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Nahverkehr in Lyon

Geschichte
Technik und Betrieb
Fotos und Tonaufnahmen
Ausflugstipps
Zum Weiterlesen

Geschichte

In kaum einer Stadt gibt es so viele verschiedene Nahverkehrsmittel wie in Lyon, Hauptstadt der französischen Region Auvergne-Rhône-Alpes. Die ältesten Verkehrsmittel sind Bus, Obus (Trolleybus) und Straßenbahn, wobei letztere zunächst 1957 – dem Trend der Zeit folgend – stillgelegt worden war. Als Ersatz wurde 1978 ein Metronetz eröffnet, das zunächst aus drei Linien (A, B und C) bestehen sollte. Wegen des steilen Streckenverlaufs wurde die Linie C teilweise mit Zahnradbetrieb ausgestattet; sie folgt auf diesem Abschnitt teilweise der Trasse einer ehemaligen Standseilbahn. 1991 wurde das Metronetz um die Ost-West-Linie D erweitert, die eine der ersten vollautomatischen U-Bahnen Europas war. Wiederum dem Trend der Zeit folgend, wurde im Jahr 2000 die Straßenbahn mit modernen Fahrzeugen und möglichst unabhängigen Trassen wieder in Betrieb genommen. Gemeinsam mit zwei Standseilbahnlinien, die Anschluss an das Metronetz haben, bilden diese Verkehrsmittel das städtische Nahverkehrsnetz Lyons, das komplett mit einem Fahrschein zu benutzen ist. Der Markenname dafür lautet TCL (Transports en Commun Lyonnais). Heute gibt es keine Gesellschaft dieses Namens mehr, sondern der Aufgabenträger SYTRAL vergibt den Betrieb an verschiedene Unternehmen wie Keolis.

Technik und Betrieb

Bis auf die Standseilbahnen, die entweder im 5- oder im 10-Minuten-Takt verkehren, herrschen variable Takte vor, die sich meist mehrmals am Tag ändern, um dem Bedarf gerecht zu werden. In den Hauptverkehrszeiten sind die Takte im Innenstadtbereich oft sehr dicht (<5 min).

Metro: Auf der Linie A verkehren Fahrzeuge des Typs MPL 75 (mit Stromschienen-Stromabnehmer, Fahrerkabine und Gummireifen). Die Wagen dieser Baureihe sind inzwischen modernisiert worden und haben dabei eine neue Lackierung (rot-weiß statt orange) und Inneneinrichtung erhalten. Die MCL-80-Wagen der Linie C unterscheiden sich nicht nur durch die Zahnräder, sondern auch durch die Stahlreifen und den Dachstromabnehmer von den MPL-75-Wagen. Auf der Linie D werden die Züge mittels des Systems MAGGALY vollautomatisch geführt (Fahrzeugtyp MPL 85, wiederum mit Stromschiene und Gummireifen), so dass man sich an die Spitze des Zuges stellen und in den Tunnel sehen kann. Seit 2022 ist auch die Linie B automatisch unterwegs, hier wird der Fahrzeugtyp MPL 16 eingesetzt. Anders als andere automatische Systeme kommen die Lyoner Linien ohne Bahnsteigtüren aus, die Sicherheit wird durch Lichtschranken an der Bahnsteigkante sichergestellt. Für jedes der Metro-Systeme gibt es einen eigenen Betriebshof. Der der Linie D ist ebenfalls vollautomatisch und dient nur zum Abstellen der Züge; defekte Wagen können über ein Verbindungsgleis in den Betriebshof La Poudrette der Linien A und B überführt werden.
Letzte Erweiterungen des Metronetzes waren die Verlängerung der Linie D nach Vaise 1997 und der Linie B nach Gerland im September 2000. Im Oktober 2007 wurde die Linie A außerdem um eine Haltestelle von Laurent Bonnevay bis Vaulx-en-Velin La Soie verlängert, wobei das bestehende Gleis zum Betriebshof genutzt wurde. 2013 wurde die Verlängerung der Linie B von Gerland unter der Rhône nach Oullins in Betrieb genommen, eine weitere Verlängerung zum Hôpital Lyon Sud ist im Bau. Auch bei der Metro wechselt der Takt mehrmals am Tag. Am häufigsten wird die Linie D, am seltensten die Linie C befahren. Interessant ist noch, dass die Lyoner Metro wie eine französische Eisenbahn, aber im Gegensatz zu der Metro in Paris, im Linksverkehr fährt. Das ist, wenn man sich auf den Bahnhöfen orientieren will, zunächst einmal etwas gewöhnungsbedürftig.

