Ma(r)l wieder reibungslos

Nach dem Ärger bei den letzten Fahrten hat am Wochenende mal wieder alles geklappt: Am Freitag war der ICE von NAH nach EE pünktlich, ebenso wie der RE von dort nach ERE, wo ich daher ohne Probleme den Busanschluss erreichte. Anders wär‘ nämlich schlecht, um mal eine ehemalige WDR-2-Comedy zu zitieren: Verpasst man den Anschluss, darf man eine Stunde am nächtlichen Bahnhof warten oder das Taxi selbst bezahlen, denn hier greifen keinerlei Fahrgastrechte.
Auch auf der Rückfahrt klappte alles bestens: Die RB nach ERE war pünktlich und der IC nach Mainz hatte keine nennenswerte Verspätung. Mein reservierter Platz war in einem redesignten Kleinkindabteil, das sich eigentlich nur durch zwei fehlende Sitze und eine Beklebung am Fenster von den anderen Abteilen unterschied. In KK zogen wir uns +7 durch Warten auf Anschlussreisende zu. Die Fahrt durchs Rheintal konnte ich auf der „richtigen“ Seite genießen, und da der Platz gegenüber meinem reservierten frei war, sogar in Fahrtrichtung. Bis FMZ war die Verspätung fast komplett abgebaut, so dass der Anschluss an den ICE problemlos gewährleistet war. Auf „meinem“ Streckenabschnitt gab es keine Besonderheiten, aber auf dem weiteren Laufweg wurde der Zug dann wegen Bauarbeiten über Sangerhausen umgeleitet und hatte daher zwischen Fulda und Leipzig keinen Halt. Nach einer Currywurst ging es dann weiter mit dem RE nach NAH und der Miltenberger RB bis NAHF, beides wiederum ohne jegliche Probleme. So müsste es immer sein!

Der Sinn der Reise

Nur mal eben schwimmen gehen wollte ich am heutigen Feiertag. Diesmal sollte es in die Odenwald-Therme in Bad König gehen, wofür ich mir die schnellste Verbindung herausgesucht hatte: mit dem RE nach Hanau und von dort weiter mit der VIAS. Leider betrug die Übergangszeit dort nur 6 Minuten, was exakt der Verspätung des RE entsprach. Den Rest könnt ihr euch denken: Ich sah den Zug noch abfahren, der nächste wäre in etwa anderthalb Stunden gefahren. Da ich keine Lust hatte, so lange zu warten, bin ich nach einem heftigen Wutanfall wieder zurück nach NAH gefahren, worauf ich immerhin auch noch fast eine Stunde warten musste.
Zum Glück sehen die Tarifbestimmungen des RMV in diesem Fall eine komplette Rückerstattung des Fahrpreises vor. Das ist die eine Sache – dass es überhaupt Verbindungen gibt, bei denen eine geringe Verspätung eine um fast zwei Stunden verspätete Ankunft am Zielort zur Folge hat, ist eine andere, gelinde gesagt eine Frechheit. Eine entsprechende Beschwerdemail an den RMV ist raus, der Antrag auf Kostenerstattung kommt hinterher.

Nachtzug nach Lissabon

Wie schon angedeutet, habe ich vom 23. März bis 1. April sozusagen die „Reise zum Film“ gemacht: über Barcelona und Madrid nach Lissabon und über Porto zurück. Seit gestern ist der ausführliche Reisebericht online. Außerdem gebe ich euch noch die unvermeidlichen Buchungstipps für Spanien und Portugal:

