Ans Ende der Welt

Am Samstag war mal wieder Mensa-Stammtisch in Würzburg, was ich natürlich wieder mit einer Bahntour kombinieren wollte. Da es für die weiteren Fahrten, die dazu passen würden, keine günstigen Sparpreise mehr gab (da wäre ein zweites Lidl-Ticket doch gut gewesen), schwankte ich zwischen zwei Varianten: Dinkelsbühl, was teilweise eine Busfahrt gewesen wäre oder Bad Kissingen mit Therme. Angesichts des angekündigten Wetters wurde es dann Letzteres. Also Bayernticket gekauft, den RE Richtung NWH gerade noch erreicht und bis Gemünden gefahren, wo ich schon einmal fast nachts gestrandet wäre. Jetzt war es ein deutlich angenehmerer Ort: Die Buchhandlung hatte geöffnet, und der Bäcker füllte mir gegen einen kleinen Obolus Kaffee in meinen mobilen Becher. Weiter ging es mit dem „Unterfranken-Shuttle“ der EB über die idyllische fränkische Saaletalbahn, vorbei u.a. an einem nie genutzten Brückenpfeiler der → Strecke 46 (nein, keine Bahnstrecke). Der Tf nahm sich zwischendurch auch die Zeit, einem vorne sitzenden Fahrgast die Feinheiten des Triebfahrzeugfahrens zu erklären. Sonst verlief die Fahrt über die durchaus sehenswerte Strecke ohne besondere Ereignisse, die meisten Bedarfshalte wurden nicht angefahren.
In NBKI angekommen, erkundete ich ein wenig die Stadt zu Fuß, was beim schneidenden Ostwind trotz Sonnenschein aber nur wenig Spaß machte. Also auf zur Therme, wohin ich allerdings aufgrund falschen Abbiegens einen Umweg lief. Die Stadtbusse fuhren nicht passend zu meiner Ankunft und nach 14 Uhr überhaupt nicht mehr. Nach drei Stunden Planschen und Saunieren machte ich mich auf den Rückweg zum Bahnhof, von wo ich – wiederum mit der EB – weiter nach NS fuhr. Zwischendurch wurde mein Zug in Ebenhausen an einen aus Meiningen kommenden gehängt, der ab NS dann alleine weiter zum Stadtbahnhof fuhr. „Meinen“ Zug beobachtete ich, wie er nach einer Sägefahrt durch den Bahnhof an einen weiteren abgestellten Zugteil gekuppelt und beide zusammen dann auf ein anderes Abstellgleis gefahren wurden. Da traf aber schon mein leicht verspäteter Anschlusszug nach NWH ein, das wir dann auch mit etwa +5 erreichten. Mein Busanschluss am Barbarossaplatz war aber nicht gefährdet. Die Auskunft hatte mir für den Weg dahin die Straßenbahn ans Herz gelegt, es lässt sich aber auch sehr gut laufen.
Als Busfahrer erwischte ich einen jungen Mann, der wohl stadtbekannt ist, weil er Ansagen wie im Flugzeug macht. Ganz nett, solange das nicht alle und nicht an jeder Haltestelle machen. Im Bus saßen und sogar standen fast nur Senioren, die teilweise wie ich zur Endstation Hans-Löffler-Straße mussten und das das „Ende der Welt“ nannten. Den Eindruck hatte ich beim Betrachten der Fahrtroute schon vorher gehabt, aber das griechische Lokal, in dem der Stammtisch stattfand, ist auch wirklich gut. Und die ÖPNV-Anbindung ist nicht schlecht, um kurz vor 22 Uhr ging es mit einem anderen Busfahrer zurück zum Barbarossaplatz. Am Hbf hatte ich wieder fast 20 min Aufenthalt, mit dem nächsten Bus wäre es zu knapp geworden. Da die Bahnhofsbuchhandlung geschlossen und mein Zug schon da war, setzte ich mich hinein. Wegen Anschlussaufnahme in NWH und teilweise eingleisigen Betriebs unterwegs zogen wir uns +10 zu. Der Zub hatte wohl um diese Uhrzeit Langeweile und unterhielt sich ein bisschen mit mir. In NAH angekommen, sah ich beim Abholen meines Fahrrades, wie sich die Weiterfahrt des Zuges noch einmal um ein paar Minuten verzögerte. Meine zwar nicht, jedoch war sie wegen eingefrorener Gangschaltung auch etwas schwierig, so dass ich mal wieder froh war, als ich zu Hause ankam.

Nulltarif reloaded

Über die Pläne der (inzwischen in der Versenkung verschwundenen) Piraten, einen rein steuerfinanzierten Nahverkehr anzubieten, hatte ich ja schon mal geschrieben. Jetzt plant die (ebenfalls schon fast in der Versenkung verschwundene) Bundesregierung, den kostenlosen Nahverkehr in fünf Städten zu testen. Hauptmotivation ist die Luftverschmutzung vor allem durch Dieselabgase, die man auf diese Weise zu verringern hofft.
Ich bleibe bei meiner Ansicht, dass man Autofahrer (wenn überhaupt) viel weniger über den Preis als vielmehr über ein gutes Angebot zum Umsteigen bewegt. Bezeichnend ist auch, dass mit Essen eine Stadt unter den geplanten Teststädten ist, die jetzt schon arge Probleme hat, das bestehende Angebot (vor allem die teure Schieneninfrastruktur) aufrecht zu erhalten. Wenn sich jetzt auf wundersame Weise eine Geldquelle auftut, sollte man die Mittel meiner Meinung nach viel lieber dafür verwenden. Wenn es wirklich um Fahrgäste geht, die sich die Fahrt nicht leisten können (dann im Zweifel aber erst recht kein Auto), sollte man eher Sozialtickets weiter ausbauen (die übrigens in NRW von derselben CDU in Frage gestellt wurden, die auch im Bund regiert). Und nach wie vor bin ich auch der Meinung, dass es nicht nur sozial-, sondern auch umweltpolitisch sinnvoller ist, wenn die Nutzer, soweit sie es können, ihren direkten Beitrag zum ÖPNV leisten.
Trotzdem finde ich, dass je nach genauer Gestaltung der Versuch einen solchen wert sein kann. Vielleicht können bestimmte Geldtöpfe nur so angezapft werden, und es bleibt zu hoffen, dass das Angebot zumindest nicht schlechter wird. Bezüglich meiner These zur Verlagerung von Autofahrten auf den öffentlichen Verkehr lasse ich mich auch gerne eines Besseren belehren, sofern der Versuch (so er denn tatsächlich stattfindet) sie nicht bestätigt.

