Der ganz normale Bausinn

Am Sonntag ging es mal wieder dienstlich nach Budapest. Nachdem ich in letzter Zeit so viel geflogen war, sollte es diesmal wieder der Nachtzug sein. Dabei ließ ich mich auch nicht davon abschrecken, dass dieser – wohl jeweils wegen Bauarbeiten – drei Stunden früher in München abfuhr und eine Stunde später in Budapest ankam. Da das Firmenreisebüro Probleme mit der Buchung hatte, kaufte ich den Fahrschein noch am Freitag vorher im Reisezentrum und bekam glücklicherweise noch Plätze im Single.
So konnte es am Sonntagnachmittag losgehen: Die Reservierung im ICE nach München erwies sich als nützlich, wenn auch schon ab NWH wieder Plätze frei gewesen wären. Den Baustellenzuschlag zwischen NWH und NN brauchten wir an diesem Tag nicht, so dass wir die ca. 15 Minuten im Gleisvorfeld und am Bahnsteig abbummelten. MH erreichten wir ohne Komplikationen. Die fast ganze Stunde bis zur Abfahrt des EN wollte ich in der Lounge verbringen, die aber schon um 20 Uhr schloss. Also noch kurz in die Bahnhofsbuchhandlung und dann das Abteil bezogen. Mittlerweile kenne ich ja alles schon recht gut und brauchte daher die Ausführungen des Zub nur in Kurzform. Die Fahrt selber verlief dann ohne Probleme, außer dass wir uns beim außerplanmäßigen Halt in Rosenheim leichte Verspätung zuzogen. Ab da schlief ich mehr oder weniger, bis ich dann beim Halt in Tatabánya aufwachte und feststellte, dass wir wieder (oder immer noch) leichte Verspätung hatten. So erreichte ich das Büro in Budapest zwar, als meine mit dem ersten Flug angereisten Kollegen schon da waren, aber trotzdem noch vor dem Beginn der Besprechung. Dass ich stolze 18 Stunden für die Fahrt gebraucht hatte, wurde mir erst jetzt so richtig bewusst.

Die Rückfahrt am Dienstagabend begann mit einem heftigen Gewitterschauer, in dessen Folge die Obusse, die mich direkt vom Büro zur Metro und dann weiter zum Bahnhof hätten bringen können, anscheinend ihren Betrieb eingestellt hatten. Also lief ich zur nächsten Haltestelle der Dieselbusse, die mich dann zum Keleti PU. brachten. Angesichts des nicht aufhörenden Regens verließ ich den so gut wie gar nicht mehr und nutzte die Zeit, um ein paar Fotos zu machen. Unsere östlichen Nachbarn sind ja noch durch ein relativ dichtes Nachtzugnetz verbunden, und so konnte ich Fotos von rumänischen,

2.-Klasse-Wagen der CFR

1.-Klasse-Wagen der CFR

Schlafwagen der CFR

tschechischen

Schlafwagen der ČD

Schlafwagen der ČD

und polnischen Wagen machen.

Liegewagen der PKP

Schlafwagen der PKP

Aber natürlich gab es auch ein paar MÁV-Baureihen, die ich zum ersten Mal oder in besserer Qualität auf den Chip bannte:

Ellok der MÁV

Steuerwagen der MÁV

Flirt der MÁV

Flirt der MÁV

Die Anzeigetafel unterstrich die Vielzahl der Zugziele:

Anzeigetafel in Budapest-Keleti

Das Abendessen nahm ich gegenüber dem Bahnhof beim KFC ein (die Konkurrenz, zu der ich eigentlich wollte, hatte wegen Umbau geschlossen). Danach bezog ich wiederum mein Abteil, wo ich natürlich erst mal nicht schlafen konnte. In einigen Exemplaren der ungarischen Schlafwagen kann man übrigens nicht den „Aufwärter“, sondern sogar den „Intendanten“ rufen:

Rufknopf in MÁV-Schlafabteil

In Győr lichtete ich noch einen „guten alten“ Fallblattanzeiger ab, der gleichzeitig festhielt, dass wir schon +10 hatten.

Anzeigetafel in Győr

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, waren daraus trotz des langen Rangieraufenthaltes in Salzburg etwa +30 geworden, so dass ich um meinen Anschluss in MH bangte. Letztendlich kamen wir aber noch rechtzeitig dort an. Wenn nicht, wäre es auch nicht schlimm gewesen, wie sich bald herausstellte: Der hintere Zugteil meines ICE hatte eine Türstörung und musste zurückbleiben, wobei wir uns wiederum +30 einfuhren. Gut, dass ich, als hätte ich es geahnt, meinen reservierten Platz im vorderen Zugteil eingenommen hatte … Schlafen konnte ich diesmal nicht mehr, aber dank des WLANs schon die ersten E-Mails bearbeiten. NAH erreichten wir mit +20, obwohl der Bauzuschlag größtenteils benötigt wurde, und ein Ersatz für den zweiten Zugteil sollte in FF angehängt werden, was angesichts des bevorstehenden langen Wochenendes wohl auch sinnvoll war. Mein Sitznachbar wollte nach FD und stieg ebenfalls in NAH um, auch wenn er nun fast eine Stunde dort warten musste. Aber gegenüber der vom Zub empfohlenen Route über FF kostete ihn das nur zwei Minuten. Ich dagegen erreichte mit auch etwa +20 mein Büro.

