Jan kann Bahn plan‘

Wie schon angedeutet, habe ich einen neuen Arbeitgeber: Seit dem 1. Oktober bin ich Betriebsplaner bei der NordWestBahn, die im Jahr 1999 eine der ersten privaten Eisenbahngesellschaften im Personenverkehr war und noch heute diverse Strecken in Niedersachsen, Bremen und NRW befährt. Zu meiner neuen Arbeit gehören alle Planungen, die „hinter dem Fahrplan“ stecken, also die Umsetzung des Fahrplans in Umlauf- und Schichtpläne für Fahrzeuge und Personal. Ein mindestens ebenso wichtiger Punkt ist die Planung von Schienenersatzverkehren, da es (fast) ständig irgendwo Bauarbeiten gibt, die den Bahnverkehr behindern. Dazu kommen dann noch kurzfristige Ereignisse, wie just in meiner ersten Arbeitswoche die Sperrung der Bahnstrecke Rheinhausen–Trompet (zwischen Duisburg und Moers) wegen der einsturzgefährdeten Cölve-Brücke.

Um Schienenersatzverkehre ging es auch bei einem Workshop, zu dem meine erste Dienstreise führte. Gemeinsam mit meinem neuen Chef sollte es mit dem RE 2 nach Essen gehen, wo der Workshop in Bahnhofsnähe stattfand. Das scheiterte daran, dass der RE ersatzlos ausfiel. Also buchten wir unsere Fahrkarten auf den nachfolgenden IC um, mit dem wir es noch halbwegs pünktlich nach Essen schafften.

Auf dem Rückweg schauten wir noch in der Betriebszentrale in Dorsten vorbei, fast in Sichtweite meines alten Elternhauses, und fuhren von dort mit der RB 45 (die ab dem Fahrplanwechsel in der RE 14 aufgeht) nach Coesfeld. Ab dort vertraute ich mich wieder der „roten“ Bahn an, was nicht nur aufgrund des sonnigen Wetters und der idyllischen Baumbergebahn ebenfalls eine sehr nette Fahrt war: Star im Zug war eine Katze, die ein weiblicher Fahrgast dabei hatte. Das letzte Stück nach Osnabrück (Reim nicht beabsichtigt) legte ich, wie schon die Hinfahrt, in einer Schweizer EC-Garnitur zurück und erreichte meine neue Heimat pünktlich um 19.21 Uhr.

Bauhaus, Sternenhimmel und Toastbrot

Der wohl einzige längere Auswärtsurlaub dieses Jahr führte mich Ende September nach Dessau, wo ich mit meiner Freundin in einer Ferienwohnung nicht weit vom Hauptbahnhof und dem Hauptgebäude des Bauhauses unterkam. Dessen Bauten besichtigten wir natürlich zumindest von außen und nutzten auch das nette Café. Die Hinfahrt verlief für mich völlig problemlos: IC 1 bis HH, dann IC 2 bis Köthen und weiter mit der RB. Der ICE meiner Freundin, die aus dem Rhein-Main-Gebiet anreiste, wurde dagegen wegen eines Oberleitungsschadens umgeleitet, so dass sie den Anschluss in Halle verpasste und eine Stunde später kam als geplant.

Den Urlaub verbrachten wir nicht nur in Dessau selbst, sondern unter anderem in der Oranienbaumer Heide, von wo wir mit der Dessau-Wörlitzer Eisenbahn zurück fuhren. Diese nutzt leider nicht mehr die Doppelstock-Schienenbusse, die mir noch in meiner Sammlung fehlen, sondern LVT/S, die aber immerhin ansprechend beklebt sind:

LVT/S der Dessauer Verkehrs- und Eisenbahngesellschaft (DVE) In Dessau Hbf

Außerdem machten wir einen Ausflug nach Magdeburg, wohin meine Freundin das „BesserWeiter“-Abo-Upgrade nutzen konnte, das die Verkehrsbetriebe als Dank für die Treue ihrer Kunden in der Corona-Krise kostenlos anboten.