  • Die Buchung bei der Renfe (Spanien) ist 2 Monate vor der Abfahrt möglich. Manchmal wird die Buchung wegen interner Fahrplanwechsel aber auch erst später freigegeben, in diesem Fall hilft nur Probieren. Nach der Eingabe von Start- und Zielort werden nur Direktverbindungen angezeigt. Bei den Tarifen muss man beachten, dass „M“ für „Mesa“ (Tisch) steht. Tische werden nur als Ganzes verkauft, d.h. der dort angegebene Preis gilt nur, wenn man vier Plätze bucht.
  • Bei meiner Buchung akzeptierte das System die Länderangabe „Deutschland“ sowie meine deutsche Handynummer nicht. Daraufhin schrieb ich eine Mail an die Renfe, die mir bestätigte, dass ich dort auch einfach „Spanien“ und eine fiktive 9-stellige spanische Handynummer eingeben könne, die Angaben seien nur für statistische Zwecke. Das Angeben einer deutschen Personalausweisnummer ist dagegen ohne Probleme möglich. Übrigens wollte nicht nur niemand den Ausweis sehen, sondern noch nicht einmal den Fahrschein, da ich immer auf dem reservierten Platz gesessen habe.
  • Bei den CP (Portugal) ist eine Online-Buchung erst einen Monat vor der Abfahrt und nur für reine Fernverkehrsrelationen möglich. Für Lissabon und Porto sollte man daher auf jeden Fall die Bahnhöfe Oriente und Campanhã auswählen, da alle Fernzüge dort halten. Wenn man das beachtet, ist die Buchung zwar erst nach dem Anlegen eines Benutzerkontos möglich, aber trotzdem nicht so kompliziert wie bei den Spaniern.

Der ICE-Treff hat noch eine etwas detailliertere → Buchungsanleitung für die Renfe. In diesem Sinne: ¡Buen viaje/Boa viagem!

JKBF-Rekorde 2013

Im Jahr 2008 hatte ich schon einmal eine Liste meiner ganz persönlichen Bahnrekorde aufgestellt. Nach knapp fünf Jahren ist es nun Zeit, einmal zu schauen, ob diese noch bestehen oder ob ich sie inzwischen eingestellt habe:

  • Die längste Zugfahrt überhaupt ist ein wenig Definitionssache, aber wenn man die längste Fahrt zwischen zwei vorgesehenen Stationen auf einer Reise ansetzt, war es wohl die Fahrt von Aschaffenburg nach Stockholm vom 25. auf den 26. Juli 2010 mit sage und schreibe knapp 23 Stunden. Sie hat deswegen so lange gedauert, weil der Nachtzug aus Würzburg mit einer halben Stunde Verspätung in Kopenhagen ankam, wodurch ich den X2000 nach Stockholm verpasst habe. Daher musste ich umbuchen, bekam aber erst drei Stunden wieder später einen Platz in dem reservierungspflichtigen Zug. Diese Zeit habe ich zwar genutzt, um mir ein wenig Malmö anzuschauen, geplant war das aber nicht. Außerdem endete der Zug dann wegen einer Streckensperrung kurz vor Stockholm, so dass ich das letzte Stück auch noch mit Ersatzbus und S-Bahn zurücklegen musste. Aber auch, wenn alles geklappt hätte, würde diese Fahrt mit 18 Stunden und 15 Minuten den Rekord halten.
  • Bei der längsten Fahrt in ein und demselben Zug ist nach wie vor die Nachtzugfahrt nach Warschau 2005 unübertroffen, bei den Tageszügen führt inzwischen München Hbf–Budapest Keleti PU. am 1. April 2011 mit 7 Stunden und 22 Minuten.
  • Zum Glück seit dem letzten Beitrag ebenfalls unübertroffen ist die größte Verspätung eines einzelnen Zuges, wohingegen die gesamte Verspätung bei der Ankunft bei der oben erwähnten Fahrt nach Stockholm die größte sein dürfte.