Nachtrag: Gerade → lese ich, dass das wohl tatsächlich nicht so heiß gegessen wird, wie es zeitweise gekocht wurde. Die Reutlinger Idee „kostenlose Monatskarte gegen altes Auto“ würde zumindest mehr in die Richtung gehen, die man haben will, als eine Subvention mit der Gießkanne.

Nachtrag 2: Der Verkehrsblogger Martin Randelhoff hat sich ebenfalls → mit dem Thema beschäftigt. Er geht zwar davon aus, dass auch Autofahrer auf einen kostenlosen ÖPNV umsteigen (seine Quelle scheint nicht online zugänglich zu sein), weist aber noch auf einen anderen wichtigen Punkt hin: In vielen Großstädten ist der ÖPNV in den Spitzenzeiten jetzt schon an der Kapazitätsgrenze. Ein weiterer Ausbau würde daher nicht nur neue Fahrzeuge, sondern vor allem auch teure und langwierige Infrastrukturausbauten (z.B. bei Straßen- und U-Bahn) erfordern. Es ist daher kein Zufall, dass die Städte, die bereits einen kostenlosen ÖPNV haben oder hatten, eher kleiner sind.

Nachtrag 31. Mai 2018: Meine ehemalige Uni hat sich auch mit dem Thema befasst und ist zu einem ähnlichen Ergebnis gekommen wie ich: → Soziologen der TU Dortmund simulieren Wirkung von kostenlosem Nahverkehr – Andere Maßnahmen hätten besseren Effekt auf Umwelt

Von Nämberch nach Leepzsch

Nachtrag: Die sächsische Aussprache von Leipzig in der Überschrift ist wohl nicht ganz korrekt, allerdings war man sich im ICE-Treff nicht einig, ob es Leipzsch, Leibzsch, Leibtsch, Lääbsch oder Lööbsch heißen muss 🙂 . Aber jetzt zum eigentlichen Beitrag:

Die geplante und in Einzelabschnitten bereits in Bau befindliche Neubaustrecke Erfurt – Nürnberg wird es nicht geben. Das erklärte der Bundesverkehrsminister am 7. Juli. Lediglich der Abschnitt Erfurt – Arnstadt wird fertiggestellt werden und dann Anschluß an die bestehende Strecke nach Saalfeld erhalten.

So stand es im Bahn-Extra-Jahrbuch 2000 (Hervorhebungen im Original). Wie wohl nicht nur bahnaffine Menschen mitbekommen haben, kam es 18 Jahre später dann doch anders und nach der Eröffnung der Strecke erst mal zu einem betrieblichen Chaos. Nachdem sich alles einigermaßen beruhigt hatte, plante ich für den 20. Januar eine Befahrung der neuen Strecke, wovon mich auch die Einstellung des gesamten Fernverkehrs wegen des Sturms „Friederike“ zwei Tage vorher nicht abhalten konnte. Für die Fahrt setzte ich das im Dezember gekaufte Lidl-Ticket für 49,90 Euro für zwei Fahrten ein. Nachdem sich die Bahn zum Thema Zugbindung bei diesem Ticket eher nebulös geäußert hatte, war nach der Buchung in der Wegangabe erfreulicherweise kein Zug vorgegeben, die Tickets also bei Einhaltung von Tag und Strecke flexibel nutzbar.

Also machte ich mich am Samstag um 10.23 Uhr auf den Weg. Die Fahrt bis NN verlief unspektakulär. Dort hatte ich eine Stunde Aufenthalt eingeplant, da ich kurz vor deren endgültiger Abstellung mal ein vernünftiges Bild der x-Wagen machen wollte, die mir aus meiner Jugend so vertraut waren. Das gelang mir – nach einem kurzen Aufenthalt in der Lounge – auch:
x-Steuerwagen auf der Nürnberger S2

143 mit x-Wagen auf der Nürnberger S2

Nebenbei hatte ich das Glück, auch den RE mit den beiden Vectrons (Vectra?) abzulichten, der zwischen Bamberg und Coburg die neue SFS benutzt:
Vectron vor dem RE Nürnberg–Sonneberg

RE Nürnberg–Sonneberg mit Vectron

Punkt 13 Uhr ging es dann weiter. Mein Zug war der Sprinter München – Berlin, der unterwegs nur in NN, Erfurt und Halle hielt. Hinter Fürth waren Bauzustände für die parallelen S-Bahn-Gleise zwischen „fast fertig“ und „noch gar nicht angefangen“ zu sehen. Zufällig schrieb mir in dem Moment eine Freundin, dass sie gerade mit dem ICE in München losgefahren sei und bei der Durchfahrt durch NAH winken würde. Als ich schrieb, wo ich war, meinte sie, sie würden uns bestimmt noch einholen 😉 . Hinter Bamberg ging es dann auf die zunächst noch parallel zur Altstrecke verlaufende SFS, wo der Zug schon ordentlich aufdrehte. Schließlich bogen wir ab, und der Zug beschleunigte auf bis zu 270 km/h:
Geschwindigkeitsanzeige im Sprinter München–Berlin

Bald ging es in den tief verschneiten Thüringer Wald:
Verschneiter Thüringer Wald

Gegen die Pünktlichkeit des Zuges war nichts einzuwenden:
Fahrplananzeige mit –2 min

Letztendlich waren es sogar –3. Weniger angenehm war, dass man offensichtlich in München vergessen hatte, Wasser nachzufüllen, so dass im Bordrestaurant nichts mehr verkauft werden konnte und auch die Toiletten nach und nach den Geist aufgaben. Zum Glück hatte ich weder nach dem einen noch dem anderen Bedarf bzw. konnte es mir noch aufsparen. Nach kurzem Halt in Erfurt ging es über den schon 2015 eröffneten Teil der VDE 8, wo ich das Karsdorfer Zementwerk an der Unstrutbahn erkannte, der ich erst vor kurzem einen Besuch abgestattet hatte:
Blick auf das Karsdorfer Zementwerk im Unstruttal von der VDE 8

Hier drehte der Zug dann auch noch etwas mehr auf:
Geschwindigkeitsanzeige im Sprinter München–Berlin