Zum Abschluss des Urlaubs ging es noch über Wittenberg nach Berlin, wo ich auch Kumpel Konny mal wieder besuchte. Gemeinsam fuhren wir an den Tegeler See, wo wir zufällig feststellten, dass ein autonomes Shuttle getestet wurde, das wir natürlich gleich mal ausprobierten. Natürlich war noch ein BVG-Mitarbeiter zur Überwachung des Probebetriebs an Bord, der auch tatsächlich ziemlich viel eingreifen musste, auch bei eigentlich normalen Vorgängen wie einem haltenden Auto vor uns.

Autonomes BVG-Shuttle in Berlin-Tegel

Von Tegel aus machte ich mich alleine auf den Weg, um eine Runde mit einem der neuen S-Bahn-Züge der BR 483/484 zu fahren, die gerade auf der kürzesten Linie S 47 getestet werden. Innerlich fielen sie mir durch ihre sehr geringe Lautstärke auf, äußerlich durch ihr sehr schlichtes Design, das mich an eine Packung Toastbrot erinnert. Da „Toaster“ aber schon der Spitzname der BR 480 ist, lautet der „offizielle“ der BR 483/484 „iPad“ oder „Tablet“.

Zug der Baureihe 483/484 in Berlin-Schöneweide

Vor der Rückfahrt besichtigten Konny und ich dann noch den frisch eröffneten U-Bahnhof Museumsinsel mit seinem Sternenhimmel, der an ein Bühnenbild von Karl Friedrich Schinkel angelehnt ist, der auch viele Bauten in Berlin entworfen hat.

Sternenhimmel-Gewölbe im U-Bahnhof Museumsinsel

Zurück ging es dann sowohl für meine Freundin als auch für mich jeweils ohne Umsteigen und auch ohne nennenswerte Verspätung, wobei sie in ihren ICE (der allerdings nur einmal täglich fährt) am weniger frequentierten Ostbahnhof einsteigen konnte, während ich für meinen (zweistündlichen) IC nur die Wahl zwischen Hbf und Spandau hatte. Von HO nach Hause wäre ich gerne angesichts von Koffer und Kälte mit dem Bus gefahren, da aber kein passender fuhr, war ich zu Fuß schneller.

Mit dem Fahrrad schneller

… als mit dem Zug war ich auf der Rückfahrt aus Aschaffenburg gestern, wo ich noch einige Dinge erledigt hatte. Die Hinfahrt dagegen war nahezu planmäßig gelaufen, sieht man einmal von der Verspätung ab, die durch den als Folge des Hochwassers nur eingleisig befahrbaren Abschnitt bei Solingen entstand. Dadurch verpasste ich in KK den Anschluss, nahm aber den nächsten Zug meiner früheren „Stammlinie“ 41 und traf so nur 20 Minuten später ein als gebucht. Dafür, dass nun wirklich höhere Gewalt am Werk war, mehr als akzeptabel.

Auf der Rückfahrt sollte ich mit der RB 75 bis Mainz fahren und dort dann in den IC umsteigen. Da ich mein Fahrrad in den Norden überführte, war es wichtig, dass ich es im Zug mitnehmen konnte. Das Rad dabei zu haben, erwies sich als Vor- und Nachteil zugleich, blieb die RB doch in Mainz-Gustavsburg für unbestimmte Zeit stehen. Die Begründung, dass ein liegengebliebener Güterzug die Ursache sei, konnte ich bestätigen, denn man sah ihn vom Bahnsteig aus noch. Kurioserweise stand daneben der Gegenzug nach Aschaffenburg, der nach einiger Zeit aber Richtung Mainz zurück fuhr. Auf unserem Gleis tat sich dagegen nichts, so dass ich mich auf den Drahtesel schwang und parallel zur Bahn, am Güterzug vorbei, über die Rheinbrücke nach Mainz radelte. Dort konnte ich problemlos auf den nächsten Zug mit Fahrradbeförderung umbuchen, der allerdings erst nach zwei Stunden fuhr. Die Zeit nutzte ich – wie könnte es auch anders sein – für eine Currywurst und ÖPNV-Fotos.