9.1.2

Den Abschnitt davor in den Beförderungsbedingungen habe ich schon oft angewendet, den 9.1.2 heute zum ersten Mal. Die Hinfahrt war problemlos verlaufen: ICE bis FF, weiter mit dem RE 99 bis Haiger, das ganze recht günstig zum kurz vorher gekauften Sparpreis. Zurück ging es dann ab Holzhausen (Kr Siegen) an der Hellertalbahn mit einem besonders vandalismusresistenten Abfahrtsplan, der einfach auf eine Blechtafel gedruckt war:

Abfahrtsplan in Holzhausen (Kr Siegen)

Auch sonst lebt die Station eher von ihrer Vergangenheit, wie die Reste des zweiten Gleises zeigen:

Hp Holzhausen (Kr Siegen)

Hp Holzhausen (Kr Siegen)

Als Fahrkarte hatte ich diesmal einen Nahverkehrs-Flexpreis, der mich eigentlich über Friedberg nach Hanau führen sollte. Das ging prompt schief: Der Aufenthalt in Gießen dauerte länger als geplant, weil der Zugteil aus Kassel Verspätung hatte. Die Zub-in meinte zwar, dass wir noch aufholen würden, aber bei der Ankunft in FFG war der Anschluss schon über alle Berge. Also wandte ich die titelgebende Beförderungsbedingung an: Bis FF weiter fahren, dort einen Produktübergang kaufen, mit dem ICE nach NAH fahren (an mit +8) und den Aufpreis (der auch nur 3,85 kostete) dann über das Fahrgastrechte-Formular einreichen. So kam ich letztendlich nicht mal eine Viertelstunde später als geplant an.

Kann von „bequemer“ die Redesign?

Dieser Tage sind ja die ersten „redesignten“ ICE 3 unterwegs. So einen erwischte ich am letzten Mittwoch auf dem Weg zum Frankfurter Flughafen. So ziemlich das Erste, was ich bemerkte, waren Fahrgäste, die sich bei der Zub-in über das Redesign beschwerten. Worüber genau, weiß ich nicht mehr. Die Sitze haben jedenfalls den Ruf, recht unbequem zu sein, was ich spontan auch fand. Das änderte sich erst, als ich die Sitzfläche nach vorne zog, was der Ersatz für das frühere nicht immer sozialkompatible Zurückklappen der Rückenlehne ist. Nachdem sich die Lounge in FF komplett leerte, gelangen mir auch ein paar Fotos:

Anzeige der Anschlüsse im redesignten ICE 3
Die neuen Monitore zeigen sogar Busanschlüsse …

Anzeige der Fahrtstrecke im redesignten ICE 3
… und die bereits zurückgelegte Strecke an.

Nett übrigens, dass der in FF zugestiegene Tf die Scheibe extra durchsichtig schaltete.

Und hier für viele das Corpus delicti:
Sitze im redesignten ICE 3

Sitze im redesignten ICE 3
Gewöhnungsbedürftig ist sicher auch, dass die Reservierungsanzeigen jetzt in und nicht mehr über den Sitzen angebracht sind.

Meine nächste Fahrt fand dann von Berlin nach Regensburg mit zwei ICE-T und Umstieg in Nürnberg statt. Wie auch schon FFLF am Vortag erreichte ich Umsteige- wie Zielbahnhof pünktlich und auch sonst komplikationslos. Die Rückfahrt war es nicht so ganz, kam doch statt des ICE aus Wien ein IC, der zu allem Überfluss auch nur bis NN fuhr, wo wir in den eigentlichen Zug umsteigen sollten. Da der nicht in NAH hielt, sah die Zugbindung vor, dass ich in NWH noch mal umstieg, was ich nun bereits hier erledigte. Statt einer halben Stunde hatte ich dafür nur etwa zehn Minuten, weil der Zug an diesem Tag über Ansbach umgeleitet wurde und daher früher abfuhr. Die Frau, die jenseits des Ganges in meiner Reihe saß, hatte das nicht mitbekommen und daher den Zug beinahe verpasst. Sie klagte ihr Leid darüber dem jovialen Zub mit Ruhr-Zungenschlag, der ihr bald darauf einen Kaffee brachte. Da sie keinen Kaffee mochte, gab sie ihn mir weiter, so dass ich indirekt am meisten von den Bauarbeiten profitierte. Eine von mir selten befahrene Strecke gab es obendrein noch zu sehen. Auch dieser Zug war ein redesignter, wobei ich diesmal den Sitz deutlich bequemer fand. Kurz vor dem Aussteigen gelang mir noch ein Foto vom Großraum (Abteile gibt es jetzt nur noch in der 1. Klasse),

Großraumbereich im redesignten ICE 3

bevor ich dann – wiederum pünktlich – meinen Heimatbahnhof bei gutem Wetter erreichte, was in diesem eher nasskalten April nicht selbstverständlich war.