der Reise war auch die Führung im Bielefelder Hbf, die am Samstag um 15 Uhr stattfand. Höhepunkt war dabei sicher die Besichtigung des unter dem Bahnhofsvorplatz gelegenen, seit Ende des Kalten Krieges nicht mehr genutzten Bunkers. Bahntechnisch fand ich auch den Blick in die Ansagezentrale sehr spannend. Fotos von der Führung gibt es in meinem Fotoalbum.

Für die Rückfahrt kam ich kurz vor der Abfahrt auf die Idee, meine Verbindung noch einmal zu prüfen. Immerhin kam einer der Züge, die ich benutzen sollte, aus Berlin, wohin die Strecke ja zurzeit wegen Hochwasserschäden gesperrt ist. Ergebnis der Prüfung: Der betreffende Zug fährt zwei Stunden später, Ersatz gibt es in gleicher Zeitlage mit dem ICE aus Hamburg. In weiser Voraussicht versuchte ich dort zu reservieren – Fehlanzeige.
Da ich keine Lust hatte, von Hannover bis Frankfurt zu stehen, ließ ich meine Zugbindung aufheben, um über Essen fahren zu können. Damit hätte ich bei leicht früherer Abfahrt sogar die Chance gehabt, fast eine Stunde früher in NAH zu sein. Die Hoffnung darauf zerschlug sich angesichts nur 7 Minuten Übergang in EE allerdings schnell, als der ICE aus Berlin mit +15 angekündigt wurde. Mehr wurde es trotz kurzzeitiger Sperrung zwischen Herford und EBIL zwar nicht, aber auch nicht weniger.
Ich disponierte also zum zweiten Mal um und stieg in den hinteren Zugteil, der mich ohne weitere Komplikationen deutlich schneller nach KK brachte, als ich mit dem vorderen in KKDZ gewesen wäre. Außerdem hatte ich ab kurz vor Hamm einen Sitzplatz. Hätte der Zug in KKDZ gehalten, hätte ich vielleicht sogar den Anschluss noch erreicht, so hieß es aber erst einmal 20 Minuten warten. Weiter ging es mit ICE 615, der aus unbekanntem Grund einige Minuten später abfuhr und mich nach FFLF brachte. Dort wäre es normalerweise am selben Bahnsteig mit ICE 1659 nach FF weiter gegangen, aber die „Stellwerksstörung“ in Mainz mit +30 im Gefolge machte die dritte Umdisposition erforderlich. Den Fußmarsch zum Regionalbahnhof musste ich wegen der Verspätung beschleunigt absolvieren, schaffte aber gerade noch die S-Bahn nach Hanau. Ab hier klappte dann alles wieder planmäßig, inklusive der Fahrt mit der Wertheimer RB nach NAHF.
Fazit: Gleiche Ankunftszeit mit stark erhöhtem Aufwand geschafft. An die DB habe ich die Anregung geschickt, bei längerfristig bekannten Fahrplanänderungen die betroffenen Fahrgäste zu informieren, sobald sie bekannt sind. Ich hatte über mein Kundenkonto gebucht und auch den Verspätungsalarm aktiviert, dieser kam jedoch erst 4 Stunden vor der Abfahrt – nachdem ich bereits selbst auf die Idee gekommen war, die Verbindung noch einmal zu prüfen und der Ersatzzug längst ausreserviert war.

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