Eger is a wonderful place

Das schöne Städtchen Eger (deutsch Erlau) in Nordungarn war mein Ziel in der letzten Woche. Anlass war mal wieder eine Multinationale Sommerakademie, zu der etwa 40 Teilnehmer aus 10 Ländern angereist waren. Meine Anreise hatte ich schon zum frühestmöglichen Termin gebucht, was mal wieder nicht ganz ohne Komplikationen ging: Für die gewünschte Hinfahrt über Passau, die mir eine halbe Stunde mehr Schlaf bescherte, ist das Europa-Spezial generell nicht erhältlich. Und die Rückfahrt, für die ich ohnehin über Salzburg fahren musste, war schon wenige Tage nach Buchungsbeginn mit 81,75 Euro recht teuer. Dazu kam noch eine Pflicht zur Reservierung für die Züge zwischen Budapest und Eger, die ich erst zwei Monate vorher online tätigen konnte.
Am Reisetag ging es dann mit im Fahrplan eingearbeiteter baubedingter Verspätung um 7.02 Uhr los. Direkt am Bahnsteig begegnete ich schon einem weiteren Akademieteilnehmer, der am Abend vorher bei einer Hochzeit in der Gegend gewesen war. Wir setzten uns in die Nähe voneinander und verbrachten die Fahrt größtenteils schlafend. Umsteigepunkt laut Zugbindung war St. Pölten. Wir fragten uns warum, weil beide Züge sowohl in Linz als auch in Wien West hielten. Vielleicht, weil hier die Übergangszeit am größten war? Jedenfalls verbrachte ich selbige vor allem bei McDonald’s, da vor und hinter dem Bahnhof weder Stadt- noch Regionalbusse auf meine Kamera warteten. Der Railjet nach Budapest war mit +5 angekündigt, was uns schon um unseren 10-Minuten-Anschluss in Budapest bangen ließ. Da der Zug ziemlich voll war, setzten mein Reisegefährte und ich uns auf unsere reservierten Plätze in zwei verschiedenen Wagen. Kurioserweise saß direkt neben meinem reservierten Platz eine weitere Akademieteilnehmerin, so dass ich auf der weiteren Fahrt Unterhaltung hatte.
In Wien West, wo ein Zugteil abgehängt wurde, fuhren wir pünktlich ab, hielten noch in Meidling und durchfuhren dann den schon ziemlich fertig aussehenden Wiener Hauptbahnhof. Die Pünktlichkeit war leider nicht von langer Dauer, denn kurz hinter der ungarischen Grenze blieb der Zug mehrmals stehen oder fuhr sehr langsam. Letztendlich erreichten wir Budapest bereits einige Minuten nach der Abfahrt des Anschlusszuges, der folgerichtig auch nicht mehr auf den Abfahrtstafeln ausgewiesen war. Also ergab sich ein zweistündiger Aufenthalt, den unsere nun dreiköpfige Reisegruppe für einen kleinen Spaziergang durch die ungarische Hauptstadt nutzte. Der nächste Zug nach Eger stand an Gleis 2 bereit, das sich als Bestandteil eines Flügel-Flügelbahnhofs entpuppte und daher entsprechend weit von der Haupthalle entfernt war. Dafür war dieser Zug weder reservierungs- noch zuschlagpflichtig, so dass die Schaffnerin nach kurzem Prüfen unsere Fahrscheine anstandslos akzeptierte. Als wir in der „Stadt des Rotweins“ ankamen, war es bereits 21.25 Uhr, ein Stadtbus brachte uns aber trotzdem noch zu unserer Unterkunft.

Nach einer wunderbaren, aber auch anstrengenden Woche in Eger (den im Titel erwähnten leicht abgewandelten Gospel sangen wir am Bunten Abend) stand am Sonntag dann die Rückreise an. Aufgrund der Erfahrungen auf der Hinfahrt hatte ich beschlossen, mich nicht auf den Zehnminuten-Anschluss zu verlassen, sondern bereits einen Zug früher nach Budapest zu fahren, was in diesem Fall glücklicherweise nur eine halbe Stunde früheres Aufstehen bedeutete. Die hier wiederum erforderliche Reservierung kaufte ich online. Die Stadtbusse fuhren sonntagmorgens um sieben Uhr bereits im Halbstundentakt, und das in einer Stadt mit 10.000 Einwohnern weniger als Aschaffenburg. Am Bahnhof angekommen, holte ich meine online bestellte Reservierung am Automaten ab und stieg gemeinsam mit zwei anderen Akademielern, von denen mich einer bis Aschaffenburg begleitete, in den Zug. Der brachte uns nur in das drei Stationen entfernte Füzesabony, wo wir in den Intercity umstiegen. Der hatte wiederum 10 Minuten Verspätung, was mich darin bestärkte, dass meine Entscheidung richtig war. In Budapest angekommen, verabschiedeten wir uns vom Dritten im Bunde, und mein Begleiter kaufte sich einen Fahrschein nach Salzburg, von wo er den Deutschland-Pass nutzte. Kurios war, dass Start- und Zielbahnhof bereits vorgedruckt waren und nur Preis und Geltungsdatum handschriftlich eingetragen wurden. Anschließend machten wir uns auf den Weg zum Railjet, wo wir in der Nähe meines reservierten zwei bis Wien freie Tischplätze fanden.
Direkt nach der Abfahrt kamen wir mit unseren Tischnachbarn, einem älteren australischen Ehepaar, ins Gespräch. Sie hatten gerade eine mehrwöchige Europareise beendet und waren auf dem Weg nach Wien, von wo sie wieder zurück nach Australien fliegen wollten. Angesichts der Menschen auf dem Fußboden fragten sie, ob denn Züge regelmäßig überbucht würden. Wir erklärten ihnen, dass dieser Zug nicht reservierungspflichtig sei und weitere Feinheiten der europäischen Tarifsysteme. Im Gegenzug erzählten sie uns vom Zugfahren in Australien, das außerhalb der Ballungsräume nicht besonders üblich ist. In Wien-Meidling verabschiedeten wir uns von den beiden und setzten uns auf zwei freigewordene Plätze nebeneinander.
Waren wir bis dahin noch halbwegs pünktlich gewesen, verließen wir Wien West ohne Angabe von Gründen mit etwa +10. Das wurde leider, wie wir nach ausgiebigem Schlafnachholen später feststellten, nicht weniger, sondern kurz hinter der deutschen Grenze durch eine -Störung sogar noch etwas mehr. Wir fingen an, trotz 25 min Übergangszeit um unseren Anschluss zu bangen, was mir andererseits immerhin 20 Euro Entschädigung einbringen würde. Letztendlich war dann aber sogar noch genug Zeit, um sich kurz an einem Bäckereistand in der Haupthalle noch etwas zu kaufen und den ICE Richtung Dortmund zu besteigen.
Die weitere Fahrt verlief entspannt und ohne Zwischenfälle, wenn auch mit wenigen Minuten Verspätung. Als wir hinter Würzburg von der NBS auf die Altstrecke einbogen, sah man den RE schon vor der Abzweigung warten. Zumindest der ICE hatte bis NAH die Verspätung aber fast aufgeholt, so dass wir uns noch bei Bahnhofsbäcker und -supermarkt eindeckten und uns auf den Weg zur Radstation machten. Dort hatte ich in weiser Voraussicht mein Rad deponiert, das ich nun angesichts des spontanen Besuchs nach Hause schob.