An dieser Stelle möchte ich die Liste der Rekorde noch etwas erweitern:

  • Die meisten Kilometer an einem Tag (damit auch den Geschwindigkeitsrekord) habe ich auf der Fahrt von Aschaffenburg nach Barcelona über Paris am 23. März 2013 absolviert: etwa 1730 km in 13 Stunden und 6 Minuten, was einer Durchschnittsgeschwindigkeit von ca. 130 km/h entspricht. Das ist dafür, dass ich in Paris über eine Stunde Aufenthalt mit Bahnhofswechsel hatte, ganz ordentlich.
  • Der nördlichste Ort, den ich mit dem Zug erreicht habe (übrigens auch der nördlichste, den ich überhaupt erreicht habe), war Narvik in Norwegen am 30. Juli 2010. Theoretisch hätte ich von Deutschland dorthin auch kein anderes Verkehrsmittel benutzen müssen, praktisch lagen auf meiner Skandinavien-Tour vorher und hinterher jeweils Schiffs- und Busabschnitte. Erst von Fauske, 250 Kilometer südlich von Narvik, bin ich dann (mit einigen Zwischenübernachtungen) durchgehend mit dem Zug zurück gefahren (wobei der Zug dabei auch ein Schiff benutzt hat).
  • Der westlichste Ort ist auch gleichzeitig der südlichste meiner Zugfahrten bisher: Cascais an der portugiesischen Atlantikküste, von wo ich am 30. März 2013 mit dem Bus zum Cabo da Roca, dem westlichsten Punkt des europäischen Kontinents, gefahren bin. Außerhalb Europas bin ich bisher nicht Zug gefahren, wenn man von der New Yorker Subway einmal absieht.
  • Bleibt noch der östliche Extrempunkt: Für reine Zugfahrten von Deutschland aus ist es das schon erwähnte Warschau, die östlichste Bahnreise überhaupt ging ebenfalls im Juli 2010 von Helsinki aus, das ich mit dem Schiff erreicht habe, nach Kemi am Bottnischen Meerbusen, von wo ich mit dem Bus weiter gefahren bin.

Soweit die neuesten Rekorde, ich bin auch jetzt wieder gespannt darauf, wann und wie sie gebrochen werden!

Immer verspätet?

Die Vorurteile, was die Pünktlichkeit der DB betrifft, sind sattsam bekannt – dass an ihnen etwas dran ist, auch. Aber wie sehen meine persönlichen Erfahrungen aus? Da ich nicht – wie ich es zeitweise bei meinen Fahrten zur Uni mal gemacht habe – bei jeder Fahrt Buch führe, habe ich mal alle Blogbeiträge ausgewertet, in denen ich meine Bahnfahrten (fast ausschließlich solche im Fernverkehr) schildere. Das ergibt seit Einrichtung dieses Blogs insgesamt 140 Fahrten, für die ich mehr oder weniger genaue Angaben zur Pünktlichkeit (immer bezogen auf das Fahrtziel) gemacht habe. Von diesen Fahrten habe ich mein Ziel bei 94 (also 67,1 %) pünktlich, also mit weniger als 5 Minuten Verspätung erreicht. Bei 33 Fahrten (23,6 %) hatte ich bis zu einer halben Stunde Verspätung, bei 9 Fahrten (6,4 %) zwischen 30 und 60 Minuten und bei vieren (2,9 %) mehr als eine Stunde. Aber auch auf der anderen Seite gab es Ausreißer, denn zu den pünktlichen Fahrten zählen immerhin sechs (4,3 % der Gesamtfahrten), bei denen ich das Fahrtziel deutlich früher erreicht habe als geplant, weil Umsteigezeiten sehr großzügig bemessen waren oder der Vorgänger des Anschlusszuges Verspätung hatte. Die Gründe für die Verspätungen sind ebenfalls vielfältig und sollen/können hier nicht alle aufgezählt werden. Natürlich gibt es auch noch einige wenige Fernfahrten, über die ich nicht gebloggt habe – das waren dann eher die reibungslos verlaufenen, was natürlich die Statistik verfälscht. Trotzdem kann man angesichts der Ergebnisse nur den Tipp geben, bei Fernreisen mit dem Zug immer mindestens eine halbe Stunde Puffer zwischen planmäßiger Ankunft und eventuellem Termin einzuplanen. Ein Trost mag sein, dass das beim Auto genau so ist – ich erinnere mich da an eine Fahrt von Frankfurt nach Hannover, auf der wir locker eine Stunde im Stau verbracht haben, und das abends gegen 22 Uhr. Trotzdem begrüße ich natürlich alle Versuche von DB und Politik, die Pünktlichkeit zu erhöhen.