Auch Halle erreichten wir wiederum pünktlich. Für ein Foto der örtlichen Straßenbahn war keine Zeit, wohl aber von der Bahnhofshalle des Bahnhofs Halle:
Eingangshalle von Halle (Saale) Hbf

Weiter ging es mit dem IC2 nach Leipzig. Im Gegensatz zum ersten Betriebstag dieser Züge (und der VDE 8.2) war auch dieser heute pünktlich und brachte mich ohne Probleme nach Leipzig Hbf.
IC2-Steuerwagen in Leipzig Hbf

Hier ließ ich erst mal das imposante Gebäude auf mich wirken:
Querbahnsteig von Leipzig Hbf

Querbahnsteig von Leipzig Hbf

Bahnsteighalle von Leipzig Hbf

Dann fiel mir auf, dass ich noch gar kein Foto eines MDV-S-Bahn-442ers hatte. Im Tunnelbahnhof erwies sich das als schwierig, so dass ich ein Kurzstreckenticket nach Leipzig Nord löste und da erfolgreich war – wenn auch nicht wie geplant am Bahnsteig, sondern auf den parallelen bahnsteiglosen Gleisen:
442 der mitteldeutschen S-Bahn in Leipzig Nord

Beim Warten gaben sich dort gleich auch noch ein 1er und zwei TS die Ehre:
ICE 1 in Leipzig Nord

Doppeltraktion ICE-T in Leipzig Nord

Zurück am Hbf standen noch ein paar Bilder des städtischen ÖPNV an, was sich aber angesichts der Menschenmassen an der Haltestelle etwas schwierig gestaltete. Hier mal als Highlight der Solaris Tramino, der mir am besten gefiel (Bild angesichts der einsetzenden blauen Stunde etwas farbkorrigiert):
Leipziger Version des Solaris Tramino

Zum Abschluss gab es dann noch je eine Außen- und Innenansicht des Hbfs:
Fassade von Leipzig Hbf

Westhalle von Leipzig Hbf

Nach Essen in der Bahnhofshalle und Flüssigkeitsaustausch in der Lounge verließ ich dann eine Stunde später als geplant die heimliche Hauptstadt Sachsens wieder, was wegen des Flextickets kein Problem war. Wegen der Wegangabe und der Tatsache, dass das Ticket ohne Aufpreis nur im Fernverkehr galt, nahm ich aber nicht die schnellste Strecke (die hätte wieder über NN geführt), sondern fuhr in der Lounge eines ICE-T (die ich fast die ganze Zeit für mich allein hatte) nach FF. Da ich von Lounges noch nicht genug hatte, trank ich in der dortigen noch einen Cappuccino und machte mich dann mit dem nur samstags verkehrenden ICE 1625 auf den Weg nach NAH. Dort begegnete mir dann am nächsten Tag zufällig noch der zur gestrigen Tour passende ICE:
ICE-Triebzug mit Unterschriften zur VDE 8

… der Triebzug, auf dem die an der Eröffnung der VDE 8.1 beteiligten Mitarbeiter unterschrieben hatten.

Alle 500 Jahre …

… kommt es vor, dass der 31. Oktober in ganz Deutschland ein Feiertag ist (wobei er 2517 wohl auf einen Sonntag fällt). Da wie immer in Bayern auch der 1. November frei war, nutzte ich die Gelegenheit, einen Kumpel in Berlin zu besuchen. Kurz hatte ich überlegt, direkt von Göttingen dorthin zu fahren. Gut, dass ich das (wegen fehlender Urlaubstage) nicht gemacht hatte, denn wegen des Sturms ging ja am Sonntag auf der Strecke gar nichts mehr. So brach ich dann nach einem Tag Arbeit am Montag schon wieder auf. Ab FF hatte ich den Sprinter gebucht, und die Auskunft warnte mich, dass dieser ausgebucht sei. Das wunderte mich angesichts des Brückentags etwas, ich kam aber nicht dazu, es zu überprüfen, da NAH wegen eines PU (→ ja, wirklich ein Unfall) zu meiner Abfahrtszeit gesperrt war.
Also wartete ich noch eine Stunde im Büro und bekam am Hbf noch den RE nach NBA zu sehen, der einfach nur auf Gleis 7 stand und worauf auch immer wartete, möglicherweise hatte das mit dem Unfall zu tun. ICE und RE gen FF waren dagegen pünktlich, so dass ich in FH noch einen Cappuccino besorgen und mich in den ebenfalls pünktlichen ICE nach AH setzen konnte. Die Idee war, dann in HH in den aus KK kommenden ICE umzusteigen. Dabei blieb es dann auch, obwohl dieser letztendlich +40 hatte, weil die Alternative des Umstiegs in HG (lange nicht gesehen …) wegen Verspätung auch nicht viel gebracht hätte. Die Wartezeit hätte ich gerne in der Lounge verbracht, aber diese schloss leider wenige Minuten nach meiner Ankunft. Also hieß es Pommes mit kostenlosen belgischen Soßen essen, bis dann der Anschlusszug endlich eintrudelte. So erreichte ich Berlin-Spandau knapp anderthalb Stunden später als geplant. Die WhatsApp von meinem Gastgeber, dass es einen Bus direkt bis vor seine Haustür gebe, las ich zu spät und machte mich so mit der S-Bahn mit Umstieg in Westkreuz auf den Weg zu ihm.
Am Dienstag stand dann ein Besuch im Technikmuseum (diesmal nicht in der Eisenbahnabteilung) an. Auf dem Weg dahin verewigte ich aber den U-Bahnhof Richard-Wagner-Platz im Stil der 70er:

U-Bahnhof Richard-Wagner-Platz

Am Mittwoch komplettierte ich die Aufnahme mit einer vom deutlich älteren Bahnhof Ernst-Reuter-Platz:

U-Bahnhof Ernst-Reuter-Platz

Für die Rückfahrt hatte ich das 25-Euro-Spezial in der 1. Klasse gebucht, das die DB zu 25 Jahren BahnCard ihren Stammkunden angeboten hatte. Da ich bei der Buchung meine BahnCard nicht angegeben hatte, gab es kurioserweise kein City-Ticket, so dass ich beim Busfahrer eine Tageskarte kaufte, als ich mittags nach Mitte fuhr:

Im Bus gekaufte BVG-Tageskarte

Die Rückfahrt zu meinem Gastgeber trat ich etwas zu spät an, so dass die Zeit knapp wurde, aber letztendlich erreichte ich den Zug in Spandau noch, diesmal mit dem Bus. Mein reservierter Platz war belegt, aber da ich einen anderen schönen fand, musste ich niemanden verscheuchen. Der Zug war pünktlich, im Abteil waren wir maximal zu dritt, und mit dem Cappuccino vom APS dachte ich, dass so Reisen immer sein könnte. Für meinen Umstieg in FH hatte die App schon angekündigt, dass der Anschluss-IC +25 hatte (für diese Linie leider wenig überraschend). Dafür erreichte ich aber noch die RB, zu der offiziell kein Anschluss bestand, so dass ich letztendlich „nur“ etwa 15 min später als geplant meinen Heimatbahnhof erreichte.

