Aufholjagd

In den Norden war ich am (für mich) langen Wochenende mal wieder unterwegs, und das hieß: aus dem Büro direkt zum Bahnhof und dort in die RB Richtung Darmstadt. Die Fahrt in die eigentlich falsche Richtung hatte den Zweck, mit Umstieg in Babenhausen die Wartezeit in Hanau zu verkürzen, die mit dem direkten RE über eine halbe Stunde betragen hätte. So blieb gerade noch genug Zeit, um Geld zu holen und etwas zu trinken zu kaufen und sich dann zu Gleis 5 aufzumachen, wo „mein“ IC 1998 abfahren sollte. Dieser hat die merkwürdige Eigenschaft, von langen Wochenenden abgesehen nur donnerstags zu fahren; freitags und sonntags verkehrt in derselben Zeitlage ICE 1192 nach Berlin. Das Abfahrgleis wurde wenig später auf 7 korrigiert, und der Zug fuhr mit leichter Verspätung ab. Nach einiger Suche machte ich es mir in einem der Ex-Interregio-Wagen bequem. Da der Zug unterwegs ein wenig bummelte, u.a. durch eine Umleitung über ein Nebengleis auf einem der Unterwegsbahnhöfe, begann ich mir Sorgen um meinen 12-Minuten-Anschluss in Hannover zu machen. Nach einem kuriosen, aber planmäßigen Halt in Schlüchtern erreichten wir Fulda jedoch pünktlich. Ich begann mich schon zu entspannen, da sah ich den leicht erregten Zugchef telefonierend an meinem Fenster vorbei laufen. Der Grund offenbarte sich wenig später: wegen Personalmangels musste der letzte Wagen für die Fahrt über die NBS geräumt werden. „Das kann ja heiter werden“, dachte ich. Allerdings kostete die ganze Aktion letztendlich nur sechs Minuten, die der Zug dann bis zur Endstation Hannover wieder hereinfuhr. Mein bahnsteiggleicher Umstieg in ICE 572 war also gesichert. Der fuhr auch pünktlich ein und entließ wahre Menschenmassen auf den Bahnsteig. In dem nun recht leeren Zug fand ich ohne Probleme einen Platz in einem Abteil, deren einzige weitere Insassin froh war, endlich ebenfalls einen Sitzplatz zu haben. Überraschend teilte sie mir mit, dass der Zug wegen Bauarbeiten über Verden und Rotenburg umgeleitet würde – und tatsächlich, draußen zog gerade der Bahnhof Hannover-Leinhausen vorbei, der an der Bremer Strecke liegt. Die im Fahrplan eingearbeitete Umleitung verlief ohne Schwierigkeiten, so dass die Dame ihren Anschluss in Harburg wohl erreicht hat und ich die halbe Stunde Übergangszeit in AH voll zum Essen ausnutzen konnte. Auch meinen Zielort Lübeck erreichte ich dösenderweise pünktlich und marschierte zu meiner Schwester, die ebenfalls schon geschlafen und sich extra den Wecker für meine Ankunft gestellt hatte.

Die folgenden Tage vergingen ebenfalls nicht ohne Bahnverkehr: Donnerstag mit dem 628er nach Travemünde und mit dem 648er von Timmendorfer Strand zurück, Freitag mit dem RE nach Hamburg, wo ich erstmals mit der neuen U4 fuhr. Deren sehenswerte Endstation Hafencity-Universität konnte ich allerdings nicht betreten, da sie zurzeit nur am Wochenende angefahren wird. Auch der neue DT5 kam mir leider nicht vor die Linse. Dafür spielten an diesem sehr viele kleine Züge eine Rolle, im Miniatur-Wunderland nämlich, an dem mich allerdings vor allem der Flughafen faszinierte, den ich noch nicht kannte. Zurück nach Lübeck hätte ich mit dem ICE einige Minuten sparen können, wenn ich nicht schon ein (billigeres) Nahverkehrsticket gehabt hätte. Auch am Samstag und Sonntag war ich dank Geburtstag der Kusine und Besuch bei der Tante viel mit dem Hamburger ÖPNV unterwegs.

Die Rückfahrt trat ich dann um 17.01 Uhr ab dem Hamburger Hbf an. Der war gerade stark be- bis überlastet, so dass mein ICE mit einigen Minuten Verspätung eintraf und weiterfuhr. Bewusst stieg ich am Ende des Zuges ein und traf erst im zweiten Wagen auf einen erst ab Hannover reservierten Sitzplatz, den ich sofort enterte. Interessanterweise hielt der Zug nicht in Harburg, was ihm ermöglichte, den zur selben Minute abfahrenden IC nach Bremen fliegend zu überholen. Auch hier begann ich wieder um meinen Anschluss zu bangen, denn wir waren mit +8 abgefahren, und in HH hatte ich nur 10 Minuten Zeit. Aber erst einmal schaute ich mir die Strecke Rotenburg–Verden im Hellen an und schlief danach eine Runde, bis der Zub zur Fahrkartenkontrolle kam. Da war auch schon Nienburg erreicht, und wenig später folgte die Überraschung: Wir erreichten HH wieder im Plan. Auch hier war der Anschluss bahnsteiggleich, diesmal an den Wochenendverstärker 1197 Berlin–Frankfurt, einen Gegenzug des oben erwähnten 1192. Auch hier war es nicht selbstverständlich, einen Sitzplatz zu finden, aber ich hatte dieses Glück im bahn.comfort-Bereich. Für die Abfahrt und Ankunft an den weiteren Bahnhöfen gab es an diesem Tag interessanterweise leicht verschobene Abfahrtszeiten: in Göttingen und Kassel deutlich früher, in Fulda aber wieder im Plan. Wie sich herausstellte, lag das an einer kurzzeitigen Nutzung des Gegengleises auf dem letzten Abschnitt, wohl wegen Bauarbeiten. Das alles klappte wegen der zwischen Hannover und Göttingen vorhandenen Fahrzeitreserven prima, und auch Hanau erreichten wir nur wenige Minuten hinter Plan im Kielwasser des RE aus Fulda. Hier hatte ich nun leider 46 Minuten Aufenthalt, den ich komplett im goldenen M verbrachte. Mein Anschluss-RE kam pünktlich, fuhr dann aber aus unbekannten Gründen mit +5 weiter. In diesem Falle also gut, dass der Anschluss zur RB nach Wertheim, dem letzten Glied meiner Reisekette, so großzügig bemessen ist. Wie immer verließ ich den Zug nach nur einer Station und beendete damit einen nicht nur bahntechnisch gelungenen Kurzurlaub.

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