Mein neuer Anschlusszug war der EC 8 aus Zürich mit einer Schweizer Wagengarnitur. Dabei gibt es nicht wie bei der DB den einen Fahrradwagen, sondern jeder Wagen hat einige Stellplätze. Meiner war ganz am Schluss, wo zum Glück nicht nur die Fahrrad-, sondern auch die Sitzplätze kaum genutzt waren. Ausgerechnet zwei Schweizerinnen fragten die Zub-in nach dem gastronomischen Angebot und bekamen zur Antwort, dass die SBB es coronabedingt vorübergehend gestrichen hatten. Bei Sinzig überfuhren wir mit reduzierter Geschwindigkeit die beschädigte Ahrbrücke, die Straßenbrücke nebenan hatte es weitaus schlimmer getroffen. Solingen umfuhren wir diesmal über Düsseldorf, wobei es die zusätzliche Schwierigkeit gab, dass auf den Ferngleisen gerade gebaut wird und wir über die S-Bahn-Gleise fahren mussten. In Solingen und Hagen halten kurioserweise die Schweizer Züge aber auch planmäßig nicht. Meine neue Heimat erreichte ich letztendlich mit +35 gegenüber dem Plan des Zuges und mit +155 gegenüber meinem eigenen Plan, aber immerhin konnte ich ja jetzt schnell nach Hause kommen.

Ha(n)sestadt

Im Juni habe ich nach 15 Jahren Aschaffenburg den Wohnort gewechselt und wohne jetzt – je nach Definition – in einem der südlichsten Teile Norddeutschlands, in Osnabrück. Einen so imposanten Fluss wie den Main gibt es dort zwar nicht, aber immerhin die Hase, an der es sich auch ganz nett sitzen und spazieren gehen lässt.

Von meinem neuen Domizil aus machte ich mich am letzten Freitag auf den Weg zur Familie nach Lübeck. Für die Hinfahrt hatten wir (in Bremen stieg meine Freundin zu) uns eine Verbindung mit einem 8-Minuten-Umstieg in AH ausgesucht. Die Rollbahn-IC(E) sind zwar berüchtigt für ihre Verspätungsanfälligkeit, aber es kann ja auch mal gutgehen. Tat es in diesem Fall nicht, denn der IC hatte schon bei der Abfahrt in HO +15, so dass wir den Anschlusszug bei unserer Einfahrt gerade noch ausfahren sahen. Immerhin hatte uns die Zub-in schon einen alternativen Anschlusszug genannt, einen ICE, der interessanterweise nur zwischen AH und AL fuhr. Grund waren wohl die Bauarbeiten für die S-Bahn, wegen der auch der zweite stündliche RE erst ab Ahrensburg fuhr und daher für die Fahrt zwischen den Hansestädten unbrauchbar war. Der ICE fuhr immerhin durch, hatte allerdings einen längeren außerplanmäßigen Halt, so dass wir AL gerade mit Recht auf 25% Fahrpreiserstattung erreichten.

Für die Rückfahrt hatte ich mir vorgenommen, Bahn-Bonus-Punkte zu nutzen, da einige davon Ende Juni verfallen sollten. Den Zeitpunkt der genauen Rückfahrt wollten wir aber spontan entscheiden. Eine kontingentierte Bonus-Freifahrt gab es erst um 19.10 Uhr, so dass wir diesen Termin für die Rückfahrt wählten (und ich feststellte, dass die Buchung von Freifahrten für Mobilgeräte nicht wirklich optimiert ist). Diesmal klappte alles besser, allerdings hatten wir in AH auch fast eine Stunde Umstiegszeit. Der Anschluss-ICE 4 war aber pünktlich und angenehm leer, was man natürlich besonders in Coronazeiten zu schätzen weiß. Nachdem ich die Freundin in HB verabschiedete, hielt der Zug noch (diesmal planmäßig) in Diepholz und erreichte meine neue Heimat pünktlich um 22.35 Uhr, wo ich vom Bahnhof aus zum Glück laufen kann.

Diepholz ist das neue Nienburg?

