Zug und „Vogel“ – einmal nach Rovaniemi

Inspiriert vom Film „Zugvögel“ habe ich mich Anfang April auf den Weg nach Finnisch-Lappland gemacht. Anlass war ein Vereinstreffen, zu dem ich wegen der Flugzeiten ohnehin am Vortag anreisen musste. Also beschloss ich, nur bis Helsinki zu fliegen und von da den Nachtzug zu nehmen.
Das Abenteuer fing schon mit der Fahrt zum Frankfurter Flughafen an: Mein ICE war mit +20 angekündigt. Scharfes Rechnen ergab, dass ich dann den RE nach FF nehmen könnte (was man hat, das hat man) und wahrscheinlich sogar noch vor dem ICE dort wäre. Pustekuchen: Der ICE überholte uns bereits in Hanau, wodurch der RE natürlich auch Verspätung bekam. Der Zub kümmerte sich rührend um mich und machte sich wohl mehr Sorgen um das Erreichen meines Fluges als ich. In FF erreichte ich gerade noch den leicht verspäteten ICE Richtung Amsterdam, so dass ich immer noch ausreichend Zeit bis zum Abflug hatte. Zum Terminal 2 nahm ich übrigens die SkyLine, auch wenn die Wegweiser einen vom Bahnhof aus zum Shuttlebus schicken. Meiner Meinung nach geht es mit der SkyLine deutlich schneller, auch wenn man einen Tick weiter laufen muss.

Der Flug verlief ohne Besonderheiten und leider inzwischen auch ohne kostenlosen Snack, was bei meinem letzten Finnair-Flug 2013 noch anders war. Nur Kaffee, Tee, Wasser und Blaubeersaft gab es gratis. In HEL angekommen, schnappte ich meinen Koffer, der leider leicht beschädigt worden war, und machte mich auf den Weg zum erst 2015 eröffneten S-Bahnhof. Vor dem Automaten hatte sich eine Schlange gebildet, aber daneben gab es noch einen, der nur Karten akzeptierte und vor dem niemand wartete. Ich kaufte eine Fahrkarte und stieg in den Zug. Der Flughafen ist „Endpunkt“ einer Ringlinie vom Hbf aus, man kann also in jede Richtung fahren und kommt immer in die Stadt. Ich entschied mich für die Linie I, die gegen den Uhrzeigersinn fährt. Unterwegs kam ein Zub vorbei. Ich zeigte ihm meine Fahrkarte, er meinte, er wolle sie eigentlich gar nicht sehen (er war wohl nur für den Fahrkartenverkauf da), aber ich müsse sie noch entwerten, was ich dann auch gleich tat. Im Nachhinein hat mich das etwas gewundert, weil das Ende der Gültigkeit bereits aufgedruckt war:

Am Hbf angekommen, lichtete ich erst mal einen S-Bahn-FLIRT ab …

… sowie diverse Busse, von denen ich stellvertretend einen zeige:

Da ich für den Nachtzug mein eigentliches Ticket noch nicht hatte, sondern nur eine Auftragsbestätigung, versuchte ich die Fahrkarte am Automaten zu besorgen. Der fand auch den Auftrag, bot jedoch keine Möglichkeit, das Ticket auch zu drucken. Also ging ich in die imposante Schalterhalle, …

wo mir eine nette Angestellte das Ticket druckte:

Die Zeit bis zur Abfahrt des Nachtzugs vertrieb ich mir zum einen am Bahnhof, wo ich einige Bilder von Zügen machte:

Dabei konnte ich beobachten, dass es die „Salamitaktik“ bei Verspätungen offensichtlich auch in Finnland gibt: Die voraussichtliche Abfahrtszeit für einen Zug, der schon am Bahnsteig stand, wurde immer wieder um fünf Minuten nach hinten verschoben. Wie viele Minuten hinter Plan er den Bahnhof dann verlassen hat, habe ich nicht mitbekommen.

Pünktlich war dagegen der „Allegro“ aus St. Petersburg:

Außerdem kam mir im U-Bahnhof ein Zug der neuen Metro-Baureihe M300 vor die Linse:

Da von dieser Baureihe, die vor allem für die dieses Jahr in Betrieb gehende Westmetro dienen soll, noch nicht alle Wagen in Betrieb sind, wurde ich Zeuge einer Testfahrt: Ein leerer, innen unbeleuchteter Zug mit abgedeckten Sitzen hält kurz am Bahnsteig und öffnet auf der abgewandten Seite die Türen, während oberhalb der Türen irgendwelche Lichtschranken aktiviert werden.

Außerdem schlenderte ich ein bisschen durch die Innenstadt, wo ich 2010 schon mal gewesen war. Da das Wetter nicht so toll war, blieb ich im Rathaus hängen, wo unter anderem eine interessante Fotoausstellung lief.