Über Stockstadt, Rohrbach und Sulzbach …

… führte meine Bahn-Spaßfahrt letzten Samstag. Weit hätte ich dazu nicht fahren müssen, denn alle diese Orte gibt es auch in Unterfranken, inklusive Bahnhöfen (wobei Rohrbach ein reiner Betriebsbahnhof an der ICE-Strecke ist). Die Fahrt hat dann aber doch ein bisschen länger gedauert, denn es ging ohne Halt durch Stockstadt (Rhein) an der Riedbahn, dann über Karlsruhe durch Rohrbach (Pfalz) nach Landau, wo ich in den Zug nach Pirmasens umstieg. Diese Strecke, die malerisch durch den Pfälzerwald verläuft, war eins der Ziele der Reise, und ich wurde auch nicht enttäuscht. Die Stichbahn nach Pirmasens befuhr ich nicht, sondern stieg bereits im Knotenbahnhof Pirmasens Nord auf den am selben Bahnsteig bereitstehenden Zug nach Saarbrücken, der zu allem Überfluss dann auch noch Rohrbach (Saar) passierte. In der Landeshauptstadt angekommen, machte ich noch einen kleinen Abstecher mit der Saarbahn, die erst als Straßen- und dann als Eisenbahn verkehrt, nämlich nach Saargemünd (Sarreguemines) direkt hinter der französischen Grenze. Da hatte ich nur wenige Minuten Zeit, in denen mir aber ein Beweisfoto eines anwesenden SNCF-Triebwagens gelang:

Triebwagen in Sarreguemines

Und hier auch noch ein Foto der Saarbahn, das allerdings 2003 bei wesentlich besserem und wärmerem Wetter entstanden ist:

Saarbahnzug am Saarbrücker Hbf

Damals war ich mit dem Bus aus Luxemburg angekommen, den ich wiederum jetzt ablichtete:

Emile-Weber-Doppeldeckerbus in Saarbrücken

Zurück ging es dann über eine andere sehenswerte Strecke, nämlich die Nahetalbahn. Hier fährt ja seit einiger Zeit der Vlexx mit recht bequemen LINTen. Der bis FF durchgehende RE passiert kurz nach SSH – wiederum ohne Halt – den Bahnhof Sulzbach (Saar). Nach der störungsfreien Fahrt erreichten wir FF mit sagenhaften –5, während mein Anschluss-ICE leider +20 hatte. Aber so war noch ein Kaffee in der Lounge drin, bevor die Fahrt dann etwas später als geplant in NAH zu Ende ging.

… denn das Gute liegt JeNah

Nach Ostthüringen führte mich mein Bahnausflug am Samstag. Immerhin kannte ich nicht nur Jena noch nicht, sondern auch nicht die Strecke von Weimar dorthin. Also bastelte ich einen Rundkurs, bei dem ich die Stadt am Westbahnhof betreten und am Paradiesb…, äh -haltepunkt wieder verlassen würde. Auf dem Rückweg machte ich dann noch einen Abstecher zum Mensa-Stammtisch nach Würzburg.

Einzige kleine Komplikation war die Verspätung von +10 von NAH nach FF. Dort erreichte ich aber noch bequem den Anschluss-ICE und nutzte die Fahrt auf der mir sattsam bekannten Strecke nach Fulda erst mal zum Schlafen. Davon konnten mich auch die anwesenden, noch relativ gesitteten Hoffenheim-Fans auf dem Weg nach Leipzig nicht abhalten. Weiter ging es ab Erfurt in einem 612er. Die Fahrt über die für mich neue Strecke war dann relativ kurz und unspektakulär, wenn auch die Thüringer Landschaft unter ihrer Schneedecke noch mal idyllischer wirkte.

In Jena West angekommen, erkundete ich die Stadt zu Fuß, wobei ich natürlich auch dem Appetit auf Thüringer Bratwurst nachgab. Der Jentower sorgt für einen netten Kontrast zwischen Alt und Neu:

Rathaus mit Jentower

Natürlich kam auch der ÖPNV nicht zu kurz, dessen Betreiber den originellen Kurznamen JeNah trägt:

Jenaer Straßenbahn an der Haltestelle Universität

Jenaer Bus an der Haltestelle Holzmarkt

Insgesamt waren die zweieinhalb Stunden, die ich für die Innenstadt hatte, genau richtig, so dass ich pünktlich am Paradiesbahnhof eintrudelte, ebenso wie mein Zug. Die Saalbahn und die Frankenwaldrampe war ich zwar 2011 schon mal gefahren, aber sie waren eindeutig eine erneute Befahrung wert, nicht nur wegen der Winterlandschaft. Lichtenfels erreichten wir mit sensationellen –7, und ich fragte mich schon, was wir in der halben Stunde bis Bamberg anstellen würden. Die Antwort folgte: Nämlich auf einen entgegenkommenden Zug warten, da die Strecke wegen Bauarbeiten für die NBS Erfurt – Ebensfeld abschnittsweise eingleisig war, was die DB schlauerweise in den Fahrplan eingebaut hatte. NBA erreichten wir daher im (geänderten) Plan. Vorher gelang es mir noch, die Wintersonne einzufangen, auch wenn ich im Gegensatz zu einem Mitreisenden die Idee einen Tick zu spät hatte:

Wintersonne über Oberfranken

Ab hier geschah nichts Besonderes: Draußen war es dunkel, die Strecken kannte ich eh schon und die Züge waren weiterhin pünktlich. Der Stammtisch war auch nett, und aufgrund meiner suboptimalen Ortskenntnis erreichte ich den Zug zurück nach NAH nur mit etwas Eile. Dort trudelte ich dann wie geplant um 22.34 Uhr ein und radelte nach Hause.