Zum letzten Mal war Fronleichnam dieses Jahr für mich ein Feiertag (dazu demnächst mehr). Das nutzte ich, um gemütlich auszuschlafen und dann nach Bremen zu fahren. Wegen der Bauarbeiten zwischen Kassel und Göttingen lohnte es sich, mit dem ICE nach KD und dann mit dem IC weiter zu fahren. Beim Umstieg hatte ich vor, noch Fotos von den Integral-Triebwagen zu machen, die die Regiobahn von der Bayerischen Oberlandbahn übernommen hat. Die wurden leider nicht wirklich vorzeigbar, dafür kam aber zufällig der Europa-ICE vorbei:

Europa-ICE in Düsseldorf Hbf

Mein Anschluss-IC, der von +5 auf +30 geklettert war, fiel letztendlich ganz aus, so dass ich mit dem nächsten IC nach EMST fuhr. Dort fiel mir die originelle Methode auf, wie auf den SEV auf der RE 42 hingewiesen wurde:

Mit nur etwa +5 trudelte der nächste ICE nach Bremen ein. Da ja der Vorzug ausgefallen und außerdem statt eines 1ers ein 2er eingesetzt war, war er trotz Pandemie gut gefüllt, so dass für mich nur die Treppenstufe am Eingang blieb. Das funktionierte einigermaßen und ich stellte mich schon auf die Ankunft in HB ein, bis der Zug plötzlich in Diepholz zum Stehen kam. Der Zub zeigte sich davon genauso überrascht wie die Fahrgäste. Da gewittriges Wetter herrschte und am Nachbargleis der Sprinter ebenfalls außerplanmäßig hielt, ging ich von einer Streckensperrung aus. Interessanterweise begannen die Passagiere des Sprinters, auch noch unseren Zug zu entern, bis eine Ansage kam, dass dieser auch nicht weiter fahren könne. Was genau passiert ist, bleibt bis heute ein Mysterium, aber zum Glück war die Weiterfahrt deutlich weniger kompliziert als neulich, denn es ging mit dem RE, in den zum Glück alle Wartenden recht gut hineinpassten, weiter nach HB, das ich mit etwas über +120 gegenüber meinem ursprünglichen Plan erreichte. Für die Fahrpreiserstattung hatte ich mir schon aus alter Gewohnheit ein Papierformular geholt, bis mir einfiel, dass da ja was war: Seit diesem Monat kann man den Antrag auch im Navigator stellen. Das war erstaunlich einfach, ich musste nur geplante Verbindung und tatsächliche Ankunft eingeben.

Von Bremen aus machten wir am Samstag einen Abstecher nach Osnabrück – hin mit dem IC, wo uns zum Sitzen auch wieder nur die Treppenstufe blieb, zurück mit dem ICE, bei dem wir dafür ein ganzes Abteil für uns hatten. Pünktlich waren aber erfreulicherweise beide Fahrten.

Die Rückfahrt gestern Abend ging dann wieder über Hannover, wo ich aus dem IC 2 in einen ICE 2 umstieg. In dem war mein Wagen nicht klimatisiert, was mit T-Shirt aber noch auszuhalten war und außerdem den Lacher des Tages produzierte:

Meine gewählte Verbindung war zwar nicht die schnellste, hatte aber den Vorteil, dass der Zug wegen der Bauarbeiten von Göttingen direkt nach Fulda umgeleitet wurde und damit passend zu 30 Jahren ICE den Weg nahm, den die Intercitys vor der Eröffnung der NBS fuhren. Für mich war das gleichzeitig die Erstbefahrung der durchaus abwechslungsreichen Strecke Eichenberg – Bebra. Ab Fulda befuhren wir bis NWH wieder die NBS. Den Umstieg dort nutzte ich für einen Döner, den es allerdings nicht direkt am Bahnhof gibt, sondern nur in der zur Innenstadt führenden Kaiserstraße. Ich schaffte es aber problemlos, ihn aufzuessen und trotzdem den ICE nach NAH noch zu erreichen, in dem die Klimaanlage deutlich besser funktionierte. So bewahrheitete sich auch das anscheinende Naturgesetz, dass Nord-Süd-Fahrten im Gegensatz zu Süd-Nord-Fahrten immer pünktlich sind. Der angekündigte Regen war zum Glück auch ausgeblieben, so dass ich mich entspannt auf meinen Drahtesel nach Hause schwingen konnte, wo ich tatsächlich bereits vom Brief (ja, den bekommt man immer noch) mit dem Erstattungsbescheid für die Fahrt am Donnerstag empfangen wurde.