Standseilbahn: Es gibt zwei Linien: F1 (früher SJ) nach Saint Just und F2 (früher F) nach Fourvière; beide gehen von Vieux-Lyon aus, wo Anschluss an die Metrolinie D besteht. Die Linie F2 verkehrt dabei mit eher traditionellen Fahrzeugen ohne Zwischenhalt, die Linie F1 mit modernen metroähnlichen Wagen mit Halt in Minimes (praktischerweise direkt an der Ausweiche).

Bus: Im Rahmen des Projekts „Atoubus“ gab es am 29. August 2011 eine große Umstellung des Liniennetzes. Dabei wurden die Linien klassifiziert: Ein C vor der Nummer (ursprünglich vom Obus-Modell Cristalis abgeleitet) bezeichnet besonders stark frequentierte Linien (entsprechend den Metrobussen etwa in Hamburg, Berlin und München), ein S steht für „soyeux“ („seidig“, Feinverteilung in Wohngebieten), GE für „Gare Express“ (Schnellverbindungen zu Bahnhöfen), ZI für „Zone Industrielle“ (Bedienung von Industriegebieten) und PL schließlich für „Pleine Lune“ (Nachtbusse). Linien, die keine dieser Funktionen haben, fahren nur mit der Liniennummer ohne Buchstaben. Dabei kann es eine Liniennummer sowohl mit als auch ohne Buchstaben geben! Außer den Stadtlinien der TCL kommen auch Regionalbuslinien der Departements Rhône, Ain und Isère nach Lyon.

Obus: Die Linien C1-C4, C11, C14, C18 und S6 werden als Obusse betrieben. Dabei kommen auf den C-Linien verschiedene Varianten des Irisbus Cristalis sowie auf der S6 MAN-Fahrzeuge zum Einsatz. Auf den Linien C11 und C13 werden außerdem sukzessive Hess lighTram eingeführt.

Straßenbahn: Es gibt sechs als T1 bis T6 bezeichnete Straßenbahnlinien, auf denen Wagen vom Typ Alstom Citadis eingesetzt werden, deren Kopfform an eine Seidenraupe erinnern soll. Außerdem gibt es noch die Rhônexpress-Linie zum Flughafen mit eigenen Fahrzeugen und besonderem Tarif. Ein großer Teil der Linien verläuft auf eigener Spur, entweder auf asphaltiertem oder Rasengleis.

Fotos und Tonaufnahmen

Metro
Aufnahme:Haltestellenansage in der Linie D:
„Bellecour. Correspondance: Métro A direction Perrache ou Hôtel de Ville–Vaulx-en-Velin La Soie. Ouverture des portes à droite dans le sens de la circulation.“
(Freie Übersetzung: „Bellecour. Umsteigemöglichkeit zur Metro A Richtung Perrache oder Hôtel de Ville – Vaulx-en-Velin La Soie. Bitte in Fahrtrichtung rechts aussteigen [wörtlich: Öffnung der Türen nach rechts in Richtung der Fahrt].“) (2012, WAV, 210 KB)
Aufnahme:Fahrt und Haltestellenansage in der Linie A:
„Bellecour. Correspondance: Métro D direction Gare de Vénissieux ou Gare de Vaise.“
(Freie Übersetzung: „Bellecour. Umsteigemöglichkeit zur Metro D Richtung Bahnhof Vénissieux oder Bahnhof Vaise.“) (2023, WAV, 5,6 MB)
Standseilbahn
Bus
Obus
       
Straßenbahn
       
Fahrkarten und Aushänge
   

Ausflugstipps

Berg I: Die Standseilbahn von der Altstadt (Vieux Lyon-St Jean) nach Fourvière wird noch mit traditionellen Wagen betrieben. An der Bergstation bietet sich nicht nur ein Blick auf die Seilscheibe, sondern auch auf die Basilika Sainte-Marie de Fourvière und über die gesamte Stadt. An der Talstation hingegen befinden sich die Kathedrale Saint-Jean und die Altstadt, die am meisten vom typischen Lyoner Flair bietet.