Zwei echte und eine falsche Metro

Der Feiertag am Montag und der baldige Verfall meiner Lufthansa-Meilen bewog mich letztes Wochenende zur dritten Bahn-Flugreise dieses Jahr. Vorher nicht geplant war, dass es auch die dritte Fahrt mit einem Nachtzug werden würde, aber dazu später mehr.

Mit dem pünktlichen ICE mache ich mich am Freitag nach getaner Arbeit auf den Weg zum Frankfurter Flughafen. Trotz Urlaubszeit und Freitagabend sind die Schlangen kurz, und so habe ich am Gate noch jede Menge Zeit. Der Flieger hebt auch pünktlich ab und bringt uns mit Blick u.a. auf den Genfer See in anderthalb Stunden nach Toulouse-Blagnac. Dort findet aufgrund der Sicherheitslage noch eine Einreisekontrolle statt, bevor ich mich auf den Weg zum Hostel machen kann. Dafür hatte ich ursprünglich die Straßenbahn vorgesehen, dann aber festgestellt, dass es mit dem Schnellbus nicht nur viel schneller, sondern auch ohne Umsteigen geht. Dafür nehme ich den stolzen Preis von 8 Euro gerne in Kauf, zumal es auch schon Mitternacht ist. Da die Rezeption schon geschlossen hat, habe ich mir vorher die Zugangscodes per E-Mail schicken lassen, den Zimmerschlüssel nehme ich aus einem Tresor am Eingang.

Am nächsten Morgen schlafe ich erst mal (fast) aus, frühstücke gemütlich in einem Café und mache mich dann auf den Weg zum ersten Programmpunkt, einer Besichtigung bei Airbus. Dafür nehme ich erst mal die Metro, die automatisch fährt und leider wegen der Bahnsteigtüren schwer zu fotografieren ist. Hier mal von den schlechten Fotos das beste:

Fahrerlose VAL-Metro in Toulouse

Weiter fahre ich diesmal mit der Straßenbahn, die wirklich lange braucht und außerdem durch sehr uninteressante Wohngebiete am linken Garonneufer fährt. Ob das Design der Straßenbahnwagen wie in Lyon und Marseille auch an irgendwas erinnern soll, weiß ich nicht, bei mir weckt es jedenfalls keine Assoziation.

Straßenbahn in Toulouse

Von der Haltestelle zum Aéroscopia, einem Luftfahrtmuseum, von dem auch die Besichtigungen starten, laufe ich etwa 10 Minuten (in der Beschreibung standen 20) über ausgeschilderte, aber eher improvisiert wirkende Wege.

Die Besichtigung selbst ist sehr interessant: Wir werden mit dem Bus zur Besucherplattform in der A-380-Montagehalle gefahren und bekommen dort jede Menge Infos zu diesem Flugzeugtyp. Wie bei Airbus üblich, werden die Teile aus ganz Europa per Flugzeug, Schiff und Lkw nach Toulouse transportiert. Natürlich frage ich, ob man auch den Bahntransport in Erwägung gezogen hat, nach Aussage des Besucherführers sind dafür die Teile aber zu breit. Die Flugzeuge werden dann in Toulouse zusammengebaut und für den Einbau der Innenausstattung nach Hamburg geflogen. Abschließend bekommen wir wieder im Aéroscopia einen Film über Testflüge gezeigt.

Zusammen mit der Besichtigung hätte ich den Eintritt ins Aéroscopia zum reduzierten Preis bekommen. Den schenke ich mir aber und fotografiere nur ein paar Flugzeuge im Außenbereich:

Militärflugzeug A400M im Aéroscopia

Concorde im Aéroscopia

Dann erkunde ich lieber bei dem schönen Wetter noch ein bisschen die Stadt, hier ein paar Eindrücke:

In der Altstadt von Toulouse

Das Capitole in Toulouse

Basilika St-Sernin in Toulouse

Am Sonntag trete ich dann die Tour mit der „falschen“ Metro an, der Ligne de Cerdagne in den Pyrenäen. Wegen ihrer leichten meterspurigen, mit Stromschiene angetriebenen Wagen wird sie im deutschen Sprachraum auch „Pyrenäen-Metro“ genannt, international ist sie aber als „Train jaune“ („gelber Zug“) besser bekannt. „Mein“ Zug dorthin ist für das regionale Sonderangebot „Tikémouv“ freigegeben. Ich verzweifle daran, dass der SNCF-Automat dieses nicht anbietet, bis ich schnalle, dass ich dafür an den speziellen TER-Automaten gehen muss. Meine Kreditkarte nimmt der Automat nicht an, Geldscheine auch nicht, zum Glück habe ich noch eine andere Karte mit, mit der es funktioniert.

Tikémouv-Fahrkarte

Dadurch erreiche ich den Zug gerade noch so, und es geht vorbei an der Altstadt von Foix mit Burg in die immer bergiger werdende Landschaft:

Altstadt von Foix mit Burg

Pyrenäenlandschaft

Endstation ist Latour-de-Carol – Enveitg, der Grenzbahnhof zu Spanien, der für die dort zusammentreffenden Strecken in drei Spurweiten bekannt ist, von denen jede einen Höhenrekord im jeweiligen Netz aufstellt. Hier sieht man einen Zug von jeder Strecke: ganz links der Train jaune, rechts davon der Nachtzug aus Paris, dann die S-Bahn (Rodalies) nach Barcelona und ganz rechts noch ein französischer AGV AGC (danke an Oscar aus dem ICE-Treff!).

Züge dreier Spurweiten in Latour-de-Carol

Der Rodalies fährt übrigens planmäßig in der selben Minute ab, in der der Zug aus Toulouse ankommt. Die örtliche Aufsicht ermöglicht aber den Umstieg und ärgert sich etwas über einen Fahrgast, der nicht wahrhaben will, dass das tatsächlich der Zug nach Barcelona sein soll.