Dreimal ist Bremer Recht

Erst bei der Recherche zu diesem Beitrag fand ich heraus, dass es zu all den Redewendungen mit der magischen Drei auch eine mit Bremen-Bezug gibt: Demnach werden einem in der Hansestadt immer zwei Fehlversuche zugestanden, bis man es beim dritten Mal dann hoffentlich schafft. Leider ist auch daran die Deutsche Bahn gescheitert: Über das verlängerte Wochenende sollte es mal wieder zur Freundin in den Norden gehen. Die Idee war, Donnerstag frühmorgens loszufahren und ein paar Stunden aus dem Zug zu arbeiten. Ab NWH sollte ich dabei einen der letzten durchgehenden Züge in die Hansestadt nehmen, bevor diese ab Samstag wegen der Baustelle zwischen Kassel und Göttingen für drei Monate eingestellt wurden.

In den Genuss nur eines Umstiegs kam ich allerdings nicht, denn statt der Doppeltraktion ICE 2, die für ein Flügeln nach Hamburg und Bremen in Hannover nötig gewesen wäre, hatte man einen ICE 1 bereitgestellt. Immerhin fuhr der pünktlich ab und hatte durch seine Länge auch ausreichend Sitzplätze. Das zweite Problem ergab sich bei der Abfahrt in Göttingen: Der Zugschluss dürfte den Bahnhof noch nicht verlassen gehabt haben, da bremste der Zug schon wieder scharf und hielt an. Nach einiger Zeit wurde uns mitgeteilt, dass es eine Störung am Zug gebe und der Tf versuche, ihn wieder zum Laufen zu bekommen. Langer Rede kurzer Sinn, das dauerte über eine Stunde, so dass in HH auch der folgende Anschluss nach Bremen über alle nicht vorhandenen Berge war. Also arbeitete ich noch eine halbe Stunde aus der Lounge (was den Vorteil hatte, dass ich von dort an einer Telefonkonferenz teilnehmen konnte) und setzte mich in den nächsten ICE. Mit dem hätte ich durchgehend aus Würzburg kommen können … Letztendlich erreichte ich mein Ziel sogar zum vierten Mal in Folge deutlich verspätet.

Ebenso scheint es allerdings Bremer Recht zu sein (oder eher das der DB), dass die Rückfahrt deutlich besser klappt als die Hinfahrt. Wegen der Baustelle musste ich nun allerdings in Hannover umsteigen und eine Stunde mehr Fahrzeit einkalkulieren. Als Bonus bekam ich noch die mir bisher unbekannte Strecke Göttingen–Eichenberg und die Fortsetzung nach Kassel zu sehen, die ich vor Jahren mal mit dem „Kyffhäuser“ gefahren war. Trotz etlicher Langsamfahrabschnitte und sogar einiger Standzeit erreichten wir FKW mit „nur“ +5, so dass mein Anschluss in Würzburg nicht gefährdet war und ich auch NAH pünktlich erreichte. Mal gucken, ob die zweifelhafte „Tradition“ sich bei der nächsten Fahrt fortsetzt.

Mit Abstand gefahren (leider auch zeitlichem)

Und schon wieder war Bremen angesagt, diesmal für eine ganze Woche. Hin ging es am Samstagmorgen. Bis NWH ging noch alles glatt, dann überraschte mich der Navigator mit der Hiobsbotschaft, dass der Anschluss-ICE verspätet sein würde. Genauer gesagt hatte er +30 wegen eines notwendig gewordenen Batterie-Resets, wie nach dem Einstieg per Ansage mitgeteilt wurde. Mehr Verspätung wurde es zwar nicht, trotzdem war der Anschluss in HH weg – besonders ärgerlich, weil es der Pendel-ICE HH–HB war, der zu Nicht-Corona-Zeiten der zweite Zugteil meines Zuges gewesen wäre. Also kurz in die Lounge, die mit ausnahmsloser Maskenpflicht, somit ohne Getränke- und fast ohne Zeitungsangebot aber auch nicht so wohnlich wie sonst war. Das motivierte mich, mal beim folgenden RE nach dem Füllungsgrad zu schauen, und siehe da: Dort war einigermaßen Abstand möglich, und so erreichte ich zur Abwechslung mal mit weniger als +60 HB, übrigens fast auf den Tag genau ein Jahr nach meiner letzten Fahrt „vor Corona“.