9.1.1

Diesen Abschnitt der Beförderungsbedingungen habe ich am Wochenende zweimal anwenden müssen. Er besagt, dass bei ICE- und EC/IC-Fahrscheinen bei einer zu erwartenden Verspätung von mehr als 20 Minuten am Zielort Zug-, Produkt- und Streckenbindung aufgehoben sind. Es ging schon bei der Abfahrt in NAH am Freitag los: ICE 622 war mit +30 angekündigt. Hätte ich vor dem Aufbrechen noch mal in der DB-Auskunft nachgesehen, hätte ich mich weit weniger zu beeilen brauchen … Da ich nun schon mal da war, verbrachte ich die Zeit mit dem Kauf eines Fahrscheins für die nächste Fahrt und in der Bahnhofsbuchhandlung. Die Fahrt selber verlief dann ohne größere Schwierigkeiten, außer dass es bei +30 blieb und somit der vorgesehene Anschluss in KKDT natürlich platzte und ich im Zug sitzen blieb. In KD verzögerte sich die Abfahrt noch mal um ein paar Minuten, so dass der erhoffte Ersatzanschluss an den RE 2 in EE ebenfalls nicht klappte und ich bis zur Endstation Dortmund sitzen blieb. Dort fuhr etwa 10 Minuten später ICE 514 nach Hamburg-Altona, wohl der einzige ICE 3, der auf dieser Strecke eingesetzt wird. Der war gut gefüllt mit St.-Pauli-Fans, trotzdem fand ich aber noch einen Sitzplatz, auf dem ich prompt in eine Reisendenbefragung geriet. Wegen einer außerplanmäßigen Kreuzung in Amelsbüren wurden aus der planmäßigen Abfahrt in EDO +8 an meinem Zielbahnhof Münster, wo ich den eigentlich zur selben Minute abfahrenden Anschlussbus aber trotzdem noch bekam.

Die Rückfahrt begann ganz ähnlich wie die Hinfahrt: „Mein“ IC 2213 war mit +40 angekündigt. Diesmal gab es aber eine alternative Fahrtmöglichkeit: IC 2417 aus Flensburg, der früher für seine historischen Wagen bekannt war. Inzwischen besteht er allerdings nur noch aus ehemaligen Interregio-Wagen, wie ich bei der um etwa 5 Minuten verspäteten Einfahrt feststellte. Erstaunlicherweise war der Zug am nächsten Halt Gelsenkirchen wieder im Plan, und auch das Aufnehmen von Passagieren aus einem liegengebliebenen ICE in EE kostete wenig Zeit, führte aber bis EDG zu beengten Verhältnissen. Ich durfte also Hoffnung haben, dass mein eigentlicher Anschlusszug in Köln trotz -3 Minuten Übergangszeit warten würde, wie ich es auch schon einmal erlebt hatte. Kurz vor dem dortigen Hbf wurde diese jedoch zerstört, indem der Zub durchsagte, dass dieser leider nicht warten könne und die nächste Fahrtmöglichkeit in Richtung Mannheim und Basel in einer knappen Stunde bestehe. Auf der Hohenzollernbrücke kam uns der Zug dann auch tatsächlich entgegen. Was der Zub nicht angesagt hatte, war, dass die nächste Fahrtmöglichkeit in Richtung Frankfurt schon in einer halben Stunde bestand, allerdings von Deutz, wohin ich mich mit der nächsten S-Bahn begab. Auf der weiteren Fahrt gab es dann noch die Besonderheit, dass wir wegen eines Polizeieinsatzes in Frankfurt Flughafen statt am Fern- am Regionalbahnhof hielten, was uns etwa +5 einbrachte. In NAH angekommen, entschied ich mich diesmal fürs Laufen mit hinterhergezogener Reisetasche und erreichte meine Wohnung wiederum eine gute halbe Stunde später als geplant.

