Kompliziert und teuer?

Das jedenfalls ist der Ruf, der dem Preissystem der DB in den Augen vieler anhängt. Zu Recht? Das kann ich zwar nicht entscheiden, aber ein paar Argumente liefern.

Vielleicht zunächst einmal zum Thema „teuer“: Das ist für mich vor allem ein politisches Thema. Auf der Straße und in der Luft zahlt man längst nicht alle Kosten, die tatsächlich anfallen, während der Fernverkehr der Bahn – inklusive der Finanzierung des Fahrweges – sich größtenteils über die Fahrpreise selber tragen muss. Straßen und Luftverkehr sind dagegen stärker indirekt über Steuern bzw. Subventionen (keine Steuer auf Kerosin, hohe Subventionen für Regionalflughäfen) finanziert. Und aus der Sicht eines Autobesitzers ist es natürlich ein Unterschied, ob er ein Auto schon hat (und dann nur noch die Benzinkosten rechnet) oder ob er es erst anschaffen müsste (dann würde die Bahn nämlich meistens deutlich günstiger abschneiden).

Und was die Kompliziertheit betrifft, versuche ich die wesentlichen Punkte des DB-Preissystems erst mal möglichst einfach zu erklären (natürlich ohne Gewähr):

  • Zunächst mal gibt es den Normalpreis, zu dem man immer und überall fahren kann, wenn denn die Fahrkarte zur Strecke und zur Zuggattung (Nahverkehr, IC/EC, ICE) passt. Der Nachteil ist, dass der Normalpreis relativ hoch ist und es leider zwischen zwei Bahnhöfen oft mehrere verschiedene Verbindungen mit verschiedenen Preisen gibt.
  • Wer einen Fernzug (IC/EC, ICE) benutzen will und sich drei Tage vorher auf einen bestimmten Zug festlegen kann, kann einen Fahrschein zu den Tarifen Dauer-Spezial (Pauschalpreise ab 29 Euro), Sparpreis 25 (25% Rabatt) oder Sparpreis 50 (50% Rabatt) kaufen. Das Dauer-Spezial gibt es auch für die einfache Fahrt, die Sparpreise nur für die Hin- und Rückfahrt, wobei beim Sparpreis 50 ein Wochenende dazwischen liegen oder die Fahrt am Wochenende stattfinden muss. Diese Preise sind alle nur verfügbar, solange der Vorrat reicht und können auch nur eingeschränkt umgetauscht werden.
  • Wer lieber spontan, aber viel fährt, kann sich eine Bahncard 50 kaufen, die immer 50% Rabatt auf den Normalpreis bietet. Eine Bahncard 25 bietet zwar nur 25% Rabatt, den dafür aber auch auf die Sparpreise. Da sie außerdem weniger kostet als die BC 50, lohnt sie sich entweder für eine mittlere Menge an Fahrten oder Vielfahrer, die meist im Voraus planen können. Neben dem Dauer-Spezial ist die Kombination BC 25 und Sparpreis 50 die günstigste Fahrtmöglichkeit im Fernverkehr.
  • Ist man zu mehreren unterwegs, zahlen bei den Sparpreisen bis zu vier Mitfahrer nur die Hälfte, für Gruppen mit mehr als fünf Reisenden gibt es einen speziellen Gruppenfahrpreis.
  • Möchte man nur Nahverkehrszüge benutzen, so gibt es für die ganze Woche die Ländertickets für eines oder mehrere Bundesländer. Am Wochenende kann man auch das Schönes-Wochenende-Ticket für ganz Deutschland benutzen. Hier ist das Prinzip sehr einfach: Fahrschein kaufen und in jeden Nahverkehrszug im Geltungsbereich einsteigen, meistens ist das Ticket im örtlichen ÖPNV auch noch gültig.

Dem einen oder anderen mag diese Kurzfassung schon kompliziert erscheinen, aber die Frage ist: Muss man das überhaupt alles wissen? Ich meine: Jein. Es kommt ein wenig drauf an: Die Reisezentrumsmitarbeiter sind zwar oft so kompetent, dass sie die Sparpreise von sich aus anbieten und auch darauf hinweisen, wenn man mit einem anderen Zug deutlich günstiger fährt. Nach verschiedenen Tests von Verbraucherorganisationen lässt diese Kompetenz allerdings auch manchmal zu wünschen übrig.
Und das Internet-Portal bzw. die Automaten der DB kennen zwar auch die meisten Sparpreise, ist aber leider nicht immer sehr einfach zu bedienen. Ich wäre sehr dankbar, wenn die Verfügbarkeit der Sparpreise sofort für alle Verbindungen angezeigt würde. Vor allem, wenn ich (wie meistens) eine Hin- und Rückfahrt buchen will, erfahre ich erst bei der Auswahl der Rückfahrt, dass der Sparpreis für die Hinfahrt nicht mehr verfügbar ist und darf dann erst einmal zu diesem Schritt zurück gehen. Ebenso kann ich, wenn die Rückfahrmöglichkeiten angezeigt werden, nicht mehr mit einem Klick die Hinfahrt ändern, sondern muss den Zurück-Button bemühen oder die ganze Anfrage neu starten. Hier wünsche ich mir noch einiges an Bedienerfreundlichkeit, gerade im Vergleich zu Flug-Suchmaschinen, die sofort alle Verbindungen mit Preis und Verfügbarkeit anzeigen.

Erst wenn man die maximale Ersparnis herausholen will, lohnt es sich, komplett hinter die Kulissen der Sparpreise zu schauen und ein paar Tricks anzuwenden. Dann kann es zum Beispiel günstiger sein, für Dreiecksfahrten eine Hin- und Rückfahrt mit Umweg einzuplanen, für Gabelfahrten eine Teilstrecke verfallen zu lassen oder für Nahverkehrsverbindungen einen kleinen Abschnitt in einem Fernverkehrszug einzuplanen, um vom Sparpreis profitieren zu können.

Und eins ist auch klar: Ein Tarifsystem, das sich selber tragen muss, kann nie gleichzeitig günstig, einfach und gerecht sein. Eine Umfrage im Freundeskreis hat zwar jede Menge interessante Vorschläge gebracht (wie z.B. zusätzliche Rabatte für Studenten oder BahnCard-Inhaber), die aber alle letztlich das Tarifsystem noch weiter verkomplizieren würden.