Zurück am Montagmittag klappte es netterweise deutlich besser: Wieder mit dem IC2 nach HH, dann in den ICE. Für Montagmittag im (mehr oder weniger) Lockdown war er gut gefüllt, aber im letzten Wagen gab es auch für ein größeres Abstandsbedürfnis noch genug Platz. Beim Einsteigen wunderte ich mich noch, dass das typische Buckelrestaurant nicht zu erkennen war. Ich dachte an eine Kombination aus Wagen von ICE 1 und 2. Des Rätsels Lösung war viel einfacher, zeigte sich aber erst bei der Abfahrt: Es gab schlicht kein Bordrestaurant, weil es wegen eines Defekts ausgereiht worden war. Hätte ich das gewusst, hätte ich noch genug Zeit gehabt, mir am Bahnhof einen Cappuccino zu kaufen … Den gab es dann beim Umstieg in NWH. Von dort ging es dann pünktlich weiter, so dass ich in NAH noch schnell in den Biomarkt hinterm Bahnhof springen und dann mit der Miltenberger RB nach Hause fahren konnte.

Früher los, wie geplant da

Wieder mal war ich vorletztes Wochenende nach Bremen unterwegs, damals noch bei winterlichen Temperaturen und eine Woche nach dem großen Schnee, der in ganz Norddeutschland fiel. Schon vorher hatte die DB angekündigt, dass meine eigentliche Verbindung um 17:23 ab NAH nicht funktionieren würde, da ICE 90 über die Altstrecke umgeleitet werden sollte. Also peilte ich wieder die Verbindung mit ICE 776 über FF an. In den Tagen vor der Fahrt stieg die Spannung, ob die Fahrt so durchführbar sein würde, waren doch etliche Strecken im Norden noch Tage nach dem Schneefall gesperrt. Am Reisetag betraf das „nur“ noch die SFS Hannover – Göttingen, dem Vernehmen nach wegen zugeschneiter Rettungswege. Diesmal schaffte ich es, den 776er bereits in FF zu erreichen. Bis Fulda hatten wir uns wegen „Zugstau“ schon ca. +15 eingefahren. Auf der Umleitung über die Altstrecke standen wir dann noch ein paarmal, wohl aus demselben Grund. Letztendlich kam ich also mit etwa +60 in HB an. Normalerweise ärgerlich, aber nachdem mir meine Odyssee vom letzten Mal noch in den Knochen steckte, diesmal geradezu erfreulich, vor allem da es der ursprünglich gebuchten Ankunftszeit entsprach.

Zurück wählte ich ebenfalls dieselbe Verbindung wie beim letzten Mal. Die +5, die er in HB hatte, fuhr der IC bis HH nahezu wieder heraus. Der Anschluss an den ICE klappte also problemlos, zumal der auch einige Minuten zu spät war. Da der SFS-Abschnitt immer noch gesperrt war, bangte ich aber um den Anschluss in NWH. Erfreulicherweise kamen wir aber gut durch (am Vortag hatte es wohl zwischen Hannover und Göttingen noch einiges Chaos gegeben) und fuhren auf den nachfolgenden SFS-Abschnitten einiges an Verspätung wieder heraus. In NWH dann dasselbe Spiel wie in Hannover: Der Anschluss hatte wiederum ein paar Minuten Verspätung, aber auch wenn er pünktlich gewesen wäre, hätte ich ihn noch erreicht. Bis NAH hatten wir auch die wenigen Minuten wieder herausgefahren, so dass ich meinen Heimatbahnhof nicht nur rechtzeitig zur Ausgangssperre, sondern sogar pünktlich erreichte.