Die Tücken des DB-Online-Tickets

Durch die (Eisenbahn-)Medien geistert zurzeit der Fall einer Russin, die mit Hilfe der Bundespolizei aus dem Zug geworfen wurde. Beide Seiten stellen den Vorgang unterschiedlich dar, der Knackpunkt scheint aber zu sein, dass die Kundin ein Online-Ticket hatte, zu dessen Identifizierung sie einen russischen Pass angegeben hatte. Dies lassen jedoch die Beförderungsbedingungen der DB nicht zu, denn danach sind nur BahnCard, Kreditkarte und der Personalausweis bestimmter Länder (darunter nicht Russland) zur Identifizierung möglich. Unabhängig von der Frage, was darüber hinaus nun zum Polizeieinsatz geführt hat, frage ich mich, warum diese Einschränkung nötig ist. Ich habe schon bei den Bahnen verschiedener Länder Online-Tickets gekauft, und keine davon war bei der Identitätsfeststellung so restriktiv wie die DB. Bei der Renfe in Spanien etwa kann ein beliebiger Ausweis zur Identifizierung angegeben werden, und bei der französischen SNCF muss sogar nur der Name angegeben und ein gültiger Ausweis (gleich welchen Landes) mitgeführt werden. Nun könnte man argumentieren, dass die Reservierungspflicht im Fernverkehr in diesen Ländern das Missbrauchspotenzial senkt, und in der Tat wollte dort kein Zub meinen Ausweis sehen, in Spanien nicht mal das Ticket. Aber auch in Belgien diente lediglich der Name als Kontrollmerkmal, und dort gibt es im Inlandsverkehr weder Zugbindung noch Reservierungspflicht.

Vor diesem Hintergrund ist mir nicht ganz klar, warum die DB nur bestimmte Karten, die noch dazu vorher mit Nummer und Ablaufdatum angegeben werden müssen, als Identitätsnachweis akzeptiert. Bei einem Online-Ticket müssen vor allem zwei Dinge sichergestellt sein: Es muss echt sein und es darf nur einmal benutzt werden. Ersteres wird in der Regel durch einen Barcode auf dem Ticket, der mit dem mobilen Kontrollgerät des Zub gelesen wird, oft auch mit in den Hintergrund eingewobenen Schriften und Ähnlichem sichergestellt. Für letzteres muss es eine zentrale Liste geben, in der die gültigen Tickets hinterlegt und nach der Nutzung gestrichen bzw. die Scans abgeglichen werden. Natürlich muss jedes gültige Ticket auch mit einem Käufer verknüpft sein, der im Falle einer Mehrfachnutzung haftbar gemacht wird. Daher hat natürlich auch dieser ein Interesse daran, dass ein Ticket nur einmal genutzt wird.

Meines Erachtens wären aber beide Sicherheitsmerkmale auch ohne die aufwendige Verknüpfung mit einer bestimmten Identitätskarte vorhanden. Würde auf dem Ticket nur der Name stehen, könnte rein theoretisch ein anderer Jan Zbikowski mit dem Ticket fahren. Hier muss aber ohnehin der Schutz vor Mehrfachnutzung greifen, denn da es auch nicht zuggebundene OTs gibt, könnte ich ja auch selber mit dem gleichen Ticket mehrmals fahren. Warum aber andererseits das Ticket ungültig sein soll, wenn ich versehentlich bei der Nummer meiner BahnCard oder meines Ausweises einen Zahlendreher einbaue, bleibt wohl ein Geheimnis der DB.

Nachtrag: In dem Fall, der die Berichterstattung auslöste, ging es wohl nicht um ein bei der DB gebuchtes Online-Tickets, sondern um eins von → Ltur, wo „last minute“ Restkontingente von Bahnfahrscheinen verkauft werden. Dort sind noch weniger Identifizierungskarten zugelassen als bei der DB, meine Kritik gilt natürlich sinngemäß (siehe auch die Kommentare).