Vor der Abfahrt des Nachtzuges aß ich noch bei einem indischen Schnellrestaurant in der Bahnhofspassage und deckte mich mit Süßigkeiten für die Fahrt ein. Dann bezog ich mein Einzelabteil mit Dusche:

Nach der Abfahrt klopfte der Schaffner und erzählte mir etwas auf Finnisch. Ich verstand immerhin so viel, dass es um die Öffnungszeiten des Restaurants ging und verzichtete daher auf eine englische Übersetzung. Dann traf ich mich noch kurz mit einem Vereinskollegen im Speisewagen, wo wir das Anhängen der Autotransportwagen in Pasila/Böle abwarteten. Dann machte ich mich auf den Weg ins Bett, denn den Schlaf konnte ich jetzt gut gebrauchen. Geschlafen habe ich zwar relativ gut, aber natürlich nicht so wie zu Hause. Als ich aufwachte, hielten wir gerade in Kemi. Der DB Navigator verriet mir über das Bord-WLAN, dass wir eine halbe Stunde Verspätung hatten. Kurz darauf klopfte ein Zub, der mir (diesmal allerdings auf Englisch) genau das mitteilte und fragte, ob ich noch eine Busverbindung erreichen müsse. Draußen sah es inzwischen so aus:

Da wir ja nun noch Zeit hatten, legte ich mich noch eine Weile hin, bevor ich dann die Dusche testete und mich anschließend auf dem Weg in den Speisewagen machte. Selbst beim Einzelabteil ist in Finnland interessanterweise kein Frühstück inbegriffen, also kaufte ich einen Muffin und einen großen Kaffee aus der typischen finnischen Glaskanne auf der Warmhalteplatte.

Statt im Einzelabteil hätte ich die 12 Stunden Fahrt auch im Sitzwagen zubringen können:

Dort befanden sich aber zu diesem Zeitpunkt nur noch zwei einsame Fahrgäste. Mit nur noch etwa +10 erreichten wir schließlich Rovaniemi, …

… wo ich mich wieder mit meinem Vereinskollegen zusammen tat und wir ein wenig die Stadt erkundeten, u.a. das offizielle Einkaufszentrum des Weihnachtsmanns …

… das sich aber bis auf einen riesigen roten Briefkasten in nichts von einem normalen EKZ unterscheidet. Da die beiden in Rovaniemi zusammenfließenden Flüsse noch größtenteils zugefroren waren, sahen wir auch einen Eisangler und eine Schneemauer:

Weitere Sehenswürdigkeiten besichtigten wir dann später im Rahmen des Treffens, u.a. das von Aalto entworfene Theater, …

… das Arktikum …

und den nach der Rockband benannten Lordi-Platz.

Zurück ging es dann vom Flughafen aus, der mit dem Linienbus direkt von meinem Hotel aus erreichbar ist. Sonntags fährt er nicht allzu oft, aber zu meinem Flug gab es eine passende Fahrt. Sowohl der Flug nach Helsinki als auch der nach Frankfurt waren bis auf den letzten Platz belegt. Für HEL-FRA hatte ich mir den letzten Fensterplatz gesichert und konnte so u.a. Tallinn, das ZDF-Gebäude und die Innenstadt von Mainz sehen.
Für die Rückfahrt hatte ich mir dann schon ausgerechnet, den ICE um 19.35 Uhr nach NAH zu nehmen. Das hätte auch prima geklappt, wären nicht auf der Spessartstrecke Bauarbeiten gewesen, die zu einer Umleitung der ICE über Schlüchtern führten. Also konnte ich mir zwar den Weg zum Fernbahnhof sparen, musste aber mit dem VLEXX und dem in geänderter Zeitlage fahrenden RE vorlieb nehmen. Und einen Bus nach Hause gab es auch nicht mehr und ein AST noch nicht, aber zum Glück ist das Taxi nicht sehr teuer.

Kiitos lukemasta!

Du gamla, du fria, …

Davon, dass der Norden – wie in der → schwedischen Nationalhymne besungen – wirklich alt, frei und felsig ist, konnte ich mich zwischen dem 25. Juli und dem 4. August ausführlich überzeugen. Nach dem Vorbild meiner Schweiz-Rundfahrt 2006 bin ich insgesamt zehn Tage lang durch Schweden, Finnland und Norwegen getourt. Alle Fotos und einen ausführlichen Reisebericht gibt es später, hier erst mal die Höhepunkte der Reise in Kurzform:

  • Los ging es mit dem Nachtzug nach Kopenhagen, wo ich prompt das einzige Mal auf der Reise den Anschluss verpasst habe: der Zug hatte 20 Minuten Verspätung, so dass der X2000 nach Stockholm gerade weg war. Auf Anraten des Schaffners bin ich weiter nach Malmö gefahren und habe dort umgebucht (der X2000 ist reservierungspflichtig). Einen freien Platz gab es erst wieder drei Stunden später, dafür aber ohne Aufpreis in der ersten Klasse.
    Kurz vor Stockholm dann die nächste Komplikation: Vor uns war die Strecke wegen eines Unfalls gesperrt, es ging nur mit Bussen weiter. Da ich den direkten Bus nach Stockholm nicht gefunden habe, fuhr ich zur nächsten S-Bahn-Station und von dort mit dem Pendeltåg weiter in die Hauptstadt.
  • Von Stockholm habe ich mit der MS Gabriella nach Helsinki abgelegt. Das hat mit Bussen und Bahnen zwar nichts zu tun, ist aber wegen der wunderschönen Schärenlandschaft trotzdem erwähnenswert.
  • Nach ausgiebigem Betrachten der finnischen Hauptstadt, unter anderem mit der Touristen-Straßenbahnlinie 3T, ging es dann weiter in Richtung Norden an der Küste des Bottnischen Meerbusens entlang – zunächst mit einem Intercity bis Oulu, dann mit einem Regionalzug bis nach Kemi. Von dort fuhr ein nicht mehr ganz taufrischer Bus nach Tornio an der Grenze zu Schweden, die ich dann zu Fuß überquert habe (die Busse fahren aber auch hier). Weiter zu meinem Etappenziel Luleå brachte mich dann wiederum ein Bus, in dem ich auf dem „Panoramaplatz“ oben ganz vorne sitzen konnte.
  • Eines der Kernstücke der Reise war am nächsten Tag die Fahrt auf der legendären Erzbahn. Leider war das Wetter an diesem Tag nicht sehr gut, so dass ich statt der beeindruckenden Landschaft vor allem tiefhängende Wolken sah. In Vassijaure kurz vor der norwegischen Grenze hatten wir aufgrund technischer Probleme einen einstündigen unfreiwilligen Aufenthalt, den ich aber immerhin dazu genutzt habe, den Zug zu fotografieren. Hinter der Grenze klarte es dann zum Glück auf, so dass ich kurz vor Narvik noch ein Bild der beeindruckenden Fjordlandschaft machen konnte. Auf der Brücke über den sonst abgeschotteten Erzbahnhof gelang es mir dann auch, einige Erzzüge abzulichten.
  • Auch bei der Weiterreise am nächsten Tag standen Fjorde im Mittelpunkt. Der Bus, den ich bis Fauske benutzt habe, überquerte einen davon sogar auf einer Fähre, und der Zug, in den ich dort umgestiegen bin, fuhr anfangs direkt an einem entlang – eine Fahrt durch die Berge im Landesinneren folgte. Bis zu meinem Tagesziel Trondheim zog sich die Strecke dann aber auch in den bequemen Sitzen des etwas nostalgischen Zuges etwas.
  • Von Trondheim führte mich meine Reise dann durch eine wieder mitteleuropäischer werdende Landschaft mit einem BM-73-Neigezug nach Oslo, das ich mir am folgenden Tag noch ein wenig anschaute, bevor ich dann – mit einer anderen Version des BM 73 – zu meiner letzten Etappe nach Göteborg aufbrach.
  • Nachdem ich auch die zweitgrößte Stadt Schwedens erkundet hatte, brach ich am späten Nachmittag zur Rückfahrt auf. Sie führte zunächst – wieder mit einem X2000 – nach Lund, wo zurzeit der Nachtzug nach Berlin beginnt. Dieser hat einige Besonderheiten: Zum einen ist er – unter Nutzung der Fähre Trelleborg–Sassnitz – der einzige direkte Zug von Deutschland nach Schweden und zurück, zum anderen ist er einer der wenigen Fernzüge, die in Deutschland unter der Regie eines privaten Bahnanbieters, in diesem Falle der Georg Verkehrsorganisation, laufen. Trotzdem wird der Zug interessanterweise von einem DB-Zub begleitet.
  • Nach der Ankunft in Berlin zur unchristlichen Zeit von 06:04 Uhr frühstückte ich mit dem netten schwedischen Pärchen, das ich im Zug kennen gelernt hatte (und dessen männliche Hälfte mich prompt in seinem → Blog verewigte) und setzte mich dann in den ICE nach Essen, von wo ich dann weiter nach Marl fuhr, wo ich noch einige Tage bei meinen Eltern verbrachte und in Erinnerungen an diese schöne Reise schwelgte.
  • Gefahren bin ich übrigens mit einem → InterRail-Ticket, das für fast alle Züge und einige Fernbusse außerhalb Deutschlands gilt. Extra bezahlen musste ich so nur die An- und Abreise in den Nachtzügen, die Reservierung für den X2000, die Busfahrt Narvik–Fauske, den städtischen ÖPNV sowie natürlich die Schiffsfahrt Stockholm–Helsinki. Übernachtet habe ich jeweils in Jugendherbergen, so dass sich die Kosten einigermaßen in Grenzen hielten. Trotzdem ergab sich für alle Fahrten und Übernachtungen (ohne Verpflegung) eine Summe von über 900 Euro, die auszugeben sich aber absolut gelohnt hat. Wenn ich euch jetzt zu einer eigenen Nordland-Tour inspiriert habe – schreibt mir, vielleicht kann ich euch noch ein paar Tipps geben!