Ver(r)eist

Nach langer Zeit war ich letztes Wochenende mal wieder mit dem Zug unterwegs, Bremen war mein Ziel. Ein Vorteil des Homeoffices ist es, dass es näher am Bahnhof liegt, so konnte ich problemlos um 16:33 Uhr an Gleis 8 stehen. Da kam kurioserweise aber nicht mein ICE 3 Richtung Dortmund, sondern völlig unangekündigt ein 4er, der laut Anzeige am Zug von Berlin nach Interlaken unterwegs war. Sicherheitshalber stieg ich nicht ein, weil ich nicht wusste, ob der Zug auch in FF halten würde. Wie sich herausstellte, war der Zug wegen einer Streckensperrung bei Schlüchtern umgeleitet worden, meiner kam direkt dahinter und war deswegen zwangsläufig verspätet. Wegen des durch die Sperrung ausgelösten Zugstaus verbesserte sich das nicht gerade, so dass mir mein Anschluss-ICE in FF vor der Nase wegfuhr. Zum Glück schaute ich im Navigator nach einer neuen Verbindung, bevor ich irgendwas anderes machte, denn zu meiner Überraschung stellte sich heraus, dass ich ihn in Fulda noch erreichen konnte, wenn ich sofort den ICE Richtung Dresden nahm. Der war so gut gefüllt, dass ich mal wieder auf der Eingangsstufe Platz nahm (neben jemand anderem sitzen mag ich im Moment noch weniger als sonst). Das musste ich aber nicht lange und der Anschluss an den 776 klappte auch problemlos. Der muss nach der Abfahrt in FF, da von Gleis 1, erst mal über Niederrad fahren und kommt daher erst nach dem Dresdner ICE in Fulda an.

Jetzt konnte ich mich gemütlich zurücklehnen (zumal der Zug, da ICE 1 statt 2, auch sehr schwach besetzt war) und auf eine pünktliche Ankunft in Bremen hoffen. Das tat ich bis nach der Abfahrt aus Hannover, genauer gesagt bis der Zug in Nienburg plötzlich außerplanmäßig anhielt. Laut Ansage war die weitere Strecke wegen vereister Oberleitung gesperrt, so dass wir frühestens in einer Stunde weiter fahren könnten. Nachdem diese Zeit herum war, lautete die neue Ansage, dass wir zurück nach Hannover fahren würden und uns da an die Information wenden sollten. Das passierte aber auch nicht, stattdessen hieß es irgendwann, dass wir den Zug verlassen und mit dem Regionalverkehr nach Hannover zurück fahren sollten.

Zwischenzeitlich hatte ich aber erfahren, dass DB Regio einen Busnotverkehr nach Verden organisiert hatte, von wo die Strecke wieder offen war. Also stellte ich mich vor den Bahnhof (die Kälte machte mir gerade nichts), und tatsächlich tauchte irgendwann ein Bus auf, der extra aus Hannover gekommen war. Der machte sich nun, soweit das auf den spiegelglatten Straßen möglich war, auf den Weg nach Verden, nicht ohne unterwegs noch die Bahnhöfe Eystrup und Dörverden abzuklappern, wo der Regionalzug gehalten hätte. Ich saß in der zweiten Reihe, vor mir, wie sich herausstellte, ein Bahner, der eigentlich schon Feierabend hatte, sich aber rührend um unser Weiterkommen kümmerte. Der stellte auch (gemeinsam mit den Fahrgästen) fest, dass wohl doch ein Zug über die vermeintlich gesperrte Strecke fahren sollte, den wir aber nicht mehr erreichen würden. Der nächste sollte prompt ausfallen, so dass der Bahner alle Hebel in Bewegung setzte, damit der Bus nach Bremen weiter fuhr. Das erreichte er dann auch tatsächlich, und wir erreichten Verden ironischerweise in dem Moment, als ein Zug (vermutlich der, der aus Nienburg gekommen war) Richtung Bremen abfuhr. Das brauchte uns aber nun nicht weiter zu kümmern, denn wir fuhren ohne weitere Zwischenhalte mit angepasster Geschwindigkeit direkt über die Autobahn zum Bremer Hauptbahnhof, wo wir gegen ein Uhr ankamen. Der Bahner und einige Fahrgäste mussten jetzt noch irgendwie nach Bremerhaven kommen, mir dagegen stand nur noch ein Fußmarsch über die Bürgerweide bevor, der bei dem herrschenden Wetter aber auch etwas von einer Antarktisexpedition hatte.