50 Minuten …

… habe ich am Mittwoch für den Weg von der Innenstadt zur Arbeit gebraucht, eine Fahrt, die normalerweise zehn dauert. Dabei hatte ich mich schon so gefreut, dass ich nicht noch zehn Minuten auf den Bus warten musste, sondern außerhalb des Takts einer kam. Zur Mittagszeit ist das wegen des Schülerverkehrs nicht ungewöhnlich, die entsprechenden Fahrten verkehren auch nur an Schultagen. Unterwegs merkte ich, dass die Haltestellenanzeige den nächsten Halt in Großostheim anzeigte, ging aber davon aus, dass sie einfach falsch ging. Aber Pustekuchen: Der Busfahrer hielt an „meiner“ Haltestelle nicht an, sondern fuhr tatsächlich weiter. Halb so wild, dachte ich, die Linie 55 fährt ja gleich von Großostheim wieder zurück. Im Prinzip stimmte das auch – nur leider nicht von der Haltestelle, an der ich stand, und die richtige war nicht zu finden. Also hieß es gut 20 Minuten warten, bis der nächste 54er-Bus auftauchte, der mich dann die ca. 3 km wieder mit zurück nach Nilkheim nahm. Den Kollegen fiel mein langes Wegbleiben zum Glück nicht auf, da es noch als verlängerte Mittagspause durchging.

Trotzdem frage ich mich, ob ich einfach besser hätte aufpassen müssen oder ob man hier noch an der Fahrgastinformation arbeiten kann. Die Aushangfahrpläne der Regionalbusse sind so aufgebaut wie die von Zügen: es wird jede Fahrt einzeln mit einigen wenigen Zwischenhalten und der Endstation angegeben. Beim genaueren Hinsehen hätte ich daraus, dass als Zwischenhalt nicht „Nilkheim, Polizei“, sondern eine Haltestelle in Großostheim angegeben war, schon schließen können, dass der Bus zwischendurch nicht hält. Das muss man aber auch erst einmal wissen; einen expliziten Hinweis gab es auf dem Aushangfahrplan genau so wenig wie am Fahrzeug. Obwohl mein Ärger über diese Odyssee inzwischen verraucht ist, habe ich mal bei der VU angeregt, dies etwas deutlicher zu kennzeichnen, z.B. durch einen Zusatz bei der Liniennummer oder einen Hinweis im Fahrplan.

Jetzt wünsche ich euch aber erst einmal, dass der Frühling bald Einzug hält und dann natürlich schon einmal:

Frohe Ostern

Berlin, Berlin, ich fahre nach Berlin

Am Wochenende war meine Reisetasche mal wieder in Berlin – diesmal allerdings in meiner Begleitung. Anlass war die Tatsache, dass die DB Einsteiger-Tickets für 69 Euro verkaufte und ich der Hauptstadt schon lange keinen Besuch mehr abgestattet hatte.
Also ging es am Freitagabend los: über Babenhausen nach Hanau, was gegenüber dem direkten Zug die Wartezeit dort ziemlich verkürzte. Bei meinem Anschluss ICE 1192 (ein ICE 2) war eine umgekehrte Wagenreihung angekündigt. Also auf den Wagenstandsanzeiger am hinteren Ende des Bahnsteigs geschaut: auf dem war die 1. Klasse hinten, also müsste es ja passen. Ach nee: freitags von Januar bis März fährt der Zug genau anders herum, also muss ich doch nach vorne. Die Ansage vor der Einfahrt bestätigte das, also losmarschiert – nur um festzustellen, dass die 1. Klasse dann doch vorne war. Wegen dieser sozusagen dreifach umgekehrten Wagenreihung musste ich nun also durch den ganzen Zug zu meinem reservierten Platz marschieren (die Reservierungsgebühr war in den 69 Euro inbegriffen). Unterwegs kam ich an diversen freien Plätzen sogar mit freiem Nebenplatz vorbei, aber es hätte ja sein können, dass meiner noch schöner ist … Dieser befand sich dann aber gegen die Fahrtrichtung neben einem anscheinend heftig erkälteten jungen Mann, der während der ganzen Fahrt kein Wort sprach. Wegen der Dunkelheit gab es draußen auch nichts zu sehen, also vertrieb ich mir die Zeit mit Lesen und Musikhören. Den später eintretenden Hunger stillte dann eine Currywurst im Speisewagen, woraufhin ich auf einen der inzwischen reichlich vorhandenen freien Doppelplätze in Fahrtrichtung umzog. Hinter Wolfsburg hielt der Zug kurz mitten in der Pampa an, wenn ich es denn richtig gesehen habe – wenn es draußen komplett dunkel ist, ist das gar nicht so einfach festzustellen. Berlin-Spandau erreichten wir dann fast pünktlich, ich stieg bereits dort in die S-Bahn, die mich zu meiner Unterkunft in der Nähe des Savignyplatzes brachte.