In Latour-de-Carol habe ich anderthalb Stunden Aufenthalt, die ich hauptsächlich im „Bistrot de la Gare“ verbringe. Das Essen (Hähnchenfilets mit Pommes) ist zwar nicht schlecht, aber auch nichts Besonderes.
Da mein Tikémouv nur bis hier gilt, muss ich für die Fahrt mit dem Train jaune ein neues Ticket kaufen. Der Automat kennt Villefranche-Vernet-les-Bains nicht, so dass ich mich am Schalter anstelle, der sinnigerweise acht Minuten vor Abfahrt des Zuges öffnet. Vor mir stehen natürlich einige Leute, die dieselbe Idee hatten, so dass ich erst zwei Minuten vor der Abfahrt drankomme. Auf meine Frage, ob der Zug warte, fragt der Mann hinter dem Schalter nur barsch, wo ich hinwolle. Letztendlich bekomme ich aber noch rechtzeitig mein Ticket bzw. genau genommen zwei davon:

Fahrkarte für den Train jaune

Also renne ich zu einem der offenen Wagen, den ich während der Wartezeit schon mal abgelichtet habe:

Offener Sommerwagen des Train jaune

Beim Einstieg helfen mir die Fahrgäste, die schon in meinem Abteil sitzen, denn der Öffnungsmechanismus ist mir auf die Schnelle zu kompliziert:

Schließmechanismus der Türen im offenen Wagen des Train jaune

Sitzung zwingend

„Sitzung zwingend“ werde ich künftig auch immer sagen, wenn es auf der Toilette mal wieder länger dauert … Und schon geht die dreistündige gemächliche Fahrt los. Interessant sind vor allem die Tunnel, in denen es teilweise kräftig von der Decke tropfte:

Tunneleinfahrt im offenen Wagen

Im Tunnel

Aber auch die Landschaft ist nicht zu verachten, und die Kurven teilweise ziemlich eng. Eng wird es ab Font-Romeu auch im Zug, ab hier fahren auch statt der sonst sagenhaften zwei im Sommer immerhin fünf Züge am Tag. Noch mehr Leute steigen in Mont-Louis – La Cabanasse ein, dazwischen liegt mit 1592 m der höchste Bahnhof des SNCF-Netzes. Der Höhepunkt im übertragenen Sinne folgt wenig später: die Schrägseilbrücke Pont du Gisclard.

Pont du Gisclard

Pont du Gisclard

Fast anderthalb Stunden geht es noch durch die Berge, bis wir die östliche Endstation Villefranche-Vernet-les-Bains erreichen, wo sich auch das Bw des Train jaune befindet und ich einen kompletten Zug in gutem Licht „erlegen“ kann.

Betriebswerk des Train jaune

Komplette Garnitur des Train jaune

Dort sehe ich auch die neuen Stadler-Wagen stehen, leider wird mein Foto nicht gut. 106 Jahre hat die Ligne de Cerdagne, auf der der Train jaune fährt, schon auf dem Buckel:

Gedenktafel an 100 Jahre Ligne de Cerdagne

Interessant am Normalspurteil des Bahnhofs sind die „caténaires inclinées“, eine Spezialität Südfrankreichs:

Caténaire inclinée

Von hier nach Perpignan kaufe ich das Sonderangebot „Le Train à 1 Euro“ der ehemaligen Region Languedoc-Roussillon:

Fahrkarte für den Train à 1 Euro

Von dem so billigen Zug, der in Kürze abfahren soll, ist allerdings noch nichts zu sehen. Ein Blick auf den Abfahrtsmonitor gibt an, dass er als Bus fahren wird und der anwesende SNCFler auch den Grund dafür: Der für den Zug vorgesehene Tf hat ein haltzeigendes Signal überfahren und muss daher erst mal seine weitere Fahrtauglichkeit überprüfen lassen. Wegen der Urlaubszeit gibt es auch keinen Ersatzlokführer. Also geht es mit dem Bus weiter, die meisten Fahrgäste aus dem Train jaune sind ohnehin schon in ihre Autos gestiegen. Der Bus braucht natürlich viel länger als der Zug, da er von der Straße Abstecher zu allen Unterwegsbahnhöfen macht. So ist bei der Ankunft in Perpignan mein Anschluss-TGV über alle Berge. Da kein Personal mehr anwesend ist, kaufe ich mir sicherheitshalber einen Fahrschein für den nächsten (und letzten) Zug nach Toulouse, den Nachtzug nach Paris. Gleichzeitig ist es mit Abfahrt um 20.55 Uhr auch für diesen Tag der vorletzte Zug von Perpignan überhaupt. Das Einkaufszentrum mit Hotel im Bahnhofsgebäude nennt sich übrigens Centre del Món, „Mittelpunkt der Welt“ … [Nachtrag: Das bezieht sich auf Salvador Dalì, der den Bahnhof so nannte.]

Im Nachtzug nehme ich auf dem gebuchten Ruhesessel Platz:

Ruhesessel im SNCF-Nachtzug

Ruhesessel im SNCF-Nachtzug im ausgeklappten Zustand

Meine Fahrkarte will übrigens niemand sehen, ich bin gespannt, ob die SNCF sie mir zurück erstattet. Immerhin habe ich gestückelt und auch noch das „composter“ am Bahnsteig vergessen. [Nachtrag: Hat sie, allerdings als Gutschein, den ich dann an meine in Frankreich wohnende Kusine verkauft habe.] Ohne weitere Komplikationen erreiche ich Toulouse-Matabiau fast zwei Stunden später als geplant, die Metro fährt auch noch.

Am nächsten Tag stehe ich deutlich vor meinen Zimmergenossen auf. Auch in der Stadt merkt man, dass Feiertag ist, nur am Bahnhof ist etwas mehr los. Vor der Abfahrt kaufe ich mir noch Proviant, die Flasche Wasser zu 2,60 Euro, und mache Bilder von meinem und dem nebenstehenden Zug:

TGV Atlantique 312

Neuer SNCF-Regionaltriebwagen

Mein Zug ist eine Doppeltraktion TGV Atlantique, wobei der hintere Zugteil als idTGV fährt, bei dem die Fahrscheinkontrolle bereits vor dem Einsteigen stattfindet. Interessanterweise ist am Zwischenhalt Montauban der Zustieg in diesen Teil nicht möglich. Der Zug fährt mit recht konstantem flottem Tempo über die Altstrecke am Canal du Midi entlang:

Canal du Midi

Kurz vor Bordeaux komme ich ein wenig mit meiner Sitznachbarin ins Gespräch: Sie wohnt in Paris, fährt aber nach Bordeaux, um dort ihren Urlaub fortzusetzen. Ihre Mutter war mit einer Frau aus Dieburg befreundet, daher kennt sie auch Aschaffenburg. In Bordeaux rechne ich angesichts des Andrangs am Bahnsteig damit, dass mein Nebenplatz wieder besetzt wird, aber ich habe Glück.
Hinter Bordeaux ist schon der Abzweig der LGV Sud Europe Atlantique zu erkennen, die 2017 eröffnet werden soll und von der ich bis dahin noch gar nichts wusste. Bis Paris halten wir nicht mehr, und es passiert auch nichts Besonderes, außer dass ich mir in der Bar ein Metroticket mit 30 Cent Aufschlag kaufe. Aber so spare ich mir das Schlangestehen am Automaten.