Berg II: Die Metrolinie C vom Rathaus (Hôtel de Ville) nach Croix-Rousse (und weiter nach Cuire) ist allein schon wegen des Zahnradbetriebs und Croix-Paquet, der steilsten Metrostation Europas, sehenswert. Croix-Rousse ist außerdem ein sehr sehenswertes Viertel, das hübsch auf einem Berg gelegen ist. Ein paar hundert Meter von der Metrostation entfernt befindet sich übrigens der Eingang zu einem Straßentunnel, der wie die Metrolinie C früher einmal eine Standseilbahn beherbergte. Ein weiterer Straßentunnel befindet sich tief unter Croix-Rousse. Durch ihn verläuft auch eine Buslinie (Ausgangspunkt ist der Bahnhof Vaise).

Moderne I: Die Metrolinie D bietet nicht nur modernste Technik (vollautomatischer Betrieb), sondern auch entsprechende Architektur der Stationen. Besonders sehenswert sind u.a. Gare de Vaise, Bellecour (mit dem Übergang zur Station der Linie A aus den 70er-Jahren) und Parilly mit seiner gewölbeartigen Halle.

Moderne II: Am 2000 eröffneten Abschnitt Jean Macé–Stade de Gerland der Linie B befindet sich ein architektonisches Kleinod: Die Station Place Jean Jaurès ist in bläuliches Licht getaucht, an den Wänden befinden sich Ausschnitte einer riesigen Weltkarte.

Bahnhof I: Der eher regional orientierte Bahnhof Perrache hat zwar noch eine historische Bahnhofshalle, ist aber sonst ganz im Stil der 70er-Jahre gehalten. Besonders das Centre d'Échanges, in dem sich die Endstation von Metro (Linie A), Straßenbahn und ein großer Busbahnhof (mit Bahnsteigtüren!) hat für Fans dieser Zeit einen gewissen, leider inzwischen etwas morbiden Charme.

Bahnhof II: Der Bahnhof Part-Dieu wurde zur Eröffnung der TGV-Strecke nach Paris neu gebaut. Noch heute ist er der Hauptbahnhof für Fernverbindungen nach Norden und Süden. Außer von der Metro (Linie B) wird er auch von Bussen, Obussen und Straßenbahnen angefahren. In der Umgebung befinden sich ein großes Einkaufszentrum und ein Hochhausviertel, in dem auch das höchste Gebäude Lyons, der bleistiftartige „Tour Credit Lyonnais“ steht.

Zum Weiterlesen

Verwendete Quellen

Daniel Riechers: Metros in Europa, Transpress Verlag

Victor Lecaennais: Delikates aus Lyon, in: Straßenbahn-Magazin 4/99

→ Wikipédia: Métro de Lyon (französisch)

→ Wikipédia: Tramway de Lyon (französisch)

→ Wikipédia: Autobus de Lyon (französisch)

→ Wikipédia: Trolleybus de Lyon (französisch)

Sonstige Lesetipps

→ Homepage des Verkehrsbetriebs TCL (mehrsprachig)

→ Wikipedia: Métro Lyon

→ urbanrail.net über die Lyoner Metro (englisch)

→ Tecelyon : Fanseite zum ÖPNV in Lyon (französisch)

BAHN-Darstellung des Metronetzes Lyon von mir (ZIP, 11,2 KB)

Weitere BAHN-Darstellungen des Metro- und Straßenbahnnetzes Lyon von Sébastien Tetaz gibt es im → BAHN-Netze-Archiv unter den entsprechenden Suchbegriffen.



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Letzte Änderung dieser Seite: 15.01.2024