Die S-Bahn bestimmte dann auch den Samstag, an dem ich mich nach Osten vorarbeitete: Zuerst machte ich ein Bild von der allgegenwärtigen BR 481/482 im recht imposanten Hauptbahnhof. Dann wartete ich den EC nach Gdingen über Danzig ab, der im Sommer letzten Jahres neu eingerichtet wurde. Die Wartezeit nutzte ich bei herrlichem Sonnenschein für ein bisschen Sightseeing am Reichstag und Brandenburger Tor, zurück zum Hbf ging es dann mit der kuriosen, aber gut genutzten U 55. Nach einer Currywurst an der Friedrichstraße hieß mein nächstes Ziel dann Oberbaumbrücke, wo mir eine Aufnahme mit U-Bahn gelang. Ein Besuch am Ostkreuz, wo ich außer Reichsbahn-Zugzielanzeigern wie erhofft auch die beiden anderen noch eingesetzten S-Bahn-Baureihen 480 und 485 antraf, schloss den ÖPNV-Teil des Tages ab, der dann mit Shopping und Essengehen ausklang.

Am Sonntag widmete ich mich dann der U-Bahn, wobei es mir gelang, alle zurzeit im Einsatz befindlichen Baureihen abzulichten (Kleinprofil: A3, G und HK, Großprofil: F und H). Der „normale“ Tourismus kam mit einem Besuch am Alexanderplatz aber auch nicht zu kurz. Kurz vor meiner Abfahrt um 16.57 Uhr schoss ich noch ein Bild vom Hauptbahnhof mit allen vier Ebenen. Mein Zug fuhr pünktlich im Tiefbahnhof ab. Da ich diesmal in einem ICE 1 fuhr, hatte ich mich für ein Abteil entschieden, in dem mir nur eine Mutter mit etwa 20-jähriger Tochter und von Spandau bis Göttingen eine Frau etwa im selben Alter Gesellschaft leisteten. Auch hier lief wieder alles reibungslos, obwohl wir in Spandau den verspäteten ICE nach Köln vorlassen mussten. Diesmal machte der Zug den Umweg über Hannover, so dass ich ab dort in Fahrtrichtung saß. Meinen Umsteigepunkt FH erreichten wir pünktlich, und die 46-minütige Umsteigezeit vertrieb ich mir bei einem eher durchschnittlichen, aber sättigenden Döner. Auch im Anschluss-RE passierte außer der Anwesenheit eines jungen überkorrekten Zub nicht Besonderes, so dass auch der Umstieg in die RB nach Miltenberg gelang, die mir einen Großteil des Fußwegs vom NAH nach Hause ersparte.

Nulltarif in Aschaffenburg?