Der Weg vom Zug zur Metro am Bahnhof Montparnasse ist recht lang. Ich hatte überlegt, eine Verbindung mit Übergangszeit Montparnasse – Est von 40 Minuten zu nutzen. Mit etwas Beeilung hätte das wohl auch geklappt, aber es ist wohl besser, dass ich mir mehr Zeit genommen habe. So konnte ich als letzter aus dem TGV aussteigen und noch ein paar Fotos von der von Christian Lacroix entworfenen Inneneinrichtung machen. Weiß übrigens jemand, warum die Sitznummern umschaltbar sind? (Damit man mit derselben Platznummer immer in Fahrtrichtung sitzt, auch wenn der Zug umgekehrt gereiht ist, danke an EK-Wagendienst aus dem ICE-Treff)

Lacroix-Inneneinrichtung im TGV

Umschaltbare Sitznummern

Meine Bilder von der Metro werden dagegen nichts, da sie kurz vor dem Halt noch zu schnell für meine Kamera ist. Im Gare de l’Est esse ich auch noch etwas, während sich gerade eine Kundin eine hitzige Diskussion mit dem Personal über eine angeblich zu scharfe Paella liefert.

Zehn Minuten vor der Abfahrt beschließe ich, unterwegs weiter zu essen und zum Bahnsteig zu gehen. Das ist auch gut so, denn die SNCF spielt wieder das Spiel „Zugteil am Prellbock leer und verschlossen“, das ich schon mal in Frankfurt erlebt habe. Vermutlich deswegen steht auch vor den Türen des offenen Zugteils noch eine Schlange von Fahrgästen, die sich auch die berühmten zwei Minuten vor Abfahrt trotz mehrmaligem Pfeifen des Zugchefs nicht auflöst.

Als dann endlich alle drin sind, geht es los. Leider habe ich einen Gangplatz gebucht, und es ist auch kein Fensterplatz mehr frei. Aber die LGV Est kenne ich ja auch recht gut. Zwischendurch schlafe ich eine Runde, werde aber rechtzeitig für den neuen Teil der Strecke wieder wach, der aber wie die meisten LGV recht uninteressant ist. An der Stelle, an der der schwere Unfall passiert ist, wird der Zug langsamer, an der Strecke selbst ist aber nichts zu erkennen. Kurz danach erreichen wir Straßburg und fahren dann über die Rheinbrücke wieder nach Deutschland. Den Aufenthalt in Karlsruhe nutze ich, um einen der neuen NET2012-Straßenbahnwagen abzulichten:

NET2012-Straßenbahn vor dem Hbf in Karlsruhe

Weiter geht es mit einem gähnend leeren ICE 1. Das Spannende daran ist wegen Bauarbeiten auf der Riedbahn die Umleitung über den westlichen Teil der Nibelungenbahn, den ich noch nicht kenne. FF erreichen wir mit +5, so dass der Anschluss an den IC nach Nürnberg ungefährdet ist. Der kommt pünktlich und mit einer 120, was beides für einen Rheinstreckenzug nicht selbstverständlich ist, fährt aber mit +5 weiter.

DB-Ellok der BR 120 mit IC

Ich bekomme im zweiten Wagen von vorne noch einen Sitz mit freiem Nebenplatz, frage mich dann aber doch, ob die Lauferei für die paar Kilometer noch nötig war. Weiterhin mit +5 erreichen wir NAH, wo sich der Zug durch das Ausladen von Fahrrädern weitere +5 zuzieht. Ich dagegen steige auf meinen eigenen Drahtesel und radle nach Hause, da ich mal wieder nach der Abfahrtszeit des letzten Busses angekommen bin.