Erfreulicherweise deutlich angenehmer verlief die Rückfahrt, was aber auch damit zusammenhing, dass der Himmel blau war und daher nichts Eisiges von selbigem fiel. Diesmal ging es mit einem IC2 nach Hannover, wo wir aus ungeklärter Ursache mit Verspätung ankamen. Auch wenn die App anderer Ansicht war, reichte die Zeit aber trotzdem noch, um einen Kaffee zu holen (Cappuccino gab es beim Bahnhofsbäcker schon nicht mehr). Die weitere Fahrt mit Umstieg in Würzburg verlief dann sogar komplett pünktlich und mit genug Abstand, so dass ich wie geplant um 20:32 und damit eine knappe halbe Stunde vor dem Corona-Zapfenstreich meinen Drahtesel satteln konnte.

Die Verspätungen schlafen nicht

Erst mal ein frohes neues Jahr an alle Leser jeglichen Geschlechts!

Der HLB-Flirt hat sich seinen Feierabend in Aschaffenburg redlich verdient (und vielleicht repariert dann auch jemand das WC)

Nein, nicht alle Züge schlafen. Im Gegenteil, der Bahnbetrieb läuft sogar fast normal weiter, obwohl durch den Lockdown viele Reiseanlässe weggefallen sind. Auch ich war das erste Mal seit ungefähr zwanzig Jahren um den Jahreswechsel nicht mit dem Zug unterwegs. So ist mir zuerst gar nicht aufgefallen, dass schon wieder zwei Jahre um sind und daher meine turnusgemäße Verspätungsstatistik ansteht.

Wie immer habe ich daher die Blogbeiträge des entsprechenden Zeitraums ausgewertet und daraus eine Statistik erstellt, mit wie viel Verspätung ich am jeweiligen Zielort angekommen bin. Eventuell verpasste Anschlüsse sind also mit eingerechnet. Hier das Ergebnis:

Verspätung (min)FahrtenAnteil
<0 43,4%
0–5 7563,6%
5–302420,3%
30–60 86,8%
>60 75,9%
Ausfall00,0%
Meine persönliche Verspätungsstatistik 2019/20

Natürlich war ich coronabedingt insgesamt deutlich weniger unterwegs als 2017/18 – leider auch 2020 aber nicht pünktlicher. Im Gegenteil ist der Anteil der pünktlichen Ankünfte sogar wieder leicht gesunken. Positiv zu vermelden ist allenfalls, dass ich keine Fahrt komplett abgebrochen habe. Allerdings gab es eine Spaßtour, bei der ich spontan das Ziel ändern musste und das dann auch deutlich verspätet erreicht habe, ebenso wie mein Zuhause auf der Rückfahrt.

Wie immer geht es nur um Fernverkehrsfahrten, die (vor der Pandemie) vielen Fahrten zu Mensa-Stammtischen oder dem Besuch beim Cousin in Frankfurt sind nicht mit eingerechnet, dürften aber insgesamt eine deutlich bessere Bilanz haben. Dafür sind auch Fahrten im Ausland eingerechnet, die sieben Verspätungen über 60 Minuten gehen also teilweise auf das Konto von Frankreich und Norwegen. Letzteres hält mit vier Stunden und einer dadurch nötigen zusätzlichen Übernachtung auch den diesmaligen Rekord.

Die alten Statistiken zum Vergleich gibt es hier: 2017/18, 2015/16, 2013/14, 2007–12. Schauen wir mal, was die nächsten zwei Jahre so bringen, nicht nur im Hinblick auf „Corona“ und die dadurch verminderte Lust am Bahnfahren.