Rein zufällig bin ich gestern in eine Podiumsdiskussion zum Thema „Fahrscheinloser ÖPNV ist möglich?!“ in einem Konferenzraum der hiesigen Stadthalle geraten. Organisiert hat das Ganze die Piratenpartei, diskutiert haben Johannes Büttner (Stadtrat und Landtagskandidat der Piraten), Oliver Bayer (NRW-MdL der Piraten), Klaus Mark (VCD-Vorsitzender Aschaffenburg-Miltenberg) und Dieter Gerlach (Werkleiter der Stadtwerke). Zunächst stellten alle vier Diskutanten ihre Position vor: Johannes verwies auf Hasselt als erfolgreiches Beispiel für den kostenlosen ÖPNV mit um den Faktor 10 und mehr gestiegenen Fahrgastzahlen. Oliver erwähnte u.a. das in NRW inzwischen landesweit geltende Semesterticket und wies auch darauf hin, dass sich angesichts der in NRW immer maroder werdenden Straßen und Brücken ein Umdenken anbieten würde. Klaus stellte weitere Maßnahmen zur Attraktivierung des ÖPNV wie z.B. die in vielen Städten des RMV geltende Pünktlichkeitsgarantie vor, die mit geringen Kosten die Akzeptanz bei den Kunden deutlich erhöhen. Herr Gerlach war naturgemäß der Einzige, der eine etwas andere Herangehensweise hatte: Er lobte grundsätzlich das Aschaffenburger ÖPNV-Angebot, gab aber auch zu bedenken, dass substanzielle Verbesserungen in der Regel an den hohen Kosten scheitern, obwohl der Kostendeckungsgrad in AB bei 70% liege. Im Übrigen seien die Fahrgastzahlen bei gleicher Einwohnerzahl trotz Fahrscheinpflicht mit Hasselt vergleichbar. Die hohe Steigerung dort sei wohl darauf zurückzuführen, dass man fast bei Null angefangen und parallel zur Abschaffung der Fahrscheinpflicht das Angebot deutlich verbessert habe.

In der anschließenden Diskussion waren auch die Zuschauer beteiligt, die vor allem auf das schlechte Angebot abends und am Wochenende hinwiesen. Ein Teilnehmer gab zu bedenken, dass die Kosten für eine Einzelfahrt relativ hoch seien, wenn das Auto „eh da“ ist. Ein Piratenvertreter aus Berlin hielt den VAB-Wabenplan für unverständlich und fragte, ob es auch einen Linienplan mit geografisch korrekter Darstellung der Linien gebe (gibt es zumindest für AB-Innenstadt). Angesichts dieser Beiträge musste auch Herr Gerlach zugeben, dass das Aschaffenburger Angebot durchaus noch verbesserungsfähig ist. Er versprach etwa eine App für AST-Bestellungen, damit der Fahrgast eine klare Rückmeldung erhält, dass und wann sein Taxi kommt. Gegen Ende ging es dann noch ins Grundsätzliche, etwa um die Frage, ob die Querfinanzierung innerhalb des Stadtwerke-Verbunds politisch sinnvoll ist oder nicht oder ob Besucher der Stadt ihr Auto am Stadtrand parken oder ganz mit dem Zug anreisen sollten.

Fazit: Alle Teilnehmer waren sich einig, dass mehr Geld in den ÖPNV fließen muss – eingefleischte Autofahrer waren naturgemäß nicht zum Termin erschienen. Warum dieses Geld aber unbedingt für eine Fahrscheinfreiheit des ÖPNV ausgegeben werden soll, ist mir nach wie vor schleierhaft. Auch wenn ich erstmals eine andere Meinung gehört habe: Für mich hat gerade der Aschaffenburger ÖPNV ganz andere Probleme als die zu hohen Fahrpreise, und der Spagat zwischen Mobilität als Grundbedürfnis und den Klimaschäden auch durch Busse und Bahnen wurde leider überhaupt nicht angesprochen. Mit einem Vorschlag eines VCDlers aus dem Publikum konnten sich aber neben mir auch alle anderen Beteiligten anfreunden: kostenlose oder stark verbilligte Fahrten in den Schwachlastzeiten, um die Busse dann besser auszulasten und so vielleicht auch den einen oder anderen Euro an Einnahmen für die Hinfahrt zu generieren. Alle vier Podiumsteilnehmer gaben an, aus der Diskussion etwas „mitgenommen“ zu haben. Ob das tatsächlich zu Verbesserungen auf der einen und realistischeren Positionen auf der anderen Seite führt, bleibt abzuwarten.