Gleis 12 lässt grüßen

Weitgehend ohne Komplikationen lief die Fahrt, für die es kurzzeitig doch ein Prämienticket gab: Der ICE verließ AH pünktlich und war tatsächlich rappelvoll, so dass sich die Reservierung in der Lounge, die ich schon vor der Prämienfahrt gebucht hatte, definitiv gelohnt hat. Bis FF war die 2.-Klasse-Lounge hinten, aber der Blick trotzdem recht interessant. Beim Wenden und Tf-Wechsel in FF war die erste Amtshandlung des neuen Tf, die Scheibe milchig zu schalten. Wollte er nicht, dass man ihm über die Schulter guckt oder die Lounge-Passagiere vor unangenehmen Eindrücken im Fall eines PU bewahren? Dank des sonnigen Wetters sah man aber durch die Scheibe trotzdem noch einiges. Besonders interessant war, dass wir von FFLF bis FLIS nicht nur auf dem Gegengleis fuhren, sondern uns auf dem „eigentlich“ richtigen Gleis sogar Züge entgegen kamen. Grund dafür war laut → DSO, dass es kurz vorher eine Störung in der LZB gegeben hatte und diese nun getestet werden musste. KKDT erreichten wir dann ebenfalls pünktlich, leider auf Gleis 12, das nur über eine Treppe erreichbar ist.
Mein Anschluss-RE 5 nach Bonn war wegen Personen im Gleis leider mit +40 angekündigt. Zum Glück fuhr aber nur wenige Minuten später die RB 48, so dass ich nun auch mal in den Genuss der NX-Talente kam. Zum Glück konnte ich mir in KKDZ noch einen Sitzplatz sichern, denn ab KK knubbelten sich sämtliche Fahrgäste des verspäteten RE im Zug. Den Fahrplan konnte der aber halbwegs einhalten, so dass ich nur 10 min später als geplant in Bonn eintraf.
Dort fuhr ich in den nächsten Tagen nicht nur sehr viel mit dem ÖPNV herum, sondern machte auch einiges an Fotos davon. Interessant fand ich bei den neueren Bussen die farbige Matrixanzeige, die ich bis dahin nur aus Brüssel kannte.
Zurück ging es dann am Sonntagvormittag mit der Stadtbahnlinie 16 nach Köln, mit der ich ich sowieso schon lange mal fahren wollte. Da ich aber von Bonn West zum Kölner Neumarkt wollte, war das aber auch die schnellste Möglichkeit. In der Domstadt war ich noch mit einer Freundin zum Essen verabredet, bevor wir dann über die Hohenzollernbrücke nach KKDT spazierten. Auf den letzten Metern mahnte ich etwas zur Eile, was sich als unnötig herausstellte: Nicht nur war die Abfahrtszeit des Zuges wegen Bauarbeiten ohnehin von 15.44 Uhr auf 15.50 Uhr verschoben worden, er hatte auch noch 30 Minuten Verspätung wegen einer technischen Störung. Ankommen tat er dann ausgerechnet in dem Moment, als schon der Gegenzug auf Gleis 11 stand – also war wieder Treppensteigen nach Gleis 12 angesagt. Die technische Störung betraf den zweiten Zugteil, der deswegen nicht mitfahren konnte – entsprechend voll war der verbliebene Zugteil sowie der Unmut bei den Passagieren darüber. Seinen Unmut tat auch der Magen einer Reisenden in der Reihe vor mir kund – nach deren Aussage kam das vom Schaukeln des Zuges, bei dem ich in letzter Zeit auch das Gefühl habe, dass es zugenommen hat. Weiteres Ungemach brachten die Kopfhörer des jungen Mannes neben mir, die die Musik fast ungefiltert wiedergaben. In FF wurde er aber ohnehin von seinem Platz verscheucht, weil die neue Sitzplatzinhaberin im Gegensatz zu ihm den Comfortstatus hatte (und ein schlechtes Gewissen, aber begreiflicherweise wollte sie nicht bis München stehen). Da wir nicht über FFLF, sondern baubedingt über den Regiobahnhof gefahren waren, hatten wir inzwischen +45. Den RE überholten wir in FH über Gleis 104, so dass die Verspätung bis NAH zumindest nicht mehr wurde. Da ich aber nicht nach Hause laufen wollte, sondern auf den nächsten Bus wartete, kam ich letztendlich doch eine Stunde später zu Hause an als geplant.

My first KISS

Ich bin in Berlin – dieses Zitat aus dem Musical „Linie 1“ traf Ostern auf mich zu. Übrigens gab es zwar eine Vorstellung, Karten waren kurzfristig aber leider nicht mehr zu haben. Die Hinfahrt am Gründonnerstag verlief ohne große Schwierigkeiten. Mit dem RE nach Hanau, dort in ICE 572, der als einer der wenigen der Linie 22 dort hält. Die Abfahrt fand zwar mit etwa +10 statt, jedoch waren wir in Hannover fast wieder im Plan und der Anschlusszug hatte auch Verspätung. Auch die hatte er bis Berlin fast wieder abgebaut, und ohnehin musste ich nur noch mit der S-Bahn eine Station zur Friedrichstraße fahren und von dort nur noch wenige Schritte ins Hotel laufen, wo man mich schon erwartete.
Während der vier Tage vor Ort machte ich auch wieder Touren mit dem ÖPNV, wobei es mir endlich gelang, ein Bild von einem KISS der ODEG zu machen:
ODEG-KISS

Auch der Schöneicher-Rüdersdorfer und der Woltersdorfer Straßenbahn mit ihren mehr oder weniger historischen Triebwagen stattete ich einen Besuch ab:
Triebwagen der SRS

Triebwagen der Woltersdorfer Straßenbahn

Zur Woltersdorfer Straßenbahn zu kommen, war übrigens gar nicht so einfach, denn die S-Bahn zu deren Endpunkt Rahnsdorf war gerade wegen Bauarbeiten außer Betrieb. Also brachte mich statt der Bahn ein neckischer Kleinbus zur Straßenbahn, mit der ich dann einmal bis zur Endstation und zurück fuhr. Auf dem Rückweg gelangen mir noch Tonaufnahmen der Fahrgeräusche von zwei S-Bahn-Zügen: einem 481er, der nicht zu Unrecht als „Heulboje“ bezeichnet wird, und der letzten „Ost-Baureihe“ 485.

Die Rückfahrt am Ostermontag verlief ebenfalls problemlos. Gebucht hatte ich den Wochenendverstärker IC 1956 – eigentlich aus Kostengründen, aber dass ich die Strecke über Halle wenig bis gar nicht kannte, machte die Entscheidung leichter. Los ging es „wegen Wartens auf Fahrplanunterlagen“ mit etwa +8, die wir aber schnell wieder aufgeholt hatten. Ich genoss die Fahrt bei strahlendem Sonnenschein mit Aus-dem-Fenster-Gucken. In Seebergen zwischen Erfurt und Eisenach ließen wir interessanterweise (planmäßig?) einen ICE überholen, was unserer Pünktlichkeit keinen Abbruch tat. Offiziell hatte ich den IC bis Darmstadt gebucht, was mir trotz Umweg eine 3 min frühere Ankunft in NAH ermöglicht hätte. Ich stieg allerdings doch schon in FF aus und gönnte mir noch eine Chilibratwurst. Meinen Heimatbahnhof erreichte ich pünktlich um 22.16 Uhr und fuhr mit der Wertheimer RB nach Hause. Diese war diesmal sogar aus einem 642er gebildet, so dass ich meinen Haltewunsch in Hochschule per Knopfdruck bekannt geben konnte.

… and then nothing like out to When Lake

Nach dem übersetzten Plan von Stockholm hat jetzt die S-Bahn Berlin – passend zum Datum – auch den Berliner Netzplan ins Englische übersetzt und an einigen Stationen aufgehängt. Das Ergebnis findet sich auf den Seiten des → „Tagesspiegels“. Bei Straßen und Plätzen, die nach Personen benannt sind, wurde oft der Name einfach beibehalten, aber gerade die „Übersetzungen“ von Berliner Ortsteilen sind gut gelungen: Aus Spandau wurde „Splinter Dhow“, aus Tiergarten „Beastyard“ und aus Wilhelmshagen – haltet euch fest – „Want-Helmet’s Hedges“. Morgen mache ich mich auf den Weg nach Berlin, mal sehen, wie weit die Anglifizierung dann fortgeschritten ist 😉 . In diesem Sinne: Thank you for reading this post!